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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seite des Chellyflusses; wenn man die Navajos veranlaßte, auf dem rechten Ufer zu bleiben, so wurde das Zusammentreffen jedenfalls um mehrere Tage hinausgeschoben, und es stand zu erwarten, daß sich während dieser Zeit eine Gelegenheit zum Entrinnen finden werde. Darum instruierte der Oelprinz seine beiden Freunde mit gedämpfter Stimme, so daß der voranreitende »Wolf« es nicht hören konnte:
    »Laßt mich reden, wenn wir gefragt werden, und merkt euch vor allen Dingen das eine: Wir haben uns nicht am linken, sondern am rechten Ufer des Flusses befunden, und auf derselben Seite befindet sich auch Old Shatterhand mit seinen Leuten.«
    »Warum das?« erkundigte sich Buttler.
    »Werde es dir später erklären; jetzt ist keine Zeit dazu.«
    Er hatte recht, denn die Reiter näherten sich eben jetzt dem Lager. Die in demselben befindlichen Indianer blickten verwundert auf die drei fremden Weißen, denn sie hatten in dieser abgelegenen Gegend und jetzt, wo das Kriegsbeil ausgegraben worden war, keine Bleichgesichter vermuten können. Wolf ritt mit diesen bis an das Zelt des Häuptlings, welcher wie vorher vor dem Eingange saß, stieg da von seinem Pferde und meldete:
    »Ich habe diese weißen Männer getroffen und zu dir gebracht, weil sie eine sehr wichtige Botschaft für dich haben.«
    Nitsas-Ini, der »Große Donner«, betrachtete die drei Ankömmlinge, welche auch aus ihren Sätteln sprangen, und fragte dann den Wolf:
    »Hast du sie als Freunde begrüßt?«
    »Ja.«
    Da zog der Häuptling seine Stirn in Falten und meinte:
    »Ein geübtes Auge sieht es schon dem Baume an seiner Rinde an, wenn er innerlich faul ist. Du hast deine Augen nicht offen gehabt.«
    Die drei Weißen hatten also keinen guten Eindruck auf ihn gemacht; sie hätten taub sein müssen, um dies seinen Worten nicht anzuhören. Der Oelprinz trat nahe zu ihm heran und sagte in halb höflichem und halb vorwurfsvollem Tone:
    »Es gibt Bäume, welche innerlich gesund sind, obgleich ihre Rinde krank zu sein scheint. Der ›Große Donner‹ mag erst dann über uns urteilen, wenn er uns kennen gelernt hat!«
    Die Falten in der Stirn des Häuptlings vertieften sich, und seine Stimme klang streng abweisend, als er antwortete:
    »Es sind mehrere hundert Sommer vergangen, seit die Bleichgesichter in unser Land gekommen sind; wir haben also Zeit genug gehabt, sie kennen zu lernen. Es gab nur wenige unter ihnen, welche Freunde der roten Männer genannt werden konnten.«
    »Zu diesen gehören wir; das werden wir Euch beweisen.«
    »Wenn ihr dies könnt, so wird es zu eurem Glücke sein!«
    »Zu unserm Glücke? Ich denke, wir haben hier bei Euch nichts zu befürchten, weil Mr. Wolf uns freundlich aufgenommen hat!«
    »Was er gethan und gesprochen hat, bindet die roten Männer nicht. Ich bin der oberste Häuptling der Navajos, bei denen ihr euch befindet, und euer Schicksal hängt nicht von seinem Willen ab, sondern von dem, was ich über euch bestimme.«
    Bei diesen Worten wurde es den drei Männern bange; der Oelprinz ließ sich dies aber nicht merken, sondern fuhr in zuversichtlichem Tone fort:
    »Ich habe gehört, daß der ›Große Donner‹ ein gerechter und weiser Anführer ist; er wird Krieger, welche zu ihm gekommen sind, um ihn und seine Leute zu retten, nicht feindlich behandeln.«
    »Ihr uns retten?« fragte der Häuptling, indem er sein Auge abermals geringschätzig über ihre Gestalten gleiten ließ. »Wer gerettet werden soll, muß sich in einer Gefahr befinden.«
    »Dies ist freilich der Fall.«
    »So sagt, was für eine Gefahr es ist, aus welcher ihr uns erlösen wollt!«
    »Die Gefahr vor den Nijoras.«
    »Pshaw!« rief er unter einer wegwerfenden Handbewegung aus. »Die Nijoras sind Männer, welche wir zertreten werden!«
    »Das denkest du, aber sie sind euch an Zahl weit überlegen.«
    »Und wenn sie zehnmal hundert zählten, wir würden sie doch vernichten, denn ein Navajo ist so viel wie zehn Nijoras zusammen. Und ihr wollt uns helfen, ihr, die ihr keine Waffen habt? Nur ein Feigling kann sich sein Gewehr nehmen lassen.«
    Das war eine Beleidigung. Hätte der Oelprinz sich dieselbe gefallen lassen, so wäre er allerdings feig gewesen, das sah er gar wohl ein, und darum antwortete er in zornigem Tone:
    »Wir sind gekommen, euch Gutes zu erweisen, und du vergiltst uns diese Absicht mit beleidigenden Worten? Wir werden euch augenblicklich verlassen.«
    Er trat zu seinem Pferde und gab sich den Anschein, als ob er wieder in den Sattel steigen

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