Runterschalten!
fest, welchen Anteil Sie selbst an der Misere haben und wie viel daran den äuÃeren Bedingungen geschuldet ist.
Wenn Sie diesen Blick auf die Vorgeschichte des Schiffbruchs geworfen haben, geht es darum, wieder in Bewegung zu kommen. Den Blick also erst mal auf das gegenwärtig Vorhandene und dann wieder in die Zukunft zu lenken. Für diese Steuerungsleistung ist die Kunst des Perspektivwechsels elementar wichtig â mehr dazu finden Sie unten im Kapitel über die Sinnfrage. Aber hier erst mal die weitere Schiffbruch-Unterstützung:
2. Perspektivwechsel 1: Leichtigkeit statt Schwere
Stellen Sie sich vor, Sie würden über Ihre Situation einen Witz machen. Ist nicht irgendetwas, für eine Sekunde nur, unglaublich komisch daran? Ich will Ihnen hier kein banales âNimm's leichtâ zuraunen. Ich will Ihnen auch nicht sagen, Sie brauchen nur etwas Mut, Beweglichkeit und Lebensfreude, um aus Ihrer Krise herauszukommen. Das rufen die Tschacka-Heilsbringer in die moderne SpaÃgesellschaft. Aus der ist der Schiffbruch ja sowieso weggelacht. Nein, eigenverantwortliche Lebensführung ist schwer, nicht leicht. Sie ist umso schwerer, wenn man in einem Tief hängt. Aber um da wieder herauszukommen, ist ein Moment der Distanz vom eigenen Elend enorm hilfreich. Ironie oder Witz schafft diese Distanz. In England gehört diese Erkenntnis zum Gebrauchswissen, Selbstironie wird da mit der Muttermilch aufgesogen. Während wir Deutschen im Angeben gut sind, hat man in England das âUnderstatementâ kultiviert, auch eine Form von Perspektivwechsel, die GroÃes klein und den Umgang mit âSchwereâ leicht macht. Eine Bekannte aus England hat einen hervorragenden Weg gefunden, mit peinlichem Schweigen hierzulande umzugehen. Sie erlebte das immer wieder, wenn sie von ihrem Krebs, der Brustamputationund ihrem Umgang mit der Brustprothese sprach. âAch wissen Sie,â sagt sie dann, âso schlimm ist das nicht. Ich bin jetzt gesund und auÃerdem habe ich jetzt habe ich einen sicheren Ort für meine Ersatzschlüssel und einen Notgroschen â¦â
Sie haben Ihrem Unterstützer ja schon Ihre Geschichte erzählt â erzählen Sie sie noch mal, diesmal mit Pointe.
3. Perspektivwechsel 2: Tauschen Sie gedanklich den Platz mit Ihrem Unterstützer
Angenommen, Sie wären gar nicht Sie, sondern Ihr Unterstützer oder ein Schiffbruch-Profi, jemand also, der â vielleicht als Coach oder Berater â beruflich mit Krisensituationen zu tun hat. Fragen Sie sich, was ein solcher Berater Ihnen empfehlen würde.
4. Perspektivwechsel 3: Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Schiffbruch-Teile-Sammler, der aus Trümmern neue FlöÃe oder Boote baut
Was lieÃe sich aus Ihren Trümmern bauen? Was ist weiter nutzbar, was bleibt besser in Zukunft liegen?
5. Perspektivwechsel 4: Nehmen Sie Kontakt auf mit Schiffbruch-Kompetenten, die ähnliche Erfahrungen haben
Gibt es, obwohl dieser Trümmerhaufen der Ihrige und Ihre Privatsache ist, nicht etliche Menschen, die schon auf einem ähnlichen Trümmerberg gesessen haben? Kennen Sie Menschen, die einen Schiffbruch gemeistert haben? Wie haben diese Menschen das gemacht? Können Sie aus der Art, wie diese Menschen aus der Krise kamen, profitieren? Das läuft wohl auf das hinaus, was man landläufig mit die âKrise als Chance begreifenâ meint, obwohl man als Schiffbrüchiger mit solchen Allerweltsvergleichen wenig anfangen will. Man ist der Einzige auf der Welt, der so was erlebt. Stimmt natürlich: Sie sind ein Unikat. Niemand vor Ihnen ist bisher auf genau auf diese Art auf genau diesen Felsen gebrummt. Deshalb sollten Sie sich als weitere Schiffbruchübung die folgende Frage stellen: Was ist das Einzigartige an Ihrem Schiffbruch und worauf können Sie dabei stolz sein?
Sie lachen? Fein, aber meine Anregung ist ernst gemeint. Bettina Klose erzählt von einem verpatzten Bewerbungsgespräch. Wie sie vollkommen von sich überzeugt in die Runde mit Personaler und Firmenchef ging und mit ihrer Selbstdarstellung überhaupt nicht punkten konnte. Wie sie innerlich immer irritierter wurde durch die ausbleibenden und unterkühlten Reaktionen, aber âihr Ding durchzogâ. Sie ist stolz darauf, nicht die Nerven verloren zu haben und âerhobenen Hauptes und formvollendetâ gegangen zu sein.
Misslungene Bewerbungsgespräche gibt es jede Menge. Aber ihres, sagt sie,
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