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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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Geschäft konzentrierst und nicht auf irgendeinen Territoriumsscheiß. Hol dir deinen Diamanten. Fick Ludmilla. Aber lass mich in Ruhe.«
    Entweder mag er die Art nicht, wie ich ihn zurückweise, oder es ist, weil ich seine vollbusige Freundin ins Spiel bringe. Er steht so abrupt auf, dass sein Stuhl umkippt. Er knurrt, brüllt irgendetwas Unverständliches, holt seine Kanone raus und kommt langsam und ziemlich amateurhaft auf mich zu. Ich glaube nicht, dass er abdrückt. Er will mich nur einschüchtern. In dem Augenblick durchdringt das metallische Geräusch vom Durchladen eines Repetiergewehrs den Raum. Er bleibt wie angewurzelt stehen. Seine Augen springen hin und her, aber er ist vernünftig genug, sich nicht umzudrehen.
    »Das ist Valja«, erkläre ich ihm, und seine Hände wandern langsam nach oben, bis die Mündung seines Colts einen der Balken streift.
    Sie steht hinter ihm, zu allem bereit, fast verloren in ihren Schnürstiefeln, den eng anliegenden Fallschirmspringerhosen und einer chromfarbenen Jacke mit Fellkragenkapuze. Die Mossberg liegt locker in ihren Händen. Ihr weißes Haar funkelt im Licht wie ein Heiligenschein.
    »Ich bin fertig«, sagt er, ohne sich umzudrehen.
    Ich nicke ihm zu, und er klappt seinen Mantel auf und schiebt den Revolver in das bombastische Halfter. »Mir bleibt keine Wahl«, erklärt er, in einem Ton, als würde er einem Taxifahrer sagen, er solle rechts abbiegen. »Ich muss dich aus dem Verkehr ziehen, Krüppel.«
    Die Stichelei wegen meines Fußes stört mich nicht. Die Aussicht auf Krieg hingegen schon, vor allem angesichts Maxims frisch erwachtem Interesse an der Kunstwelt. Drei Jahre lang konnten der General und ich ungestört auf diesem Gebiet agieren, und ich wünschte, unsere Zeit wäre noch nicht abgelaufen.
    »Nur zu, Großer«, sage ich.
    Er dreht sich abrupt um, aber Valja ist nirgends zu sehen. Gromow wirft einen letzten unheilvollen Blick auf mich, dann poltert er davon.
     
    Am nächsten Tag gibt es mittags Kassler in der Sonne vor einem Pavillon im grünen Gorki Park. Nach ein paar Happen bekomme ich Gesellschaft von Juri, einem Knüppel schwingenden Bullen von etwa sechzig Kilo. Die spindeldürre Brust hervorgestreckt kommt er auf mich zu, schiebt seinen Knüppel in einen Stahlring an seinem Gürtel und lässt sich mir gegenüber hinplumpsen. Die Sonne glitzert durch die weißen Birken und tanzt über den goldenen doppelköpfigen russischen Adler auf seiner Mütze, während ich ihm einen Umschlag voller Dollarscheine über den Plastiktisch schiebe. Er schnappt sich den Umschlag und klemmt ihn sich schnell und heimlich unters Bein.
    »Scheiße, Volk!«
    Er wirft mir einen stechenden Blick zu, aber ich bin mit meinem Fleisch beschäftigt. Es ist mir egal, wer uns sieht. Ich höre kurz auf zu kauen, gerade lang genug, um zu sagen: »Es sind fünfhundert extra für Viktor drin. Und eine Nachricht.«
    Viktor ist Juris Chef. Er steht seit zwei Jahren auf meiner Gehaltsliste. Die Nachricht bezieht sich auf die Informationen, die ich über Gromow brauche, und das Extrageld ist die Bezahlung dafür. Gromow zahlt wahrscheinlich für ähnliche Berichte über mich.
    Juri zieht ein in Folie verpacktes Sandwich aus einer braunen, ölbefleckten Tasche, sitzt dann aber nur da und sieht mich an, ohne zu essen. Er legt seine Mütze auf den Tisch und leckt sich den Flaum auf der Oberlippe, der noch genauso aussieht wie vor einem Jahr, als ich ihn kennenlernte. Ich nehme an, es ist ein Schnurrbart.
    »Wo ist Valja?«, fragt er.
    Das Kassler ist alle. Ich lutsche mir das Fett von den Fingern und tätschele seinen kahl werdenden Kopf. Er ist jünger als ich, Mitte zwanzig, aber die Haargötter sind nun mal launisch. Außerdem sieht er weicher aus als ich. Krieg und Not haben meine Züge verhärtet: Bronzefarbener Bürstenschnitt, glühende haselnussbraune Augen, stoppelige Wangen - ich sehe furchterregend aus, selbst wenn ich das Gegenteil versuche. Bei jedem Klaps hüpft sein Kopf nach vorn.
    »Leg dich nicht mit mir an, Juri.«
    Seine Augen weiten sich. »Um Gottes Willen nein, Volk.«
    Ich überlasse ihn seinem Sandwich. Als ich durch das hohe Gras des Gorki Parks zu meinem Mercedes S 600 stapfe, summt mein Nokia.
    »Ja?«
    »Hier ist Nigel.«
    Bolles. Mein größter Vermittler von Auslandsgeschäften. Der dandyhafte Auslandsbrite, nach dem Gromow am Tag zuvor gefragt hat. Ich warte.
    »Ich habe gehört, du befindest dich im Krieg, mein Lieber«, sagt er.
    Seine trällernde Stimme

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