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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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man heutzutage nich mehr weit. Ich will Gerechtigkeet; ich bin der zartbesaitete Engel der Vergeltung; bei mir heeßt’s schtets: Wie die That, so der Lohn, wie der Milchtopf, so der Deckel, und wie die Dose, so der Schnupftabak. Ich verlange Schtrafe für den Verbrecher, denn es schteht schon seit uralten Zeiten in den Fix- und Wandelschternen een Gesetz geschrieben, welches deutlich sagt: Wer nich hören will, der muß fühlen, und wer keen Pianoforte hat, der kann nich schpielen. Howgh! Der Hobble-Frank hat geschprochen!«
    Seine Rede wurde trotz der Würde, mit welcher sie vorgebracht worden war, nicht beachtet, sondern Old Shatterhand wendete sich an den Gefangenen:
    »Gib uns zunächst einmal deinen richtigen Namen an!«
    Der Mestize antwortete zornig in dem Englisch, welches diese Leute zu sprechen pflegen:
    »Bin ich etwa eine Rothaut, Sir, daß Ihr glaubt, mich du nennen zu dürfen?!«
    »Deine Haut ist noch viel schlimmer als rot, Bursche! Man weiß ja ganz genau, daß ihr halbblütigen Menschen nur die schlimmen Eigenschaften eurer Eltern erbt, und du bist der beste Beweis dafür, daß dies kein Irrtum ist.«
    »Schimpft, wie Ihr wollt, ich bin ja Euer Gefangener und kann mich nicht wehren; aber ich sage Euch das eine: wer mich du nennt, den nenne ich ebenso. Richtet euch danach!«
    » Well! Ich werde mich danach richten und sage dir also auch das eine: wenn ein Lump, wie du bist, es wagen sollte, mich du zu nennen, so lasse ich ihm die Jacke ausziehen und den Rücken so ausgiebig mit dem Lasso bearbeiten, daß er den Unterschied zwischen mir und ihm mit Leichtigkeit erkennen lernt. Richte auch dich danach! Und nun sag deinen wirklichen Namen! Ich bin es nicht gewohnt, zweimal zu fragen.«
    Old Shatterhand hätte trotz seiner bekannten Humanität seine Drohung ausgeführt; das schien der Mestize wohl zu fühlen, denn er antwortete, ohne das angekündigte Du zu wagen:
    »Meinen richtigen Namen habt Ihr gehört. Ich heiße Yato Inda, und meine Mutter gehörte dem Stamme der Pinal-Apatschen an.«
    »Das ist Lüge. Du bist Ik Senanda, der Enkel des ›schwarzen Mustangs‹.«
    »Beweist es doch!«
    »Diese Aufforderung enthält eine Frechheit, durch welche du deine Lage nicht verbesserst.«
    »Was Ihr da Frechheit nennt, ist nichts weiter als mein gutes Recht. Warum behandelt Ihr mich als Feind? Ihr seid mir nach den Gesetzen der Savanne Gründe schuldig. Oder ist Old Shatterhand, den man den Gerechtesten unter allen Bleichgesichtern nennt, unter die Räuber und Mörder gegangen?«
    Als der brave Kas diese Worte hörte, rief er zornig aus:
    »Soll ich diesem Halunken eins hinter die Ohren geben? So eine Unverschämtheit ist mir noch nicht vorgekommen. Das ist ja schlimmer als damals bei Timpes Erben!«
    Old Shatterhand winkte ihm Schweigen zu und erklärte dem Gefangenen im ruhigsten Tone:
    »Es hat allerdings jeder Angeklagte seine Rechte, und ich bin am allerwenigsten derjenige, der sie ihm verkürzt. Darum will ich deine Frechheit nicht beachten und dich nur sachgemäß fragen: Hast du als Wächter des Firwood-Camp es ehrlich mit dessen Bewohnern gemeint?«
    »Ja.«
    »Warum verkehrtest du da heimlich mit den Komantschen?«
    »Beweist mir, daß ich dies gethan habe!«
    » Pshaw! Warum bist du da geflohen, als du bemerktest, daß wir die Spuren des ›schwarzen Mustangs‹ richtig lasen?«
    »Ich bin nicht geflohen.«
    »Was sonst?«
    »Mein Ritt war keine Flucht aus Angst vor euch, sondern er wurde in der besten Absicht unternommen.«
    »Da bin ich wirklich neugierig, diese gute Absicht kennen zu lernen!«
    »Warum sagt sie dir dein Scharfsinn nicht, den man ja an dir rühmt? Ich sah die fremden Spuren grad so, wie ihr sie sahet; ich hörte euern Verdacht. Ihr waret nur die Gäste des Camp und hattet keine Verpflichtungen; ich aber hatte die Bewohner zu beschützen; dazu war ich da, und darum folgte ich augenblicklich dem Verdachte, indem ich fortritt, um die Feinde auszuspähen.«
    »Ach, das hast du nicht ganz schlecht gemacht; diese Ausrede ließe sich wirklich hören, wenn ich nicht fragen müßte, warum du ebenso rasch zurückgekehrt bist; um auszukundschaften, was wir im Camp machen würden.«
    »Ich bin nicht zurückgekehrt. Wer Euch das weismachte, hat gelogen.«
    »So bist du selbst der Lügner.«
    »Ich? Wieso?«
    »Weil du selbst von dieser deiner Rückkehr gesprochen hast.«
    »Wann? Wo?«
    »Davon später! Du bist also fortgeritten, um zu erkunden, wo sich die Komantschen befanden. Wie war es

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