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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bald noch zwei weitere gesellten. Sie ließen sich in der Nähe des Kadavers nieder und nahmen eine Stellung ein, aus welcher zu ersehen war, daß sie sich zu einem längeren Verweilen entschlossen hatten.
    »Sie sollen uns einschließen. Pah, das dürfte ihnen schwer werden,« meinte Bois-rosé. »Der Weg über dem Hügel, über welchen wir gekommen sind, bleibt uns auf jeden Fall – Alle Wetter, die Schurken verlegen uns auch dort die Bahn!«
    Sie wandten ihre Augen nach der angegebenen Richtung und gewahrten Red-Hand und Sang-Mêlé, welche beschäftigt waren, einen Haufen Aeste und Reiser zusammenzutragen, welcher so groß war, daß er wohl den größten Theil der Nacht hindurch diesen ganzen Theil der Gegend erleuchten konnte.
    »Und dennoch müssen wir von der Pyramide herunter, wenn wir die Räuber erlegen wollen,« erklärte Fabian. »Die Apachen sind nach dem Büffelsee, um Don Augustin Pena zu überfallen, und ich muß auf alle Fälle hin, um ihm beizustehen.«
    Der Kanadier lächelte still in sich hinein. Er dachte   an den Namen Rosarita, welchen Fabian auf der schwimmenden Insel während des Schlafes geflüstert hatte.
    »Wir werden es wohl fertig bringen, mein Sohn. Für mich und Pepe sind diese vier Indianer nicht zu viel, wenn wir sie in der Dunkelheit überraschen. Dann steht es uns frei, sofort nach dem Büffelsee aufzubrechen oder von hinten über die beiden Spitzbuben zu kommen.«
    »Für Dich und Pepe? Ich werde wohl auch dabei sein!«
    »Nein, mein Sohn, das kann ich nicht zugeben! Zwei gehen sicherer als Drei, und, um uns für alle Fälle vorzusehen, dürfen wir unsere Festung nicht ganz ohne Besatzung lassen. Einer muß zurückbleiben, um sie zu bewachen, bis wir mit den vier Rothen fertig sind, und wirst am Besten Du vorsorgen.«
    Fabian gab seinen Einwand noch nicht auf, aber er wurde überstimmt und mußte sich in den Willen des Kanadiers fügen.
    Einige Zeit, nachdem es dunkel geworden war, flackerte da, wo der Reisighaufen lag, eine helle, hohe Flamme auf, welche allerdings nur die eine Seite der Pyramide beleuchtete. Die übrige Umgebung ruhte in völliger Finsterniß.
    »Jetzt wird es Zeit,« meinte Dormillon.
    »Nein,« entgegnete Rosenholz, »wir müssen noch warten, bis die Aufmerksamkeit unserer Beobachter etwas nachgelassen hat.«
    Dies geschah, und erst nach Verlauf von mehr als einer Stunde richtete sich der Kanadier aus seiner liegenden Stellung empor.
    »Mein Sohn, wir werden gehen!«
    »Wirklich ohne mich, Vater?«
    »Ja. Du mußt diese unsere Festung bewachen, auf welche wir ja angewiesen sind, wenn es uns nicht gelingen sollte, die Indianer aus dem Wege zu räumen.«
    Der gute Bois-rosé wollte nicht sagen, daß ihn nur die Sorge um das Leben seines Lieblings zu dieser Maßregel bestimmte.
    »Ich glaube nicht,« fuhr er fort, »daß Dir während unserer Abwesenheit hier eine Gefahr droht, und wir werden ja auch nur für wenige Minuten entfernt sein. Sollte aber dennoch Etwas passiren, was unsere Hülfe nöthig macht, so werden wir auf einen Schuß von Dir sofort herbeieilen. Komm, Pepe!«
    Auch Dormillon erhob sich.
    Sie ergriffen ihre Gewehre, huschten über die in völliger Dunkelheit liegende Plattform der Pyramide und glitten an der Böschung der letzteren hinab.
    Kaum waren sie im Dunkel verschwunden, so tauchten zwei Gestalten von der Erde auf.
    »Endlich gelingt uns eine List, Alter!« flüsterte El Mestizo. »Sie wollen die Rothen fortschaffen und mögen dies auch immer thun. Wir schleichen uns indessen hinauf und überwältigen diesen Tiburcio, der zurückgeblieben ist. Er wird uns mein Gewehr und seine Haare lassen müssen. Kommen sie dann zurück, so empfangen wir sie mit unsern Kugeln. Ist diese Pyramide einmal in unserem Besitze, so können sie uns nichts anhaben. Steige Du hier hinauf und mache, wenn Du am Rande angelangt bist, einiges Geräusch, welches seine Aufmerksamkeit auf Dich lenkt; desto sicherer komme ich über ihn!«
    Red-Hand schickte sich an, diesem Befehle seines Sohnes Gehorsam zu leisten.
    Fabian saß auf der Plattform und lauschte in die Nacht hinaus. Er war besorgt um die beiden Gefährten, die jedenfalls einer nicht geringen Gefahr entgegengingen. Größere Sorge noch aber bereitete ihm der Gedanke an Don Augustin Pena, dessen schöne Tochter seine Gefühle mehr in Anspruch nahm, als er sich selbst gestehen wollte. Die beiden Räuber, welche den Haziendero mit seiner Tochter bereits einmal überfallen hatten, wußten jedenfalls um die

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