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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Marco Arellano noch?«
    »Nein. Habt Ihr ihn gekannt?«
    »Blos gehört von ihm. Er soll ein außerordentlicher Gambusino gewesen sein und hat Euch sicher ein ansehnliches Erbe hinterlassen.«
    »Nichts als eine kleine Bambushütte.«
    »Und Eure Mutter?«
    »Ist auch todt. Ich habe sie vor einigen Tagen begraben.«
    »Wo starb Euer Vater?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wirklich nicht? Ich meine doch, der Sohn müsse den Ort kennen, an welchem er den Vater verloren hat.«
    Tiburcio warf einen schnellen Blick in das wenig vertrauenerweckende Gesicht Cuchillo’s. Die Fragen desselben kamen ihm verdächtig vor, und er beschloß, diesen Mann zu beobachten.
    »Mein Vater war Gambusino; er ging dahin, wo er Gold zu finden hoffte, und kam nur wenig nach Hause. Auf einem solchen Gange ist er verschollen. Vielleicht ist er den Indianern oder einem wilden Thiere zum Opfer gefallen.«
    »Sind seine Reisen niemals von Erfolg gewesen?«
    »Hätte er Erfolg gehabt, so bestände mein Erbe sicher aus mehr als einer Bambushütte.«
    »Und Ihr habt sein Gewerbe erwählt?«
    »Ja.«
    »Ihr werdet vielleicht ebenso wenig finden wie er. Schließt Euch unserer Expedition an!«
    »Welcher? Ich weiß von keiner.«
    »Dieser Sennor, Don Estevan de Arechiza, hat eine Unternehmung veranstaltet, welche von Tubac aus in das Gebiet der Apachen gerichtet ist. Er kennt ein unerschöpfliches Placer, eine Bonanza, wie noch niemand eine gefunden hat und geht mit achtzig Mann, um sie auszubeuten. Ihr seid Goldsucher, Jäger, Rastreador, Alles in einer Person und sehr gut zu gebrauchen. Es ist gar kein   Zweifel, daß die Expedition gelingen wird, und dann seid Ihr mit einem Schlage ein reicher Mann.«
    In den Adern Tiburcio’s wallte es heiß, aber er verrieth mit keinem Zuge seines Gesichtes die Gedanken, welche seine Seele durchzuckten.
    »Ich wollte zu Don Augustin, um mich ihm als Vaquero anzubieten, doch sagt, glaubt Ihr wirklich, daß Eure Expedition Erfolg haben wird?«
    »So sicher, wie ich hier neben Euch sitze!«
    »Dann will ich mir die Sache überlegen. Gebt Ihr mir Bedenkzeit bis zu Eurer Abreise von der Hazienda?«
    »Sicher. Wir sind ja dort beisammen und werden uns bald kennen lernen.«
    Cuchillo erhob sich mit der Bedeutung, daß er Astwerk für das Feuer holen wolle. Auch Don Estevan trat hinaus in die Dunkelheit. In einiger Entfernung vom Feuer trafen sie sich.
    »Eine sonderbare und überraschende Begegnung, Ew. Sennoria, nicht wahr?«
    »Sehr überraschend. Ihr habt ihn wirklich gut ausgefragt. Ich bin überzeugt, daß er kein Wort von der Bonanza weiß. Marco Arellanos ist gestorben, ohne seiner Frau oder seinem Sohne irgend eine Mittheilung machen zu können. Euer Messer hat ihn gut und zur rechten Zeit getroffen!«
    »Mein Messer? Ew. Sennoria wollen doch nicht etwa sagen, daß ich – – –«
    »Pah, erzählt Eure Fabeln wem Ihr wollt, nur nicht mir! Ich bin überzeugt, daß Ihr noch ganz die sichere Klinge führt, wie damals auf Schloß Elanchovi.«
    »Don Estevan! Ich denke, wir wollen uns erst seit Arispe kennen?«
    »Eigentlich; doch ist ein Grund eingetreten, welcher uns veranlassen kann, einmal an die Vergangenheit zurückzudenken.«
    »Welcher könnte dies sein?«
    »Habt Ihr Euch diesen Tiburcio Arellanos genau angesehen?«
    »Ich denke.«
    »Findet Ihr keine Ähnlichkeit?«
    »Hm, alle Teufel, daran habe ich nicht gedacht! Er hat wahrhaftig fast ganz dieselben Züge, welche ich bei Ihnen gesehen habe, als Sie in seinem Alter oder höchstens einige Jahre darüber waren.«
    »Das habe ich sofort bemerkt. Vergleicht ferner sein Alter mit den Jahren, welche seit jener Nacht vergangen sind.«
    »Das stimmt. Doch sind Alter und Aehnlichkeit noch lange nicht ein untrüglicher Beweis; sie können Zufall sein.«
    »Aber der Schnitt über die Wange?«
    »Hat er ihn?«
    »Er hat ihn, wenn auch kaum bemerkbar. Die Zeit hat die seichte Wunde beinahe vollständig vernarbt.«
    »Ich habe nicht so gesessen, daß ich ihn genau betrachten konnte. Hat er die Narbe wirklich, so ist kein Zweifel möglich. Was werden Sie mit ihm thun?«
    »Er muß sterben.«
    Der stolze Mann sprach dies Wort so ruhig, als handle es sich um den Tod irgend eines schädlichen oder unbequemen Ungeziefers.
    »Sterben? Wie?«
    »Das ist ganz so Eure Sache, wie ich es damals Juan überlassen habe, sich die Klinge roth zu färben.«
    »Ja, der arme Jose zauderte mir zu lange; er hat es leider büßen müssen, denn dieser vermaledeiete Miquelete gab ihm die

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