Ruheloses Herz
gemacht hatte.
Grant war groß und stattlich gebaut, mit breiten Schultern und dichtem schwarzen, von silbernen Strähnen durchzogenem Haar. Sein markantes Gesicht war von der Sonne gebräunt. Seine Frau, die volles kastanienbraunes Haar hatte, wirkte neben ihm so klein und zierlich, wie er sich eine Fee vorstellte.
Sie hielten sich an den Händen.
Das fand er überraschend, wahrscheinlich, weil er eine so öffentlich zur Schau gestellte Zuneigung von seinen eigenen Eltern nicht kannte.
Hinter ihnen erschien ein junger Mann. Die Ähnlichkeit mit Travis Grant war unverkennbar, und Brian wusste, dass es einer seiner Söhne war, weil er ihn von der Rennbahn in Kildare kannte. Brendon Grant, der offensichtlich auserkoren war, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Und er schien sich in dieser Rolle wohl zu fühlen – genauso wie die schlanke Blondine an seinem Arm.
Die Grants hatten fünf Kinder, wie er in Erfahrung gebracht hatte. Eine Tochter, nach Brendon noch einen Sohn und dann ein Zwillingspärchen. Brian nahm nicht an, dass jemand, der so privilegiert aufgewachsen war wie sie, sich mit dem täglichen Kleinkram, der auf einer Pferdefarm anfiel, befassten. Er ging nicht davon aus, dass sich ihre Wege oft kreuzen würden.
Dann kam sie hereingerauscht … lachend.
Ein seltsames Gefühl erfasste ihn. Einen Augenblick lang sah er nur sie. Sie war zierlich, und sie strahlte übers ganze Gesicht. Selbst aus der Entfernung erkannte er, dass ihre Augen so blau waren wie die Seen in seiner Heimat. Das leuchtend rote Haar, das aussah, als stünde es in Flammen, fiel ihr in großen weichen Wellen über die Schultern.
Sein Herz hämmerte drei Mal hintereinander hart und schnell, dann schien es kurz stillzustehen.
Sie trug ein langes, fließendes blaues Kleid, das einige Farbtöne dunkler war als ihre Augen. Und an ihren Ohren funkelten Brillanten.
Er hatte noch nie in seinem Leben etwas so Schönes, etwas so Perfektes gesehen. Etwas so Unerreichbares.
Weil sich seine Kehle plötzlich staubtrocken anfühlte, hob er sein Bierglas und trank einen Schluck, wobei er verärgert registrierte, dass seine Hand ganz leicht zitterte.
Davon lässt du die Finger, Donnelly, ermahnte er sich. Erlaub dir nicht mal im Traum, daran zu denken. Das musste die älteste Tochter des Meisters sein. Und die Prinzessin des Hauses.
Sobald sie den Raum betreten hatte, gesellte sich ein elegant gekleideter Mann mit vornehmer Sonnenbräune zu ihr. Als Brian sah, wie sie ihm kühl und hochnäsig die Hand reichte, entfuhr ihm ein verächtlicher Ton.
Ah ja, sie war in der Tat eine Prinzessin. Und wusste es auch.
Jetzt kam der Rest der Familie herein, unübersehbar die Zwillinge Patrick und Sarah. Brian wusste, dass sie erst kürzlich achtzehn geworden waren. Die beiden waren ein hübsches Paar, groß und schlank, mit kastanienbraunem Haar. Das Mädchen lachte und gestikulierte lebhaft.
Jetzt drehte sich die ganze Familie zu der Prinzessin um, wodurch – vielleicht absichtlich – der Mann, der gekommen war, um ihr seine Aufwartung zu machen, an den Rand gedrängt wurde. Aber er ließ sich nicht beirren, sondern legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie warf ihm einen Blick zu, lächelte und nickte.
Gleich darauf jedoch trat er – auf ihr Geheiß hin, wie Brian vermutete – einen Schritt beiseite. Eine Frau wie sie war es wahrscheinlich gewohnt, einen Mann mit einem Fingerschnippen wegzuschicken oder herbeizuwinken. Und hatte bestimmt keine Schwierigkeiten, ihn dazu zu bringen, dass er selbst für das beiläufigste Tätscheln mindestens so dankbar war wie der Hund der Familie.
Nach diesen Überlegungen fühlte er sich schon wesentlich sicherer. Er trank noch einen Schluck Bier und stellte daraufhin sein Glas ab. Und entschied, dass jetzt ein ebenso günstiger Zeitpunkt war wie jeder andere, um sich den vornehmen, berühmten Grants zu nähern.
»Und dann hat sie ihm mit ihrem Spazierstock einen Schlag in die Kniekehlen versetzt«, fuhr Sarah lachend fort. »Und er ist mit dem Gesicht voraus in den Ginster geflogen.«
»Bei so einer Großmutter würde ich sofort nach Australien ziehen«, warf Patrick ein.
»Aber Will Cunningham braucht gelegentlich einen Dämpfer. Ich war selbst schon manchmal versucht, ihm einen zu geben.« Delias funkelnde Augen begegneten Brians. »Oh, Sie haben es ja geschafft!«
Zu Brians Überraschung ergriff sie herzlich seine Hände, drückte sie und zog ihn dann in den Kreis ihrer Familie.
»Erfreut, Sie
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