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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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natürlich nicht ihn allein, sondern die drei andern auch.«
    »Uff!«
    Indem er dieses Wort ausrief, sprang er in den Sattel und nahm seine Silberbüchse zur Hand. In demselben Augenblicke saß auch Old Shatterhand schon auf seinem Pferde und hielt den Henrystutzen bereit. Das war so schnell gegangen, daß von dem Augenblicke, in welchem die zurückkehrenden Antilopen gesehen wurden, bis jetzt kaum eine Minute vergangen war. Da kam das flüchtige Wild herangeflogen und jagte in der Entfernung von vielleicht tausend Schritten vorüber. Die vier Indianer waren noch zurück; man hörte ihre scharfen Schreie, mit denen sie ihre Pferde antrieben.
    »Jetzt!« rief Winnetou.
    Zugleich mit diesem Worte schoß er hinter dem Felsen hervor, Old Shatterhand dicht neben ihm, den Indianern schräg entgegen. Diese stutzten, als sie so plötzlich zwei Reiter erblickten, die sich ihnen in den Weg warfen.
    »Halt!« rief ihnen Old Shatterhand zu, indem er seinen Rappen parierte und der Apache dasselbe that. »Wo will Ka Maku mit seinen Kriegern hin?«
    Es wurde den Indianern schwer, ihre Pferde im schnellsten Laufe anzuhalten; sie thaten es; aber der Häuptling schrie zornig:
    »Was haltet ihr uns auf! Nun ist das Fleisch für uns verloren!«
    »Ihr hättet es überhaupt nicht bekommen. Jagt man denn die flüchtige Gazelle wie einen langsamen Prairiewolf? Wißt ihr nicht, daß man ihr Fleisch nur dann erlangt, wenn es gelingt, sie einzuschließen, so daß sie trotz ihrer Flüchtigkeit keinen Ausweg findet?«
    Erst jetzt war es den vier Roten gelungen, ihre aufgeregten Pferde zur Ruhe zu bringen, und nun konnten sie die beiden Störenfriede genauer betrachten.
    »Uff!« rief da der Häuptling aus. »Old Shatterhand, der große, weiße Jäger!«
    »So kennst du mich noch? Kennst du auch den Krieger hier neben mir?«
    »Winnetou, der berühmte Häuptling der Apachen!«
    »Ja, wir sind es; du täuschest dich nicht. Steig ab mit deinen Leuten, und folge uns dorthin in den Schatten des Felsens, hinter dem wir ruhten, als wir euch kommen sahen.«
    »Warum sollen wir denn dorthin gehen?« fragte jetzt Ka Maku.
    »Wir haben mit euch zu sprechen.«
    »Kann das nicht auch hier geschehen?«
    »Gewiß; die Sonne scheint uns noch zu warm; dort aber gibt es Schatten.«
    »Wollen meine beiden berühmten Brüder nicht mit mir nach dem Pueblo kommen, wo sie mir alles ebensogut sagen können, was sie mir hier mitteilen wollen?«
    »Ja, wir werden mit dir nach dem Pueblo reiten; vorher aber sollst du die Pfeife des Friedens mit uns rauchen.«
    »Ist das nötig? Ich habe sie doch schon längst mit euch geraucht.«
    »Damals gab es Frieden in dieser Gegend; jetzt aber ist das Schlachtbeil ausgegraben; darum trauen wir nur dem, welcher bereit ist, das Calumet mit uns zu teilen; hingegen, wer sich dessen weigert, den betrachten wir als unsern Feind. Also entscheidet euch; aber schnell!«
    Er spielte hierbei mit seinem Henrystutzen in einer Weise, welche dem Häuptlinge Angst einflößte. Er kannte dieses Gewehr, das die Roten für ein Zaubergewehr hielten, ganz genau und wußte, was es zu bedeuten hatte, wenn Old Shatterhand es in so demonstrativer Weise in den Händen hielt. Darum erklärte er, freilich in einem nicht sehr frohen Tone:
    »Meine berühmten Brüder wünschen es; so werden wir es denn auch thun.«
    Er wäre am allerliebsten fortgeritten, wußte aber, daß er dies leider nicht wagen durfte. Sein Pferd war nicht so schnell wie die Kugeln Old Shatterhands und Winnetous. Er hatte zwar auch eine Flinte, seine drei Begleiter ebenso, aber den Gewehren dieser beiden Jäger gegenüber war das genau so, als ob er keine Waffen in der Hand hätte. Er stieg also von seinem Pferde, und seine Leute folgten diesem Beispiele. Man schritt, indem jeder sein Pferd führte, nach dem Felsen, wo man sich niedersetzte. Als dies geschehen war, nestelte Ka Maku seine Friedenspfeife von der Schnur los, mit welcher sie um seinen Hals hing, und sagte:
    »Mein Tabaksbeutel ist leer; vielleicht besitzen meine großen Brüder Kinnikinnik, um das Calumet zu füllen?«
    »Wir haben Tabak, soviel wir brauchen,« antwortete Old Shatterhand. »Aber ehe wir mit dir die Friedenspfeife rauchen und dann nach dem Pueblo gehen, um deine Gäste zu sein, möchte ich wissen, was für Krieger wir dort vorfinden werden.«
    »Die meinigen.«
    »Keine andern?«
    »Nein.«
    »Und doch wurde mir gesagt, daß du fremde Krieger bei dir beherbergst. Es ist Unfrieden ausgebrochen zwischen einigen

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