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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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winkte; sie hatten nichts Verdächtiges gefunden.
    »Mein Bruder mag sein Rohr nehmen; da wird er vielleicht die Gesichter erkennen,« meinte Winnetou.
    Old Shatterhand folgte dieser Aufforderung und richtete das Fernrohr nach der Blöße. Auf den Wink des Spähers kamen seine Leute hinter dem Gebüsch hervor, eine lange, lange Reihe von Reitern, welche mit den Kriegsfarben bemalt waren; darum konnte Old Shatterhand ihre Gesichter nicht erkennen; aber dennoch wollten ihm viele der Gestalten bekannt vor kommen. Am Schlusse des Zuges kamen zwei, von denen er sofort wußte, wer sie waren, nämlich Nitsas-Ini und seine weiße Squaw, deren Gesicht natürlich unbemalt war. Als sie alle hinter dem Gesträuch auf der andern Seite der Lichtung verschwunden waren, sagte der Apache:
    »Das müssen die Krieger der Navajos gewesen sein; etwas andres ist kaum möglich. Da es zu weit bis dort hinüber ist, konnte ich sie nicht erkennen, aber es war mir, als ob sich am Ende des Zuges eine Squaw befunden habe. Mein Bruder konnte durch sein Rohr besser sehen. Hast du jemand erkannt?«
    »Ja. Nitsas-Ini und seine Squaw ritten hinterdrein.«
    »So sind es also die Navajos gewesen, wie ich vermutete. Sie haben jedenfalls unten an der Mündung des Flusses gelagert. Warum haben sie diesen Ort verlassen?«
    »Und warum halten sie sich da drüben am rechten Ufer?«
    »Ja, das ist sonderbar. Sie wissen doch, daß sie die Nijoras auf dieser Seite des Flusses zu suchen haben, da deren Gebiet auf derselben liegt.«
    »Sollten sie durch irgend eine falsche Nachricht dazu veranlaßt worden sein?«
    »Das ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich.«
    »Dann müssen wir uns fragen, wer ihnen diese Nachricht gebracht hat.«
    »Ein Kundschafter nicht, denn ihre Späher können ja nicht zu ihnen, weil sie gefangen sind.«
    »Es gibt nur einen einzigen möglichen Fall.«
    »Welchen?«
    »Daß sie von dem Oelprinzen irre geleitet worden sind.«
    »Richtig! Der ist jedenfalls zu ihnen, um sich und seine beiden Begleiter ausrüsten zu lassen, weil sie jetzt unbewaffnet waren.«
    »Aber was können diese drei für Gründe haben, die Navajos da drüben heraufzuschicken?«
    »Wir wollen uns darüber nicht die Köpfe zerbrechen. Jedenfalls werden wir diese Gründe erfahren. Steigen wir jetzt herab! Es will dunkel werden, und wir können nun bald an die Nijoras kommen.«
    Sie stiegen von den Bäumen, da sie unten sicherer waren. Es konnte aus irgend einem Grunde ein Nijora an diese Stelle kommen und da mußte er sie, wenn sie oben saßen, weit eher entdecken, als wenn sie sich unten befanden und sich vor ihm verbergen konnten. Als sie nun wieder nebeneinander standen, sagte Old Shatterhand:
    »Unsre Freunde mögen da drüben den Weg eingeschlagen haben, aus welcher Ursache es immer sei, so können sie den Zweck, welchen sie dabei verfolgen, sehr leicht verfehlen.«
    »Warum?« fragte der Apache.
    »Weil es möglich ist, daß sie von den Nijoras gesehen worden sind.«
    »Uff! Das ist wahr. Diese liegen hüben am Ufer und die Navajos kamen drüben am Ufer!«
    »Diese Ufer sind zwar mit Büschen und Bäumen besetzt, aber unsre Freunde haben über die Lichtung gemußt, wo sie von jedem, der hüben am Wasser stand, gesehen werden mußten.«
    »Die Nijoras tränkten vorhin ihre Pferde. Hoffentlich sind sie jetzt damit fertig gewesen und es hat keiner von ihnen mehr unten am Flusse gestanden. Ich will noch einmal auf den Baum klettern und die Stelle dort betrachten.«
    Er kletterte wieder hinauf, hielt eine kurze Weile scharfen Ausguck, kam dann wieder herab und sagte:
    »Es ist niemand am Wasser, und so denke ich, daß die Navajos nicht gesehen worden sind.«
    »Das beruhigt mich. Uebrigens werden wir es erfahren, wenn wir die Nijoras nachher belauschen. Wenn sie unsre Freunde gesehen haben, werden sie ganz gewiß davon sprechen.«
    Die Dämmerung trat jetzt ein, und so machten sich die beiden Männer auf den Weg, welcher gar nicht ungefährlich für sie war. Man konnte noch ungefähr sechs bis acht Schritte weit sehen, doch wurde es so schnell dunkel, daß es, als sie in der Nähe des Winterwassers ankamen, so finster war, daß sie sich nicht mehr allein auf ihre Augen verlassen konnten, sondern auch den Tastsinn zu Hilfe nehmen mußten. Hierbei kam es ihnen sehr zu statten, daß sie schon öfters hier gewesen waren und also die Oertlichkeit genau kannten.
    Der Chelly floß hier fast genau von Ost nach West und es ist bereits gesagt worden, daß das

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