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Chancen, Risiken, Folgen 1 Bonus Tomaso erzählt

Chancen, Risiken, Folgen 1 Bonus Tomaso erzählt

Titel: Chancen, Risiken, Folgen 1 Bonus Tomaso erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Schiffbruch 2 - Tomasos Sicht
    Schon als ich auf dieser verflixten Yacht anheuerte, ist mir Daniel aufgefallen. Er ist riesig und seine blauen Augen sind wunderschön. Ich mag auch die braunen Haare, die ihm meist unordentlich vom Kopf abstehen. Er behandelt mich netter als die anderen, die mir deutlich zeigen, dass mein oft tuckiges Verhalten abstoßend für sie ist. Mir ist das egal, ich habe Schlimmeres erlebt.
    Wenn ich allein an die vier Wochen im Untersuchungsgefängnis, in das man mich wegen eines winzigen Drogendelikts gesteckt hatte, denke, in denen ich jede Nacht mehrfach von den Mitinsassen missbraucht wurde. Oder an mein Elternhaus, in dem es fast genauso lieblos zuging wie im Knast. Nein, ich habe eine harte Schule hinter mir und lass mich nicht mehr auf Äußerlichkeiten reduzieren. Entweder man akzeptiert mich, oder man lässt es sein.
     
    Eigentlich soll diese Tour eine Vergnügungsreise sein, doch die Kerle, die hier an Bord sind, machen eher den Eindruck, sie hätten ständig Verstopfung. An meinem Essen kann das nicht liegen, denn ich habe mich der ‚Light cuisine‘ verschrieben, mit viel Gemüse und exotischen Gewürzen.
    Wir haben Kurs aufs offene Meer aufgenommen und ungefähr eine Woche läuft alles normal, wenn ich von den Kerlen mit den Sonnenbrillen und fetten Bäuchen mal absehe. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und eine frische Brise bringt uns gut voran. Wohin, das weiß hier an Bord wohl niemand, außer dem Kapitän, selbst Daniel nicht, den ich einmal danach gefragt habe.
     
    Da ich mit der Kocherei nicht überlastet bin, widme ich mich meinem Hobby: Mir. Ich mag es, mich anzumalen und meine Vorzüge zu betonen. Warum sollte ein Mann nicht gut aussehen, obwohl er nur Mittelmaß ist? Daniel hat das nicht nötig, aber ich – ich finde mich manchmal minderwertig. Wahrscheinlich bin ich das geborene Fickstück, wer weiß.
    Ich liege gerne unten und ich kann zwischen Sex und Liebe unterscheiden. Das eine kenne ich zur Genüge, das andere habe ich noch nie gefühlt. Ein bisschen verliebt bin ich in Daniel, aber das passiert mir oft. Unerreichbare Hetero-Hengste sind für mein Herz wohl wie ein Misthaufen für die Fliegen: Unglaublich anziehend.
     
    Wir schippern also dahin und ich vergnüge mich täglich mit meinem Malkasten. Wimperntusche, ein wenig Lidschatten. Nagellack lass ich aus, wegen der Hygiene. Die Finger muss ich als Koch ständig waschen, da wäre das hinderlich. Ich mag auch schöne Kleidung, aus Seide oder anderem Stoff, der so schön raschelt. Okay, dann bin ich eben einen Tucke. Fickpartner finde ich trotzdem immer wieder, nur der fürs Herz, der ist noch nicht dabei gewesen.
     
    Nach einer völlig normalen Woche werde ich plötzlich in den frühen Morgenstunden von Daniel wachgeschüttelt.
    „Hey, das Schiff sinkt. Pack das Nötigste und dann raus hier“, zischt er mir leicht panisch zu.
    Ich merke sofort, dass das Schiff leichte Seitenlage hat und gehorche automatisch. Tasche gegriffen und das Nächstbeste reingeschmissen, raus aus der Kajüte und die Treppe hinauf. Daniel steht am Rettungsboot und dann empfängt uns auch schon das Meer. Das Boot ächzt und für einen Moment habe ich Angst, bis ich Daniel anschaue. Er ist so stark und greift nach den Rudern, lenkt die Nussschale weg von der Yacht, die sich bereits gurgelnd auf die Seite legt.
    Während uns Daniel aufs weite Meer hinaus bringt, gucke ich auf den sinkenden Rumpf und murmele unbewusst: „Verflixt. Mein ganzes Make up ist futsch.“
    Daniel rudert und murmelt: „Ein echtes Problem.“
    Ich weiß, dass das ironisch gemeint ist, doch mir ist das im Moment egal. Das Zeug war teuer.
     
    Es ist ein wahres Vergnügen, Daniel beim Rudern zuzusehen. Die Muskeln spannen sich bei jedem Schlag an und ich weide mich in der Vorstellung, wie es wäre, wenn ich sie anfassen dürfte.
    „Das Rudern steht dir“, sage ich nach einer Weile.
    Daniel erwidert nichts, streift mich nur mit einem nachsichtigen Blick.
     
    Gegen Mittag haben wir das Inselchen erreicht, das heute Morgen am Horizont aufgetaucht ist. Vielleicht sollte ich langsam panisch werden oder hysterisch, doch ich fühle mich einfach nur gut. Im Paradies mit Daniel, besser geht’s doch gar nicht. Entsprechend gelassen packe ich die Sachen aus dem Rettungsboot in meinen Rucksack und ernte dafür von Daniel einen erstaunten Blick.
     
    Etwas entfernt vom Strand finden wir ein paradiesisches Fleckchen Erde mit einem Süßwasserfluss auf einer

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