I Love You, Darling!
Epilog
Nicole Hübner stieg aus Ihrem Auto und ging die Straße entlang. Es war schon spät, als sie mit hoch geschlossener Jacke und einen tief ins Gesicht gezogenen Pony, an der Haustür klingelte. Sie war etwas nervös, eigentlich hatte sie nie gedacht die Hilfe ihres Vaters in Anspruch nehmen zu müssen. Vor allen Dingen nicht jetzt, wo er mit seiner Krebserkrankung zu kämpfen hatte und sie so aussah. Aber sie hatte keine andere Wahl. Wenn sie zu Hause geblieben wäre, hätte Markus sie und ihr ungeborenes Baby zu Tode geprügelt. Hier hatte sie hoffentlich Ruhe vor ihm.
Ein älterer Herr öffnete. Nachdem der Mann sie kurz gemustert hatte sprach er geschockt: „Nicci. Was ist passiert?“
„Kann ich ein paar Tage hier bleiben?“ Frage sie anstatt zu antworten.
„Sicher, komm erst mal rein und erzähl was passiert ist?“
Nicole sah ihren Vater ernst an. Sie hatte als Kind nicht viel Kontakt zu ihm gehabt. Er und ihre Mutter waren nie verheiratet. Noch bevor sie geboren wurde, hat sich Konrad Stein besonnen und ist zu seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn zurückgegangen. Als Kind war sie immer nur in den Ferien für ein paar Wochen bei ihm, hatte sie aber stets als seine Tochter akzeptiert. Sie selbst hatte am Anfang jedoch Probleme damit, dass er nicht, wie jeder Vater, bei ihr und ihrer Mutter gewohnte hatte. Erst nach dem Tod ihrer Mutter hatte sich ihr Verhältnis gewandelt. Nicole zog damals mit fünfzehn zu ihrem Vater und seiner Familie.
Nachdem Nicole nichts sagte, kam er auf sie zu und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. „Er hat dich geschlagen?!“
Nicole nickte nur leicht.
„Willst du mir davon erzählen?“
„Nein. Was sollte ich noch weiteres dazu sagen?“ sprach sie leise.
„Vielleicht ob er das schon öfter gemacht hat.“
Nicole bekam Tränen in die Augen, doch sie versuchte sich zusammen zu reißen. „Markus ist erst seit kurzem so drauf. Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Er war schon immer eifersüchtig, aber vor ein paar Tagen ist er total ausgeflippt. Er meint seit Tagen das das Kind nicht von ihm wäre und gestern Abend dann das ...“ Sie sprach nicht weiter und deutete auf ihr Veilchen. Die anderen Flecke waren, Gott sei Dank, unter ihrer Kleidung versteckt, sodass er diese nicht sehen konnte.
„Warum ist er denn überhaupt so eifersüchtig?“ fragte ihr Vater. Er setzte sich in einen Sessel. Ihm war seine Krankheit anzumerken.
„Ich habe keine Ahnung. Manchmal glaube ich er leidet an Verfolgungswahn oder so.“
„Du willst doch wohl nicht zu ihm zurück?“ fragte Konrad seine Tochter.
Nicole dachte nach. Es waren nicht nur schlechte Tage die sie hatten. Außerdem trug sie sein Kind unter dem Herzen. Das Kind, was er nicht wollte, da er sich in den Kopf gesetzt hatte, dass es nie und nimmer von ihm sein konnte. Nicole wusste nicht was sie machen sollte. Wenn sie zu ihm zurückgehen würde, würde er sie wahrscheinlich wieder verprügeln, und dann würde sie eventuell nicht einfach nur mit ein paar blauen Flecken davon kommen. Nein. Zurück konnte sie auf keinen Fall. Jedenfalls nicht dauerhaft. Sie würde sich ihre eigene Wohnung suchen und hoffen, dass er sie nicht wieder behelligen würde. So untröstlich sie auch war, ihr Kind alleine aufwachsen lassen zu müssen. Zurück zu Markus konnte sie auf keinen Fall. Dass er sie schlug war eine Sache, aber was würde er mit ihrem Kind machen?
„Ich werde mir eine neue Wohnung suchen und dann wieder nach Hamburg gehen. Ich habe da meinen Job. Von irgendetwas muss ich ja leben.“
„Wie willst du das bewerkstelligen mit dem Kind?“ fragte ihr Vater.
Nicole zuckte die Schultern. „Ich weiß es noch nicht. Eigentlich hätte ich aufgehört zu arbeiten. Aber so wie es jetzt aussieht werde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen.“
„Komm hierher. Ich könnte mich um das Kind kümmern.“
„Das ist lieb von dir“, meinte Nicole. „Aber du hast gerade erst deine Chemotherapie hinter dir, und auch du wirst wieder arbeiten, wenn das alles vorbei ist.“
„Ein paar Monate bleiben uns ja noch. Und wenn du vielleicht nur halbtags arbeitest, dann können wir das gut schaffen.“
„Ich weiß nicht, ich würde jetzt doch noch nicht mal eine neue Arbeit finden. Wer stellt den schon eine Schwangere ein.“
Konrad sah seine Tochter ernst an: „Ich habe mich leider, als du klein warst, viel zu selten um dich gekümmert. Jetzt habe ich die Chance etwas wieder gut zu machen und was den
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