Ruheloses Herz
weitersehen.
Während er den Weg wieder hinaufzugehen begann, registrierte er, dass sich vor ihm Licht und Schatten kurz verlagerten. Gleich darauf sah er Keeley Grant durch eine Glastür auf eine mit Steinplatten belegte Terrasse treten.
Schau sie dir an, dachte Brian. So kühl und einzigartig und perfekt. Sie wirkte, als wäre sie für das Mondlicht gemacht. Oder vielleicht war das Mondlicht ja auch für sie gemacht. In den Falten ihres weich fallenden, langen blauen Kleides spielte der Wind, während sie die Terrasse überquerte. Sie schnupperte an den rost- und butterfarbenen Blumen, die am Rand in einem großen Steinkrug blühten.
Ohne nachzudenken, pflückte er von dem Rosenstrauch neben sich eine Knospe ab und schlenderte damit auf die Terrasse. Als sie Schritte hörte, drehte sie sich um. Über ihr Gesicht huschte ein Ausdruck von Verwirrung, der jedoch so schnell kühler Höflichkeit wich, dass er ihm entgangen wäre, wenn er sie nicht die ganze Zeit angesehen hätte.
»Mr. Donnelly.«
»Miss Grant«, sagte er in demselben förmlichen Ton, dann hielt er ihr die Rose hin. »Diese Blumen da sind ein bisschen zu schlicht für Sie. Die hier passt besser zu Ihnen.«
»Finden Sie?« Sie nahm die Rose entgegen, wahrscheinlich weil alles andere unhöflich gewesen wäre, aber sie schaute sie weder an, noch roch sie daran. »Ich mag schlichte Blumen. Trotzdem danke. Amüsieren Sie sich gut?«
»Es hat mich gefreut, Ihre Familie kennenzulernen.«
Sie taute genug auf, um ihn anzulächeln. »Sie haben noch nicht alle Mitglieder kennengelernt.«
»Wie ich gehört habe, haben Sie noch einen weiteren Bruder, der schon wieder auf dem College ist.«
»Brady, ja, und außerdem sind da noch meine Tante und mein Onkel, Cathleen und Keith Logan, und ihre drei Kinder von der benachbarten Three Aces Farm.«
»Ach ja, ich habe von ihnen gehört. Ich glaube mich zu erinnern, dass sie einige Male bei Pferderennen in Irland waren. Kommen sie nicht in den Club?«
»Doch, normalerweise schon, aber im Moment sind sie verreist. Wenn Sie hier bleiben, werden Sie sie noch ziemlich häufig zu sehen bekommen.«
»Und Sie? Wohnen Sie noch daheim?«
»Ja.« Sie schaute zu dem beleuchteten Clubhaus hinüber und sehnte sich danach, zu Hause zu sein. Die Vorstellung, in diesen heißen, überfüllten Raum zurückzugehen, erschien ihr plötzlich fast unerträglich.
»Die Musik hört sich aus der Ferne besser an.«
»Hm?« Sie machte sich nicht die Mühe, ihn anzusehen, und wünschte sich nur, er möge sie endlich allein lassen.
»Die Musik«, wiederholte Brian. »Wenn sie nicht so laut ist, ist es besser.«
Weil sie seine Meinung uneingeschränkt teilte, lachte sie. »Und wenn man sie überhaupt nicht hört, ist es am besten.«
Überrascht lauschte er ihrem Lachen. Da schwang Wärme mit. Wie warmer Rauch, der einem die Sinne benebelt. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, legte er ihr die Hände um die Taille und versuchte, Keeley näher an sich zu ziehen. »Davon verstehe ich nichts.«
Sie erstarrte. Obwohl sie nicht zusammenzuckte, wie es viele andere Frauen in einer derartigen Situation wahrscheinlich getan hätten. Sie stand einfach nur angespannt da.
»Was soll das denn?«
Die eisigen Worte ließen ihm keine andere Wahl, als seinen Griff um ihre Taille zu verstärken. Sein Stolz verbot es ihm, nachzugeben. »Tanzen. Ich habe vorhin gesehen, dass Sie tanzen. Und hier draußen ist es besser als in dem Gewühl da drinnen.«
Vielleicht war sie einverstanden. Vielleicht war sie sogar belustigt. Trotzdem war sie daran gewöhnt, gefragt und nicht einfach gepackt zu werden. »Ich bin extra nach draußen gegangen, um nicht mehr tanzen zu müssen.«
»Das stimmt doch gar nicht. Sie wollten nur dem Trubel entkommen.«
Sie bewegte sich mit ihm im Takt der Musik, weil es sonst wie eine Umarmung ausgesehen hätte. Und Sarah hatte Recht, er bewegte sich wirklich ziemlich aufregend. Da sie hohe Schuhe trug, war sie auf Augenhöhe mit seinem Mund. Und ich selbst habe ebenfalls recht gehabt, entschied sie. Dieser Mund war viel zu sinnlich. Langsam legte sie ihren Kopf zurück, bis ihre Blicke sich trafen.
»Wie lange arbeiten Sie schon mit Pferden?« Sie fand, dass dies ein unverfängliches Gesprächsthema war.
»Irgendwie schon mein ganzes Leben. Und Sie? Reiten Sie selbst auch, oder betrachten Sie die Pferde nur aus der Ferne?«
»Ich kann reiten.« Seine Frage ärgerte sie so, dass sie ihm am liebsten ihre Siegermedaillen und
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