Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Loch?« fragte der »Bär« erschrocken. »So kennen sie den unterirdischen Gang, und mein Geheimnis ist verraten. Das kann kein andrer als das »lange Ohr« gethan haben. Wie hat er das erfahren können? Kommt mit mir! Ich muß sehen, ob es wahr ist.«
    Er eilte fort, auf der Höhe des Dammes hin, und die drei folgten ihm. Bald sahen sie, unter den Bäumen versteckt, den Anfang des Canons hell unter sich liegen. Der Steinhaufen war entfernt, und beim Scheine des Mondes erkannte man die Utahs, welche in den Gang eindrangen.
    »Ja, sie kennen mein Geheimnis,« meinte der »große Bär«. »Sie wollen nach der Insel, um uns in den Rücken zu kommen, und sie wollen meine Schätze haben. Aber das soll ihnen nicht gelingen. Ich muß rasch auf die Insel. Old Firehand und Old Shatterhand mögen mich begleiten; Winnetou aber mag hier bleiben; ich muß ihm etwas zeigen.«
    Er führte den Apachen einige Schritte vorwärts nach einer Stelle, an welcher der Damm senkrecht in den See fiel. Dort lag ein großes, viele Zentner schweres Felsstück auf einer Unterlage von kleineren Steinen, welche eigentümlich geordnet waren. Der »große Bär« deutete auf einen dieser Steine und sagte: »Sobald Winnetou von hier aus sieht, daß ich auf der Insel ein Feuer anbrenne, mag er an diesen Stein stoßen, worauf dieser Felsen hinab in das Wasser rollen wird. Mein roter Bruder mag aber schnell zurückspringen und nicht erschrecken, wenn er ein großes Krachen hört.«
    »Warum soll der Felsen in das Wasser?« fragte Winnetou.
    »Das wirst du später sehen. Jetzt ist keine Zeit zum Erklären; ich muß fort. Schnell!«
    Er rannte davon, und die beiden Jäger folgten ihm. An dem Feuer angekommen, riß er einen Brand aus demselben und stieg in eins der Boote.
    Während er sich bemühen mußte, die Flamme zu erhalten, nahmen Firehand und Shatterhand das Ruder; sie stießen ab und hielten auf die Insel zu. Drüben sprang der »große Bär« schnell heraus und eilte in das Gebäude. Auf dem Herde lag dürres Holzwerk; er schaffte es heraus und steckte es in Brand. »Meine Brüder mögen horchen!« sagte er dann, mit der Hand nach der Gegend deutend, in welcher Winnetou zurückgeblieben war.
    Da drüben war ein kurzes, hohles Rollen zu hören, dann das Zischen des unter dem stürzenden Felsen aufbrausenden Wassers, und nun erfolgte ein Krachen, ein Getöse, als ob ein Haus einstürze.
    »Es ist gelungen!« rief der »große Bär«, tief aufatmend. »Die Utahs sind verloren. Kommt mit herein!«
    Er ging wieder in das Gebäude, in die Abteilung, in welcher sich der Herd befand. Dieser stand, wie die beiden Jäger jetzt sahen, auf einer beweglichen Unterlage, denn der Rote schob ihn ohne alle Anstrengungen zur Seite. Es wurde eine Öffnung sichtbar, in welche der »Bär« hinablauschte.
    »Sie sind drin; sie sind unten; ich höre sie kommen,« sagte er. »Nun aber schnell das Wasser hinein!«
    Er sprang hinaus, hinter das Gebäude, was er dort machte, konnten die beiden nicht sehen; aber als er zurückkehrte, deutete er auf eine nahe Stelle des Sees und erklärte: »Seht ihr, daß sich dort das Wasser bewegt? Es bildet einen Strudel, einen Trichter; es wird nach unten gezogen, denn es fließt in den Gang, den ich geöffnet habe.«
    »Mein Himmel! So müssen die Utahs ja elend ertrinken!« rief Shatterhand.
    »Ja, alle, alle! Kein einziger entkommt.«
    »Gräßlich! War das nicht zu umgehen?«
    »Nein. Es soll keiner entkommen, um zu erzählen, was er da unten gesehen hat.«
    »Aber du hast deinen eigenen Bau zerstört!«
    »Ja, er ist zerstört und kann nie wieder hergestellt werden. Die Schätze sind für die Menschen verloren; kein Sterblicher wird sie nun zu heben vermögen, denn die Insel wird sich bis obenan mit Wasser füllen. Kommt herein!«
    Es überlief die beiden Weißen ein kaltes Grauen. Das unten aufsteigende Wasser trieb die dumpfige Luft nach oben; man fühlte es aus der Bodenöffnung kommen. Das bedeutete den Tod von weit, weit über hundert Menschen.
    »Aber unsre Gefangenen, die sich hier nebenan befinden!« sagte Old Shatterhand. »Die ertrinken doch auch!«
    »Nein. Die Mauer widersteht für einige Zeit. Dann freilich müssen wir sie herausholen. Horcht!«
    Man hörte da unten ein Geräusch, und dann sah man einen Roten mit einer Fackel auftauchen. Es war das »lange Ohr«. Der »große Bär« wollte ihn auch ertrinken lassen, aber auf Old Firehands Zureden sah er von dieser Grausamkeit ab. Kaum befand sich der Timbabatsche in

Weitere Kostenlose Bücher