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Rufmord

Rufmord

Titel: Rufmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Minninger
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Rückbank. »Habt ihr das denn nicht mitverfolgt? Bereits letzte Woche hatte ›Mystery‹ ihren ersten Auftritt. Was dachtet ihr denn, weshalb Mr Anderson vorhin so getobt hat?«
    »Offen gestanden sitzen wir nicht so oft vor dem Radio«, gab Bob ehrlich Auskunft. »Aber was meinen Sie denn mit ›ihrem‹ Auftritt? Bei ›Mystery‹ handelt es sich doch eindeutig um einen Mann, zumindest soweit man das anhand seiner Stimme beurteilen kann.«
    »Wenn du von der heutigen Sendung sprichst, muss ich dir Recht geben. Aber letzte Woche war die Stimme unverkennbar weiblicher Natur. Ihr Anruf erreichte mich um dreiundzwanzig Uhr dreißig, mitten in der Werbepause. Das Thema der Sendung lautete: ›Drogen am Arbeitsplatz‹.«
    »Was ist das denn für ein Motto?«, fragte Peter amüsiert. Der starke Regenschauer hatte nachgelassen, so dass er wieder fester aufs Gaspedal treten konnte.
    »Ist doch jetzt völlig unwichtig, Zweiter«, erwiderte Justus ungeduldig, weil er befürchtete, dass Mrs Brighton den Bericht bis zur Ankunft vor ihrer Haustür nicht zu Ende bringen konnte; schließlich hatten sie das Ortsschild ›Inglewood‹ bereits eine Meile hinter sich gelassen. »Fahren Sie fort, Madam.«
    »Was soll ich sagen? Eigentlich hatte ich bereits genug Anrufer in der Warteschleife. Aber die Frau schien mir sehr aufgeregt zu sein. Sie erzählte mir, dass ihre Tochter aus der Schule gekommen sei und völlig begeistert erzählt hätte, dass ihr Mathe-Lehrer beschwipst zum Unterricht erschienen sei. Schließlich habe er lallend vor der Tafel auf dem Boden gelegen.« Mrs Brighton schluckte. »Im Nachhinein kann ich es ja selbst nicht begreifen, dass ich ihr die Geschichte abgekauft habe. Aber die Anruferin hat so überzeugend geklungen. Es sei ein Skandal, der unbedingt an die Öffentlichkeit müsse! Ich habe sie dann in die Sendung geschaltet, zumal meine Aufgabe darin besteht, quotenträchtige Themen herauszufiltern.«
    »Und was geschah dann?« Der Erste Detektiv spielte nervös mit den Fingern an seinem Gurt.
    »Sie stellte sich flüsternd als ›Mystery‹ vor und raunte Mr Anderson einen merkwürdigen Satz ins Ohr.«
    »Können Sie sich noch an den genauen Wortlaut erinnern?«, fragte Bob.
    Mrs Brighton schloss für einen Moment die Augen. »›Ich bin es ... Mystery ... Es war die Nachtigall ... und nicht die Lerche.‹«
    Peter stutzte. »Das war alles?«
    Sie nickte.
    »Und wie hat Mr Anderson darauf reagiert?«, drängte Justus.
    Mrs Brighton deutete plötzlich zum Seitenfenster hinaus. »Hier muss ich aussteigen!«
    Unwillkürlich trat der Zweite Detektiv auf die Bremse.
    »Reagiert?« Mrs Brighton löste ihren Gurt und runzelte die Stirn. »Eigentlich gar nicht. Seltsam, dass du mich das fragst.«
    »Wieso?«, erkundigte sich Justus knapp.
    »Weil es mir bis eben gar nicht aufgefallen ist.«
    »Was denn?«
    Ihre Hände umfassten die Handtasche. »Nach diesem Anruf hatte er mehrere Black-outs.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er war unkonzentriert und schien nicht mehr bei der Sache zu sein. Er verhaspelte sich auch mehrmals in der Moderation. Das kannte ich von ihm bisher noch nicht.« Mrs Brighton zog am Griff der Wagentür. »Es war nett von euch, mich nach Hause zu fahren. Vielleicht trifft man sich ja mal wieder.«
    »Nur noch eine Frage, Madam!«, hielt Justus sie zurück.
    »Ja?«
    »Hat Mr Anderson nach dieser Sendung auch solch einen Aufstand veranstaltet wie heute?«
    Mrs Brighton schüttelte den Kopf. »Stumm wie ein Karpfen war er. Selten habe ich ihn so erlebt. Er schien mir völlig abwesend zu sein. Ich konnte mir aber nicht erklären, was dahinter steckt. Aber eines weiß ich mit Bestimmtheit: Seit diesem mysteriösen Anruf letzte Woche geht es ihm richtig schlecht. Das spüre ich deutlich.« Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Und wenn ich ehrlich bin, genieße ich es ...«

Kälteschauer
    Der Regen prasselte auf das Dach des alten Wohnwagens. Er stand auf dem Schrottplatz des Gebrauchtwarenhandels T. Jonas. Hinter dem T. verbarg sich der Vorname von Justus’ Onkel Titus. Er und seine Frau, Mathilda Jonas, hatten den Ersten Detektiv bei sich aufgenommen, nachdem seine Eltern vor vielen Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Seitdem waren die drei eine verschworene Gemeinschaft und der Erste Detektiv konnte sich ein Leben ohne seine Ersatzeltern beim besten Willen nicht vorstellen.
    Der ausrangierte Campinganhänger diente den drei ??? als Detektivbüro. In ihm war alles

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