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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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ihren Regierungen«, sagt Mascha.
    Ich nicke langsam. Sie hat unsere schlimme Geschichte besser zusammengefasst als jedes Lehrbuch es könnte.
    Die Leuchtziffern meiner Patek Philippe zeigen neun Uhr an. Ich schlinge den Rest von der Torte runter, lege die fettige Serviette beiseite und setze mich auf den Rand ihres Bettes, das mit einem ergebenen Quietschen nachgibt. Halte ihr Bein und massiere die runzelige Haut am Ende. Sie ist schwielig und rau, und an den Stellen dunkler, wo ihr Gewicht gegen die Prothese drückt und allen Schmutz der Welt in die Falten getrieben hat. Sie lehnt sich zurück, schließt die Augen und ist nach ein paar Minuten eingeschlafen. Ich kann ihr das Nachthemd nicht anziehen. Allein der Gedanke daran wäre ihr unglaublich peinlich. Also wickele ich sie in eine zerschlissene Wolldecke, lege das Geld auf die Küchenplatte und gehe so leise ich kann davon.
     
    Valja ist alt genug um zu fahren, aber sie hat keinen Führerschein. Normalerweise ist das kein Problem, weil die Polizei den Mercedes kennt und uns in Ruhe lässt. Aber heute Abend, eine Stunde nachdem ich Maschas Wohnung verlassen habe, sitzen wir in irgendeinem zerbeulten Wagen aus meinem Fuhrpark und fahren ziellos durch die Abenddämmerung. Ohne großen Erfolg versuche ich sie dazu zu bewegen, langsamer zu fahren.
    Vor dem National Hotel steigt sie hart in die Bremsen. Orangefarbene Kegel trennen die stark befahrene Straße von einer Reihe teurer Fahrzeuge mit Antennen und bulligen Chauffeuren. Der National Club ist ein Privatclub, der von Politikern des angrenzenden Parlamentsgebäudes, Ausländern, Hotelgästen - leicht zu erkennen und zu meiden - und Geschäftsmännern frequentiert wird. Einige der Geschäftsmänner sind insofern seriös, als die Produkte oder Dienste, die sie anbieten, nicht illegal sind.
    »Sei vorsichtig«, sage ich zu ihr, als ich aussteige. Sie sieht mich mit ihren wasserblauen Augen an, verzieht den Mund und fährt mit quietschenden Reifen davon.
    Nigel Bolles hat einen Tisch am Fenster für zwei Personen ergattert, mit einem hübschen Blick auf die Straße, das Historische Museum und die hohen roten Backsteinmauern des Kreml. Er geht nie ohne seinen Spazierstock mit Elfenbeingriff aus dem Haus, mit dem er jetzt gegen mein linkes Bein schlägt, dort, wo normalerweise der Knöchel wäre. Das ist seine traditionelle Begrüßung, obwohl er heute Abend etwas abgelenkt scheint, unruhig auf seinem Stuhl zappelt und sich mit der Zunge über die wulstigen Lippen fährt. Die dunkelblauen Streifen auf seinem leuchtendroten Halstuch passen zum Marineblazer und den Äderchen auf seiner Nase. Sein breiiges, schiefes Grinsen erinnert mich an eine schmelzende Wachsfigur.
    »Eines Tages, mein Lieber«, sagt er, »musst du mir erzählen, wie du das Ding verloren hast.«
    Die Geschichte von meinem Bein liegt in einer Gruft begraben, die ich nicht einmal vor Valja geöffnet habe, obwohl sie das ganze letzte Jahr über in Tschetschenien bei mir war.
    »Dieser Tisch gefällt mir nicht.«
    Er rümpft seine vom Gin gezeichnete Nase. »Die kleine Meinungsverschiedenheit mit Gromow ist also etwas Ernstes?«
    Da ich nicht antworte, stemmt sich Nigel schnaubend aus seinem gepolsterten Stuhl und macht dem Oberkellner ein Zeichen. Wir schlängeln uns über einen tiefroten Plüschteppich weiter in den Raum hinein zu einem Tisch in der Nähe eines Flügels.
    »Erzähl mir von den Schweizern«, sage ich, und während er spricht, höre ich mit halbem Ohr zu.
    Im Club herrscht reges Treiben. Der Oberkellner setzt sofort einen fetten Typen und seinen etwas schlankeren Begleiter an Nigels alten Tisch. Als unser Kellner ein mit Perlen besetztes, grünlich gefärbtes Martiniglas voll mit Wodka vor ihm hinstellt, hört Nigel kurz auf zu reden. Er stürzt den Inhalt in zwei Schlücken hinunter, atmet tief durch, leckt sich über die Lippen und fährt mit seinen Ausführungen fort.
    Nachdem wir bestellt haben und er mir den Deal unterbreitet hat, rufe ich mit dem Nokia Valja an. Der National Club legt Wert auf Diskretion, also halte ich die Hand vors Handy. »Ecstasy. Koks. Viagra.« Die Kongressteilnehmer werden die Drogen in einen altmodischen Cocktail namens Blue Moon schütten, wegen der Farbe des Potenzmittels. Ihrer Bestellung nach dürften sie in den Dreißigern, vielleicht Vierzigern sein. Jüngere Kunden bevorzugen Heroin in der einen oder anderen Form. »Und Speed.« Ich nenne ihr die Mengenangaben.
    »Sex?«
    Die Kids sollen zwischen

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