Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
Stämmen und zwischen den roten Männern und den Bleichgesichtern. Ka Maku wird begreifen, daß es da gilt, vorsichtig zu sein.«
»Wenn meine Brüder zu mir kommen, werden sie keinen fremden Krieger bei uns finden.«
»Und doch führte eine große Spur von Forners Rancho nach eurem Pueblo, wo sie aufhörte; von euch weg ist sie dann zu einer kleinen Fährte von nur fünf Männern geworden.«
Ka Maku erschrak, ließ sich aber nichts merken, und versicherte in bestimmtestem Ton:
»Da müssen sich meine Brüder irren. Ich weiß von keiner solchen Spur etwas.«
»Der Häuptling der Apachen und Old Shatterhand irren sich niemals, wenn es sich um eine Fährte handelt. Sie zählen nicht nur die Eindrücke der Tiere und der Menschen ganz genau, sondern sie kennen auch die Namen der letzteren.«
»So kennen meine berühmten Brüder Namen, welche mir unbekannt sind.«
»Hättest du nie von Grinley, dem Oelprinzen, gehört?«
»Nie.«
»Das ist eine Lüge!«
Da griff der Häuptling nach dem Messer in seinem Gürtel und rief zornig aus:
»Will Old Shatterhand das Haupt eines tapfern Häuptlings beleidigen? Mein Messer würde ihm Antwort geben!«
Der weiße Jäger zuckte leicht die Achsel und antwortete:
»Warum begeht Ka Maku den großen Fehler, mir zu drohen? Er kennt mich doch und weiß also sehr genau, daß er meine Kugel im Kopf hätte, ehe die Spitze seines Messers mich erreichte, oder seine Hand die Flinte gegen mich richten könnte.«
Er hatte während dieser Worte mit einem schnellen Griffe seine beiden Revolver gezogen und hielt ihm die Mündungen derselben entgegen. Zugleich hatte auch Winnetou seine beiden Drehpistolen in den Händen und hielt sie den drei andern Roten vor, indem Old Shatterhand in ruhigem Tone weiter sprach:
»Ich versichere euch bei dem großen Manitou, den die roten Männern verehren, daß bei der leisesten Bewegung eurer Waffen die unsrigen blitzen und knallen werden! Old Shatterhand bricht nie sein Wort; das wißt ihr ebenso gut wie jeder andre Indianer! Ihr kennt diese kleinen Gewehre hier in meinen Händen, in denen zweimal sechs Schüsse stecken. Mein Bruder Winnetou wird euch jetzt eure Messer und Gewehre wegnehmen. Wer sich dagegen wehrt, ja, wer nur eine kleine Bewegung des Widerstandes macht, erhält sofort eine Kugel. Ich habe es gesagt, und es gilt. Howgh!«
Dieses letzte Wort ist eine indianische Bekräftigung. Old Shatterhand wollte mit demselben sagen, daß er gesonnen sei, seine Drohung unbedingt auszuführen. Sein Auge senkte sich mit gebieterischem Blicke in dasjenige des Häuptlings, welcher es nicht wagte, sich zu regen, als der Apache ihm das Messer und die Flinte wegnahm. Auch die drei andern regten sich nicht, als sie von Winnetou entwaffnet wurden. Nachdem dies geschehen war, fuhr Old Shatterhand fort:
»Die roten Männer sehen, wie die Sache steht; sie befinden sich in unsrer Gewalt. Nur das Eingeständnis der Wahrheit kann sie retten. Ka Maku mag meine Fragen beantworten! Warum hat er einige Gefangene mit dem Oelprinzen vorsätzlich entfliehen lassen?«
»Es sind keine Gefangene bei uns gewesen,« zischte der Häuptling grimmig.
»Und auch jetzt befinden sich keine im Pueblo?«
»Nein.«
»Ka Maku lügt. Er müßte doch wohl wissen, daß Winnetou und Shatterhand nicht junge, unerfahrene Burschen sind, welche sich täuschen lassen. Wir wissen, daß Sam Hawkens, Parker und Stone sich bei euch befinden.«
Das zuckende Auge des Häuptlings verriet seinen Schreck, doch antwortete er nicht.
»Auch noch zwei andre weiße Krieger, Frank und Droll genannt, stecken bei euch. Dazu ein Häuptlingssohn der Navajos und sein junger, weißer Freund, auch noch vier andre weiße Männer nebst ihren Frauen und Kindern. Will Ka Maku dies eingestehen?«
»Kein Mensch ist da, kein einziger,« lautete die Antwort. »Bin ich ein elender, räudiger Hund, daß ich so mit mir sprechen lassen muß?«
»Pshaw! Ich werde noch ganz anders mit dir sprechen! Werden die drei andern roten Krieger vielleicht zugeben, was ihr Häuptling so unklug ist, zu leugnen?«
Diese Frage war an die Begleiter Ka Makus gerichtet.
»Er hat die Wahrheit gesagt,« antwortete einer von ihnen. »Es gibt keinen Gefangenen bei uns.«
»Ganz, wie ihr wollt. Wir werden nach dem Pueblo gehen, um nachzuforschen, und damit ihr uns nicht hindern könnt, werden wir euch binden. Winnetou wird mit Ka Maku den Anfang machen.«
Der Apache zog seine Riemen aus der Tasche. Da sprang Ka Maku auf und schrie
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