Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
konnte.
Behutsam lehnte ich das Krozair-Langschwert an eine der Säulen. Daneben baute ich sechs lohische Pfeile auf. Ich spannte den großen lohischen Langbogen. Seg meint, ich könnte so gut schießen wie er; ich dagegen bin mir dessen nicht sicher. Doch was die geplanten sechs Schüsse anging, so würde er wohl mit anerkennendem Nicken darauf reagieren müssen.
Von der Durchschlagskraft des gewaltigen Bogens wurden die vier Katakis und zwei Klansleute zurückgeworfen. Schon ergriff ich das Langschwert in meiner Faust und stürmte vor, und gleichzeitig drängten andere Männer von der entgegengesetzten Seite herein, Männer und Jikai-Vuvushis, als wäre der Aufruhr in dem Zimmer ein Zeichen gewesen.
Ich sprang auf Zankov zu, der sich mit einem schrillen Angstschrei in Sicherheit zu bringen versuchte, und sah plötzlich Barty Vessler vor mir, eine prächtige Erscheinung, die sich einen Weg durch die Reihen der Diffs hackte. Seine Leibwache kämpfte an seiner Seite. Er versuchte an Zankov heranzukommen, der auf seiner Flucht vor Barty mir in den Weg geriet.
Männer sprangen vor mir hoch, und es gab reichlich zu tun, um mich meiner Haut zu erwehren. Als ich das Hindernis überwunden hatte und das Krozairschwert die Eisenglieder schwerer Ketten ungehindert durchschlug, nahm ich Delia in die Arme.
Sie sagte: »Dayra ...«
»Ich weiß. Psst.«
»Wir haben keine Zeit, still zu sein. Gib mir eine Waffe, dann ...«
»Vielleicht liebt sie diesen Zankov wirklich – und er sie. Vielleicht ...«
»Nein, mein Schatz. So steht die Sache nicht.« Sie schob mich fort und bückte sich nach einem Rapier, das auf dem Boden lag. Als sie sich aufrichtete, erstarrte ihr unglaublich hübsches Gesicht, und ich fuhr mit erhobenem Schwert herum.
Barty stand im Begriff, Zankov mit seinem Drexer zu töten. Zankovs Rapier versuchte den Drexer abzulenken, Licht lief an der Klinge entlang, dann traf der Drexer sein Gesicht. Mit einem dämonischen Schrei sprang er fort, und Blut rann über das dünne, bittere Gesicht, verlieh ihm das Aussehen eines Teufels aus Cottmers Höhlen.
Bartys Gesicht war vor Erregung so rot angelaufen wie Zankovs Antlitz von Blut, als er nun brüllte: »Cramph! Verführer! Bete zu all deinen bösen Göttern, denn deine Zeit ist gekommen, bei Opaz!«
Ich sah es kommen.
Colun Mogper, Kov von Mursham, sprang hinter Barty empor. Der Dolch in seiner Hand funkelte nicht, wies er doch eine unheildrohende grüne Färbung auf. Hoch hob Kov Colun den vergifteten Dolch. Mit heftiger Bewegung stieß er ihn tief in Bartys Hals.
Zankov, dem der Verbündete das Leben gerettet hatte, zögerte nicht. Er lief unter dem Dach hervor und verschwand in den Schatten. Ich wollte die Verfolgung aufnehmen, stellte dann aber fest, daß ich kaum von der Stelle kam. Die Steine des Bodens wogten unter mir auf und nieder wie ein Swifter im Sturm. Ich mußte mich niederlassen. Ich war Herrscher von Vallia. Ich durfte mich nicht setzen, wenn das Land auf mich angewiesen war. Delia beugte sich herum.
»Bleib ruhig liegen, Liebster, der Pfeil steckt tief.«
»Zankov ... Dayra ... Barty! «
Sie hob deutend den Arm.
Bartys Leute und die Kampffrauen versuchten, Zankovs Männer gefangenzunehmen; durch den heftigen Nahkampf bewegte sich ein Mann mit einer Zielstrebigkeit, die mir bekannt vorkam. Gekleidet wie ein Krozair von Zy, schwang er ein gewaltiges Krozair-Langschwert und bahnte sich einen Weg durch seine Gegner zur gegenüberliegenden Seite, wo er, Zankov verfolgend, in den Schatten verschwand.
»Dort kämpft unser Sohn Jaidur. Er hat für Vallia Gutes getan.«
»Aber ... Barty!«
Sie legte mir eine Hand auf die Stirn, und ihre Finger fühlten sich eiskalt an. »Barty Vessler ist tot.«
Ich brachte kein Wort heraus. Was immer ich hätte sagen können, hätte nichts mehr geändert.
Mit einem Tosen wie von einem explodierenden Vulkan zersprang das Dach in tausend Teile, von Haken hochgerissen, die an Flugbooten hingen. Männer rutschten an Seilen herab, Männer, die das Scharlachrot und Gelb trugen. Ich erkannte die Schwertwache des Herrschers. Dem Herrscher von Vallia treu ergeben, war jeder einzelne bereit, sein Leben zu geben. Sie waren gekommen, um für die Sicherheit des Herrschers zu sorgen. Und dies würden sie auch tun. Allerdings kamen sie zu spät, um ein anderes Leben zu retten.
Für Vallia war ein Leben gegeben worden, bereitwillig, doch dieses Leben war nun beendet, ausgelöscht, und Barty Vessler würde nie wieder
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