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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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arbeitete. Das Floß zitterte wie ein Fahrzeug inmitten einer hohlen   See. Man fühlte, daß der Riese eine letzte, gewaltige Anstrengung machen müsse. Fabian wurde es einige Augenblicke enge um das Herz bei dem Gedanken, daß Bois-rosé vielleicht mit dem Tode kämpfte – als ein dumpfes Krachen, ähnlich dem des Fugenwerkes eines Schiffes, das an einem Felsen zerschmettert wird, sich unter seinen Füßen hören ließ.
    In demselben Augenblicke erschien der Kanadier wieder auf der Oberfläche des Wassers, mit triefenden Haaren und flammrothem Gesichte. Mit einem Satze faßte er auf der Insel festen Fuß. Sie begann, sich langsam um sich selbst zu drehen und glitt dann sanft und langsam stromabwärts. Eine ungeheure Wurzel, welche tief im Bette des Flusses stak, war von dem Messer und den kräftigen Händen des Kolosses, der in seiner Verzweiflung eine zehnfache Stärke entwickelt hatte, zerschnitten und zerbrochen worden.
    »Gelobt sei Gott,« rief er; »das war eine fürchterliche Anstrengung – wir sind jetzt flott!«
    »Und schwimmen von den ewigen Jagdgründen dieser rothhäutigen Schlingels wieder fort!« antwortete Pepe, indem er ihm half, mittelst des alsobald eingesetzten Steuers die Insel in die richtige Lage zu bringen.
    Das Wasser brach sich an dem Mantel ohne das allergeringste Geräusch; das Floß gehorchte leidlich dem Steuer, und so ging es langsam vorwärts.
    Blieb man auf der Mitte des Stromes, so war die Entdeckung kaum zu befürchten, wenn nicht ein unvorhergesehener Umstand eintrat. Die drei Männer verhielten sich so ruhig, daß ringsum die tiefste Stille herrschte. So verging eine ziemliche Weile. Da tauchte vor ihnen ein   Licht auf, welches immer größer wurde und gerade auf der Mitte des Wassers zu brennen schien.
    »Santa Lauretta, was ist das?« frug Pepe.
    »Der Brander kann es doch unmöglich sein!« meinte Fabian.
    Rosenholz antwortete nicht. Er hielt sein Auge scharf auf das Feuer gerichtet und untersuchte dabei vermittelst des Steuers durch das Gefühl die Strömung des Flusses.
    »Es ist ein Wachtfeuer am Ufer,« entschied er dann.
    »Es brennt ja in der Mitte des Flusses,« entgegnete Fabian.
    »Der Fluß macht eine Biegung.«
    »So halte Dich auf ihr!« drängte Pepe. »Wir treiben ja sonst gerade auf das Ufer und das Feuer zu!«
    »Die Strömung ist so stark, daß ich ihr halb folgen muß, wenn ich mir nicht das Steuer zerbrechen oder gar das Floß zerreißen will.«
    Das Feuer, welches soeben durch den Nebel hindurch ganz schwach erschienen war, vergrößerte sich jetzt zusehends und erleuchtete eine indianische Schildwache, welche in ihrem furchtbaren Kriegskostüme aufrecht und unbeweglich dastand.
    Eine lange Bisonmähne bedeckte das Haupt des Indianers, über welchem ein Federschmuck gleich der Zierrathe eines römischen Helmes hin und her wallte.
    Glücklicher Weise war der Nebel zu dick, als daß der Apache, welcher nur durch das Feuer sichtbar wurde, die dunkle Masse der Insel hätte bemerken können, die sanft wie ein Seevogel auf dem Flusse fortschwamm.
    Da richtete der Wilde, gleich als habe ihm sein Instinkt gesagt, daß die Kühnheit und Geschicklichkeit der Feinde seine Wachsamkeit täuschen werde, sein gesenktes   Haupt in die Höhe, wobei er die wallende Mähne, welche ihn schmückte, schüttelte.
    »Sollte der Kerl Verdacht hegen?« sprach der Kanadier.
    »Ach, die Büchse ist zu laut; aber hätte ich Bogen und Pfeil, so würde ich mich sehr beeilen, diesen menschlichen Bison in die andere Welt zu schicken, wo er Wache stehen könnte, so lange es ihm beliebte.«
    Der Indianer steckte den Spieß jetzt in die Erde, neigte den Körper vor und hielt die beiden Hände über die Augen, um den durchdringenden Blick derselben gegen die Flamme zu schützen.
    Das Herz der Flüchtigen schlug beinahe hörbar, und sie wagten kaum mehr, Athem zu holen. Wenn der Wilde sie gewahrte, so waren sie verloren.
    Der Indianer bot, während er so gleich einem reißenden Thiere im Hinterhalte lag und sein von den langen Bisonhaaren halb verdecktes Gesicht zeigte, einen furchtbar gräßlichen Anblick dar, und ein Mann von gewöhnlichem Muthe hätte ihn sicher nicht ohne Beben sehen können.
    »Sollte der Teufelskerl uns bemerkt haben?« frug Pepe.
    »Nein. Aber er wird uns bemerken, wenn – ah, Gott sei Dank, jetzt drehen wir uns. Wenn Du Dir diese Physiognomie für spätere Zeiten merken willst, Pepe, so sieh ihn Dir noch einmal an, denn der Nebel wird ihn gleich verschwinden

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