Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
Munition ausgerüstet!«
»Weil sie uns belogen.«
»Und sie ungehindert ziehen lassen!«
»Weil ich ihnen mein Wort darauf gegeben hatte.«
»Ah, jetzt errate ich! Du wußtest ja noch nicht, daß der Oelprinz deine beiden Kundschafter ermordet hat!«
»Nein, das wußte ich nicht.«
»Hast es aber nun von meinen Gefährten erfahren?«
»Du hast es erraten.«
»Und nun willst du ihnen nach, um den Tod der Kundschafter zu rächen?«
»Rächen will und muß ich ihn, aber ich brauche sie nicht zu verfolgen, denn sie kommen uns nach.«
»Wirklich? Sonderbar! Sie sollten doch froh sein, euch und uns entkommen zu sein!«
Da fiel Wolf schnell ein, indem er ein höchst befriedigtes und selbstbewußtes Gesicht zeigte:
»Ja, wenn sie die Unterschrift, die Anweisung noch hätten!«
»Besitzen sie die nicht mehr?«
»Nein. Ich habe sie ihnen abgenommen und behalten.«
»Ah! Wie ist das zugegangen?«
Wolf erzählte es und fügte dann hinzu:
»Wir haben sie dann beobachten lassen und erfahren, daß sie uns folgen. Wir wollten sie, um ganz sicher zu gehen, morgen erwarten und ihnen zwei Späher entgegenschicken.«
»Hm! Das ist nicht ungefährlich. Sie werden ganz von selbst kommen. Durch Späher aber könnt ihr sie leicht vertreiben.«
»Das ist richtig, und ich hätte auch von den Kundschaftern abgesehen,« sagte der Häuptling. »Aber wann denkst du, daß wir morgen nach dem Winterwasser aufbrechen müssen?«
»Wenn der Tag beginnt.«
»Da sind sie noch nicht da. Du siehst also ein, daß wir einige Leute zurücklassen müssen.«
»Leider ja. Ich würde das am liebsten selbst übernehmen, aber ich bin nicht zu entbehren. Wolf und du ganz ebenso. Es geht also nicht anders; wir müssen Späher zurücklassen. Aber suche ja die besten, listigsten und zuverlässigsten Leute dazu aus!«
»Das werde ich thun. Du brauchst keine Sorge zu haben.«
»Sag ihnen, daß sie sie lieber niederschießen als entkommen lassen sollen; ich hasse das Blutvergießen, aber diese Mörder sind wie wilde Tiere; sie werden sich an unsre Fersen heften, um, wenn sie das Papier nicht wieder bekommen, sich blutig an uns zu rächen. Aber noch eins: Ich vermisse den Kantor. Wo ist er?«
»Bei mir im Lager. Er war von hier entflohen und eine große Strecke flußabwärts gegangen. Dort sang er und machte großen Lärm. Ich sandte einige Krieger über den Fluß, welche ihn fangen und herüberschaffen mußten.«
»Dieser unvorsichtige und unverbesserliche Mensch! Er muß wirklich angebunden werden!«
»Vergib es ihm! Durch sein Lärmen und Schreien habe ich euch gefunden.«
»Das ist keine Entschuldigung für seine Thorheit. Er hat uns schon viel Schaden gemacht.«
»Er hat den Verstand nicht am richtigen Platze.«
»Aber auch nicht am unrichtigen, denn er scheint leider gar keinen zu haben!«
»Soll ich ihn holen lassen?«
»Ja. Da er nicht mit deinen Kriegern reden kann, stellt er dort vielleicht noch größere Dummheiten an, als er bei uns hier ausführen könnte.«
Es wurde ein Roter fortgeschickt, der ihn bringen sollte. Dann erst begann Old Shatterhand, von seinem heutigen Ritte zu erzählen.
Seinen und auch Winnetous scharfen Augen war es nicht entgangen, daß die Nijoras, deren Fährte sie gefolgt waren, nach und nach ein viel langsameres Tempo eingeschlagen hatten. Welchen Grund hatten sie dazu?
Es war nicht Gepflogenheit der beiden berühmten Männer, zu etwas, was sie selbst erforschen konnten, den Rat oder die Meinung andrer einzuholen; darum hatten sie keinem ihrer Gefährten, auch Sam Hawkens nicht, etwas von dieser ihrer Beobachtung gesagt. Sie paßten nun nur schärfer auf, und erkannten, daß sie sich nicht getäuscht hatten.
»Was sagt mein Bruder Shatterhand dazu?« fragte Winnetou.
»Daß sie keine Eile mehr zu haben scheinen, an die Navajos zu kommen,« antwortete dieser.
»Mein Bruder denkt genau so wie ich. Sie scheinen ihren Angriff auf diese verschieben zu wollen. Da ist nur ein Gedanke möglich, auf wen sie es abgesehen haben können.«
»Auf uns natürlich.«
»Ja, doch warum? Sie können doch nichts Klügeres thun, als schleunigst über die Navajos herzufallen, die nicht genau unterrichtet sind, weil ihre Kundschafter teils gefangen genommen und teils ermordet wurden.«
»Aber mein Bruder Winnetou mag bedenken, daß wir ihnen hart im Rücken sind und einige sehr gute Pferde haben. Wir können, wenigstens einige von uns, durch einen Parforceritt um sie herum- und ihnen vorauskommen und die Navajos
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