Ruheloses Herz
du?«
Lachend setzte sich Keeley auf den Hocker neben sie. »Ich finde dich erstens einfach unmöglich. Und zweitens denke ich, würde Dad ihn postwendend ins nächste Flugzeug nach Irland setzen, wenn er dich so reden hörte. Und drittens meine ich, dass mir bis jetzt weder sein angeblich so knackiger Po noch sonst etwas besonders an ihm aufgefallen ist.«
»Lügnerin.« Sarah überprüfte ihr Aussehen im Spiegel, während ihre Schwester einen Lippenstift aus ihrer Tasche kramte. »Ich habe bemerkt, wie du ihn mit diesem typischen Keeley-Grant-Blick gemustert hast.«
Belustigt gab Keeley, nachdem sie sich die Lippen nachgezogen hatte, den Lippenstift an Sarah weiter. »Na schön, dann sagen wir eben, dass mir das, was ich gesehen habe, nicht besonders gefallen hat. Er ist einfach nicht mein Typ.«
»Meiner schon. Wenn ich nicht nächste Woche aufs College müsste, würde ich glatt …«
»Aber du musst«, sagte Keeley, die plötzlich wegen der bevorstehenden Trennung eine leise Wehmut verspürte. »Außerdem ist er viel zu alt für dich.«
»Ein kleiner Flirt kann nie schaden.«
»Und deswegen flirtest du ständig.«
»Das mache ich nur als Ausgleich, weil du immer die Nummer mit der Eisprinzessin abziehst. Oh, hallo, Chad«, äffte Sarah ihre Schwester nach, wobei sie eine distanzierte Miene aufsetzte und würdevoll mit der Hand wedelte.
Sarahs unflätiger Kommentar brachte Keeley zum Kichern. »Würde ist sicher kein Makel«, meinte Keeley, obwohl ihre Mundwinkel zuckten. »Du könntest auch eine Portion davon vertragen.«
»Deine reicht für uns beide.« Sarah sprang auf. »Ich gehe. Vielleicht schaffe ich es ja, diesen süßen Typ auf die Tanzfläche zu locken. Ich wette, er bewegt sich irre aufregend.«
»Oh ja«, erwiderte Keeley, während ihre Schwester zur Tür hinausschlüpfte. »Das wette ich auch.«
Obwohl es sie natürlich nicht im Mindesten interessierte.
Männer interessierten sie eben einfach nicht besonders. Punkt. Zurzeit jedenfalls nicht. Sie hatte ihre Arbeit, die Farm und ihre Familie. Sie war voll beschäftigt und glücklich. Ab und zu mal unter die Leute zu gehen ist okay, überlegte sie. Ein Abendessen mit einem anregenden Gesprächspartner, toll. Hin und wieder eine Verabredung fürs Theater oder zu irgendeiner Veranstaltung, prima.
Doch alles, was darüber hinausging … nun, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, fehlte ihr einfach die Zeit. Und wenn dies eine Eisprinzessin aus ihr machte, na und? Das Dahinschmelzen überließ sie lieber Sarah. Aber falls Vater Donnelly wirklich einstellen sollte, werde ich ihn und meine Schwester während der kommenden Woche trotzdem gut im Auge behalten, nahm sie sich beim Aufstehen vor.
Sie hatte die Damenlounge kaum verlassen, als auch schon wieder Chad auftauchte und sie um einen Tanz bat. Weil sie immer noch an Sarahs Stichelei mit der Eisprinzessin denken musste, schenkte sie ihm ein so strahlendes Lächeln, dass er sie verblüfft anschaute, bevor er ihr seinen Arm bot.
Brian hatte nichts dagegen, mit Sarah zu tanzen. Welchem Mann würde es keinen Spaß machen, einige Minuten lang ein hübsches junges Mädchen im Arm zu halten und ihrem Geplapper zuzuhören?
Er fand sie irgendwie niedlich. Komischerweise erschien sie ihm gar nicht verwöhnt und war zutraulich wie ein junger Hund. Nach zehn Minuten wusste er, dass sie vorhatte, Tiermedizin zu studieren, irische Musik liebte, sich mit acht den Arm gebrochen hatte, als sie von einem Baum gefallen war, und dass sie ein offenbar angeborenes Talent zum Flirten hatte.
Anschließend tanzte er mit Delia Grant, und es war ein echtes Vergnügen, den vertrauten Klang des irischen Akzents in ihrer Stimme zu hören und den herzlichen Empfang zu spüren.
Er hatte gehört, dass sie vor vielen Jahren nach Amerika und Royal Meadows gekommen war, wo ihr Onkel Patrick Cunnane als Pferdetrainer bei Travis Grant gearbeitet hatte. Und weil sie ebenso wie ihr Onkel ein Talent im Umgang mit Pferden hatte, hatte man sie angeblich als Pferdepflegerin eingestellt.
Doch als sich Brian jetzt mit der zierlichen, eleganten Frau auf der Tanzfläche drehte, tat er diese Geschichten als Märchen ab. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese Frau einen Stall ausmistete – genauso wenig wie ihre hübschen Töchter.
Der Club war eigentlich gar nicht mal so übel, und gegen das Essen ließ sich auch kaum etwas einwenden, obwohl ein Mann mit einem großen saftigen Steak natürlich besser bedient
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