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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Zeiten mit sich, pechschwarz und grausam wie ein Fluch.
    Miklagard, die Große Stadt, war uralt und ihre Tümpel und Regenrinnen spuckten und zischten wie böse Schlangen. Selbst das Meer hier war verkommen; träge und fett wälzte es sich daher, schwarz und glänzend wie ein nasser Schweinerücken, glitzernd von schmutzigem Schaum und durchsetzt von Treibgut.
    Ich hatte diese Stadt satt, ihre Reize waren für mich schon lange verblasst. Nachdem der Traum von Attilas Silberschatz zerronnen war, hatten wir, die wenigen Eingeschworenen, die den Marsch durch das Grasmeer überlebt hatten, einen griechischen Kapitän überredet, uns mitzunehmen; und schließlich hatte uns das Schicksal hier an Land gespült. Ich hatte geplant, beim Be- und Entladen von Schiffen zu helfen und das bisschen Geld, das wir noch hatten, so lange aufzubewahren, bis die restlichen Eingeschworenen aus dem fernen Holmgard wieder zu uns gestoßen waren und wir eine Mannschaft bildeten, die es sich anzuheuern lohnte.
    Schließlich war unser Ziel – im Moment noch fern wie der Horizont – ein neues Schiff, mit der Absicht, zurückzufahren und uns den Silberschatz doch noch zu holen. Dieser Gedanke hielt uns innerlich warm, als der Winter Miklagard, diesen Nabel der Welt, in eine trübe und unwirtliche Stadt verwandelte.
    Der schwarze Regen hätte mir eigentlich eine Warnung sein müssen, aber an dem Tag, als man mir das Runenschwert raubte, war ich durchnässt und zunehmend empört und wütend darüber, dass man mich hier an der tropfnassen Severus-Mauer so dreist verfolgte, um nicht zu sagen: so ungeschickt – oder es war meinem Verfolger völlig gleichgültig, ob er entdeckt wurde oder nicht. Wie auch immer, ich empfand es jedenfalls als Beleidigung.
    Bei klarem Wetter konnte man in Konstantinopel fast bis nach Galata sehen, das auf der anderen Seite des Goldenen Horns liegt. An diesem Tag jedoch, als ich ein glänzend poliertes Bronzetablett hochhielt und es betrachtete, als überlegte ich, ob ich es kaufen sollte oder nicht, konnte ich darin kaum diesen Mann sehen, der mich verfolgte. Die spiegelnde Oberfläche zeigte mir verwaschen und undeutlich vor allem das Gesicht eines Fremden, mit spitzem Kinn und schütterem Backenbart, mit einem angedeuteten Schnurrbart und langem, rötlich-braunem Haar, das in Flechten um die Stirn hing und teilweise nach hinten gebunden war, um die blauen Augen frei zu lassen: mein Gesicht. Hinter mir, verwackelt und vom Regen verwischt, mein Verfolger.
    » Was siehst du da?«, knurrte der griechische Händler, der seine Ware unter dem Zeltdach auf einem feuchten Teppichstück zur Schau gestellt hatte. » Vielleicht einen Liebhaber?«
    » Ich kann dir sagen, was ich nicht sehe«, sagte ich mit dem freundlichsten Lächeln, das ich zustande brachte, » du gleidr gaugbrojotr. Ich sehe kein Geschäft für dich.«
    Er schnaubte und riss mir das Tablett aus den Händen, sein blasses Gesicht lief rot an, soweit es nicht von seinem parfümierten Bart verdeckt war. » Dann kannst du deine Frisur woanders in Ordnung bringen, meyla«, fauchte er. Ich muss zugeben, das war eine gute Antwort, denn auf diese Weise gab er mir zu verstehen, dass er Nordisch verstand und wusste, dass ich ihn einen krummbeinigen Grabräuber genannt hatte. Er hatte gekontert, indem er mich kleines Mädchen nannte. Durch Erlebnisse dieser Art hatte ich gelernt, dass die Händler von Miklagard nicht nur ölige Bärte und Manieren hatten, sondern auch äußerst pfiffig waren.
    Ich lächelte ihn freundlich an und ging weiter. Ich hatte erfahren, was ich wissen wollte: Im Bronzetablett hatte ich außer meinem eigenen Gesicht denselben Mann gesehen, den ich schon dreimal vorher gesehen hatte, als er mir quer durch die Stadt folgte.
    Ich überlegte, was ich machen sollte. Ich hielt mein umhülltes Runenschwert in der Hand und kaute scripilita, die dünnen Fladenbrote aus Kichererbsen, mit knuspriger Oberfläche, die Unterseite von Öl glänzend. Sie werden in Tabakblätter gewickelt und sind – o Wunder über Wunder – dick mit Pfeffer bestreut. Diese Delikatesse, die ich nördlich von Holmgard noch nie gesehen hatte, war außerhalb der Großen Stadt so teuer, dass sie mit Goldstaub bestreut billiger gewesen wäre. Wahrscheinlich war es dieses verführerische Aroma, zusammen mit der Kälte, was mich draufgängerisch und unvorsichtig machte.
    Die Straße führte zu einem kleinen Platz, wo die Fenster an diesem Nachmittag, da es früh dunkel wurde, bereits

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