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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Anweisung auf San Franzisko hervor, welche er von dem Bankier erhalten hatte. Indem er sie dem »Wolf« hingab, sagte er:
    »Hier, werft einmal einen Blick auf dieses Wertpapier! Eine solche Summe wird, zumal unter solchen Umständen, doch nur einem ehrlichen Menschen angewiesen. Meint Ihr nicht?«
    Wolf überflog das Dokument mit prüfendem Blicke und las es dann dem Häuptlinge vor. Dieser blickte, wie vorher schon einige Male, sinnend zu Boden und sagte dann:
    »So ist also dein Name Grinley?«
    »Ja.«
    »Wie heißen diese deine beiden Gefährten?«
    »Dieser hier Buttler und dieser andre Poller.«
    Wolf wollte jetzt dem Oelprinzen die Anweisung zurückgeben, da aber nahm der Häuptling sie ihm schnell aus der Hand, legte sie in ihre Falten zusammen, schob sie sich in den Gürtel und fuhr in einem Tone, als ob er da gar nichts Besonderes gethan hätte, fort:
    »Ich habe von einem Bleichgesichte gehört, welches Grinley heißt und der Oelprinz genannt wird. Kennst du den?«
    »Der bin ich,« antwortete Grinley.
    »Und ich hörte ferner von einem Bleichgesichte, welches Buttler heißt und der Anführer der Finders war. Kennst du den Mann?«
    »Nein.«
    »Dieser hier ist es nicht?«
    »Nein.«
    »Wo liegt die Oelquelle, welche du verkauft hast?«
    »Am Chelly.«
    »Das ist nicht wahr, dort gibt es keinen Tropfen Oel.«
    »Das ist richtig; ich wollte sagen in der Nähe des Chelly.«
    »Aber wo?«
    »Am Gloomy-water. «
    »Ist auch nicht wahr.«
    »O doch!«
    »Sprich nicht dagegen. Es gibt keine Stelle, so groß wie meine Hand, die ich nicht betreten hätte. Es gibt kein Oel in dieser Gegend. Du bist ein Betrüger!«
    »Donner und Wetter!« fuhr da der Oelprinz auf. »Soll ich mir – – –«
    »Schweig!« fiel der Häuptling ihm in die Rede. »Ich habe es euch gleich angesehen, daß ihr keine ehrlichen Männer seid, und habe nur darum das Kalummet geraucht, weil ich dazu gedrängt wurde.«
    »So willst du wohl eine Ausrede machen, um dein Wort brechen zu können?«
    Der »Große Donner« machte eine unnachahmlich stolze Handbewegung und antwortete, indem ein höchst geringschätzendes Lächeln über sein Gesicht glitt:
    »Solcher Menschen wegen, wir ihr seid, soll mir kein Mann nachsagen, daß ich mein Wort nicht gehalten habe.«
    »So gebt uns Waffen, Munition und Fleisch, und laßt uns ziehen! Und gib mir mein Papier zurück! Warum hast du es eingesteckt?«
    »Ich habe es nicht dir zurückzugeben, sondern dem, von welchem ich es genommen habe. Du hast das Bleichgesicht, welches die Oelquelle kaufte, in der kein Oel vorhanden ist, um dieses Geld betrogen. Der ›Wolf‹ wird wissen, was er zu thun hat.«
    Er zog das Papier aus dem Gürtel und gab es Wolf mit einem bezeichnenden Winke zurück. Dieser schob es schnell in seine Tasche.
    »Halt!« rief Grinley, indem seine Augen zornig blitzten. »Das Papier gehört mir!«
    »Ja,« nickte Wolf, indem er ein sehr behagliches Lächeln zeigte.
    »Also her damit!«
    »Nein,« antwortete Wolf mit demselben behaglichen Lächeln.
    »Warum nicht? Wollt Ihr an mir zum Diebe werden?«
    »Nein.«
    »Dann heraus damit!«
    »Nein.«
    »So seid Ihr ja ein Dieb, und ich – – –«
    Da fiel Wolf ihm in einem ganz andern Tone in die Rede:
    »Mäßigt Euch, Mr. Grinley! Wenn Ihr mich beleidigt, ist’s um Euch geschehen. Ich bin kein Dieb.«
    »Warum behaltet Ihr denn diese Anweisung, welche mir gehört?«
    »Weil uns manches in eurer Erzählung nicht einleuchten will und weil ihr gar so rasch von hier fort wollt. Leute, welche mit genauer Not der Gefangenschaft und dem Tode entronnen sind, bedürfen der Ruhe und der Pflege. Dies könntet ihr hier haben; ihr wollt aber fort. Sodann würde jeder andre an eurer Stelle sich uns auf unserm Zuge gegen die Nijoras anschließen, um sich zu rächen; auch das wollt ihr nicht. Ihr wollt nur fort, nur fort, und zwar sehr schnell. Das sieht natürlich ganz so aus, als ob ihr vor jemand, der hinter euch her kommt, eine gewaltige Angst hättet.«
    »Was wir denken und wollen, das geht Euch nichts an,« antwortete der Oelprinz protzig. »Ich habe mit dem Häuptling und durch ihn mit allen den Seinen die Pfeife des Friedens geraucht; er muß seine Versprechungen erfüllen, und es darf mir nichts genommen werden.«
    »Ganz richtig, Sir! Der ›Große Donner‹ wird sein Wort ganz gewiß halten.«
    »So gebt das Papier heraus!«
    »Ich? Fällt mir nicht ein! Ich will es keineswegs stehlen, sondern nur aufheben.«
    »Hölle und Teufel! Für

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