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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Worte?
    Ophelia
.
    Nein, bester Herr, nur, wie Ihr mir befahlt,
    Wies ich die Briefe ab und weigert’ ihm
    Den Zutritt.
    Polonius
.
    Das hat ihn verrückt gemacht.
    Es tut mir leid, daß ich mit besserm Urteil
    Ihn nicht beachtet. Ich sorgt’, er tändle nur
    Und wolle dich verderben: doch verdammt mein Argwohn!
    Uns Alten ist’s so eigen, wie es scheint,
    Mit unsrer Meinung übers Ziel zu gehn.
    Als häufig bei dem jungen Volk der Mangel
    An Vorsicht ist. Gehn wir zum König, komm:
    Er muß dies wissen: denn es zu verstecken,
    Brächt’ uns mehr Gram, als Haß, die Lieb’ entdecken.
    Komm!
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein Zimmer im Schlosse.
    Der König, die Königin, Rosenkranz, Güldenstern und Gefolge.
    König
.
    Willkommen, Rosenkranz und Güldenstern!
    Wir wünschten nicht nur sehnlich, euch zu sehn.
    Auch das Bedürfnis eurer Dienste trieb
    Uns zu der eil’gen Sendung an. Ihr hörtet
    Von der Verwandlung Hamlets schon: so nenn’ ich’s,
    Weil noch der äußre, noch der innre Mensch
    Dem gleichet, was er war. Was es nur ist,
    Als seines Vaters Tod, das ihn so weit
    Von dem Verständnis seiner selbst gebracht,
    Kann ich nicht raten. Ich ersuch’ euch beide –
    Da ihr von Kindheit auf mit ihm erzogen
    Und seiner Laun’ und Jugend nahe bliebt –,
    Ihr wollet hier an unserm Hof verweilen
    Auf ein’ge Zeit, um ihn durch euern Umgang
    In Lustbarkeit zu ziehn, und zu erspähn,
    So weit der Anlaß auf die Spur euch bringt,
    Ob irgend was, uns unbekannt, ihn drückt,
    Das, offenbart, zu heilen wir vermöchten.
    Königin
.
    Ihr lieben Herrn, er hat euch oft genannt:
    Ich weiß gewiß, es gibt nicht andre zwei,
    An denen er so hängt. Wenn’s euch beliebt,
    Uns so viel guten Willen zu erweisen,
    Daß ihr bei uns hier eine Weile zubringt,
    Zu unsrer Hoffnung Vorschub und Gewinn,
    So wollen wir euch den Besuch belohnen,
    Wie es sich ziemt für eines Königs Dank.
    Rosenkranz
.
    Es stände Euren Majestäten zu,
    Nach herrschaftlichen Rechten über uns,
    Mehr zu gebieten nach gestrengem Willen,
    Als zu ersuchen.
    Güldenstern
.
    Wir gehorchen beide,
    Und bieten uns hier an, nach besten Kräften,
    Zu Euren Füßen unsern Dienst zu legen,
    Um frei damit zu schalten.
    König
.
    Dank, Rosenkranz und lieber Güldenstern!
    Königin
.
    Dank, Güldenstern und lieber Rosenkranz!
    Besucht doch unverzüglich meinen Sohn,
    Der nur zu sehr verwandelt. Geh’ wer mit,
    Und bring’ die Herren hin, wo Hamlet ist!
    Güldenstern
.
    Der Himmel mach’ ihm unsre Gegenwart
    Und unser Tun gefällig und ersprießlich!
    Königin
.
    So sei es, Amen!
    Rosenkranz, Güldenstern und einige aus dem Gefolge ab.
    Polonius kommt.
    Polonius
.
    Mein König, die Gesandten sind von Norweg
    Froh wieder heimgekehrt.
    König
.
    Du warest stets der Vater guter Zeitung.
    Polonius
.
    Nicht wahr? Ja, seid versichert, bester Herr,
    Ich halt’ auf meine Pflicht wie meine Seele,
    Erst meinem Gott, dann meinem gnäd’gen König:
    Und jetzo denk’ ich (oder dies Gehirn
    Jagt auf der Klugheit Fährte nicht so sicher,
    Als es wohl pflegte), daß ich ausgefunden,
    Was eigentlich an Hamlets Wahnwitz schuld.
    König
.
    Oh, davon sprecht: das wünsch’ ich sehr zu hören.
    Polonius
.
    Vernehmt erst die Gesandten; meine Zeitung
    Soll bei dem großen Schmaus der Nachtisch sein.
    König
.
    Tut ihnen selber Ehr’ und führt sie vor!
    Polonius ab.
    Er sagt mir, liebe Gertrud, daß er jetzt
    Den Quell vom Übel Eures Sohns gefunden.
    Königin
.
    Ich fürcht’, es ist nichts anders als das eine,
    Des Vaters Tod und unsre hast’ ge Heirat.
    König
.
    Gut, wir erforschen ihn.
    Polonius kommt mit Voltimand und Cornelius zurück.
    Willkommen, liebe Freunde! Voltimand,
    Sagt, was Ihr bringt von unserm Bruder Norweg!
    Voltimand
.
    Erwiderung der schönsten Grüß’ und Wünsche.
    Auf unser erstes sandt’ er aus und hemmte
    Die Werbungen des Neffen, die er hielt
    Für Zurüstungen gegen den Polacken;
    Doch näher untersucht, fand er, sie gingen
    Auf Eure Hoheit wirklich. Drob gekränkt,
    Daß seine Krankheit, seines Alters Schwäche
    So hintergangen sei, legt’ er Verhaft
    Auf Fortinbras, – worauf sich dieser stellt,
    Verweis’ empfängt von Norweg, und zuletzt
    Vor seinem Oheim schwört, nie mehr die Waffen
    Zu führen gegen Eure Majestät.
    Der alte Norweg, hoch erfreut hierüber.
    Gibt ihm dreitausend Kronen Jahrgehalt
    Und seine Vollmacht, gegen den Polacken
    Die so geworbnen Truppen zu gebrauchen;
    Nebst dem Gesuch, des weitern hier erklärt,
    Ihr wollt geruhn, für

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