Saga von Dray Prescot 23 - Spikatur-Zyklus 01 - Die Bestien von Antares
schrill. Sein Gesicht war rot angelaufen, seine Augen leuchteten. Ich schaute Unmok nicht an. Ich wollte nur raus hier. Wir hatten Gold genug, um einen Käfigvoller zu kaufen.
Schon wollte ich den Mund öffnen, da brachte mich Unmoks Hand, die meinen Arm umklammerte, zur Besinnung. Den beiden hohen Herren entging dieses Zwischenspiel.
»Halt deine Weintülle, Jak!« flüsterte Unmok nachdrücklich-angstvoll.
Noran sprach bereits weiter. Er versuchte sich einen lässigen Anstrich zu geben, doch fiel ihm das Schauspielern schwer.
»Es hätte mich gefreut, dich an meiner Seite zu sehen Gochert. Es war ein Hohes Jikai.«
Ich ließ meinem faltigen alten Gesicht nichts anmerken. Bei Zim-Zair! Welche Anmaßung! Nicht in dem Anspruch, den Noran erhob – das war im Hinblick auf seine natürliche Eitelkeit und die Position, die er bekleidete, durchaus zu verstehen und zu entschuldigen. Nein, das war es nicht. Aber in diesem Zusammenhang solche große Worte zu verwenden, das Hohe Jikai ... nein, ich wollte fort von hier, bei Zodjuin vom Silber-Stux!
Aber plötzlich ordnete sich ein neuer Puzzlestein an die passende Stelle; ein weiteres Teilchen jenes großen Bildes, das ich – mit einem kalten Schauder des Entsetzens! – wahrzunehmen begann und das mein Leben in der nahen Zukunft beeinflussen sollte. Der juwelenäugige Gochert war mit der Pflanze fertig, die nur noch aus Ästen bestand. Nun begannen die zielstrebigen Finger über den Knauf eines seiner Schwerter zu streicheln, als handele es sich um eine Netsuke. Er hatte zu seinem Thraxter gegriffen, aber er trug auch ein Rapier, und der linkshändige Dolch war größer als die übliche Main-Gauche. Alle Waffen wirkten schlicht und funktionell.
Gocherts gesundes Auge blickte Noran abschätzend an. Er wartete einen Augenblick, ehe er etwas sagte, und die Pause war eben kurz genug, um nicht beleidigend zu wirken.
»Ein Jikai«, sagte er. »Ein Hohes Jikai. Bei Spikatur Jagdschwert, Noran, ich glaube, du hast recht!«
Auch wenn Vad Norans Gesicht sich einigermaßen verkrampfte, faßte er die Bemerkung sichtlich als Kompliment auf. Offenkundig wollte er seinen wieselgesichtigen Besucher nicht kränken. Abwehrend schwenkte er die Hand.
»Wenn es dem Vad recht ist«, sagte ich und fügte hinzu: »Es dürfte nun klar sein, daß nicht Froshak der Schein die Schrepims freigelassen hat.«
»Bei Glem! Habe ich das nicht schon gesagt?«
Er hatte es nicht gesagt, doch wollte ich mich deswegen nicht mit ihm streiten. Wir verließen den Raum, und ich warf einen letzten langen Blick auf Gochert, der Vad Noran Angst machte und von Spikatur Jagdschwert sprach. Wir trugen schwer an unserem Gold, und zumindest ich war willens, dafür zu kämpfen. Aber Unmok wußte, was er tat. Er mochte zwar nervös sein, was das Protokoll der feinen Gesellschaft anging, doch versicherte er mir, daß Noran seine Versprechungen einlösen und zu seinen Zahlungen stehen würde. So holten wir unsere Sklaven aus dem Außenhof und verließen Vad Norans Villa und ihre Geheimnisse. Gleich darauf verschluckte uns das lebhafte Treiben der Straßen von Huringa.
Es war irgendwie unheimlich, doch vage hatte ich das Gefühl, als schlösse sich das Tor der Villa hinter uns wie ein Gefängnisgitter.
Unterwegs gewann Unmok ein wenig von seiner Munterkeit zurück. »Ein Käfigvoller!« sagte er ehrfürchtig.
»Du hast mir gesagt, du hättest nicht viel übrig für das Leben als Raubtierhändler, Unmok.«
»Gewiß, Jak, das habe ich gesagt.«
»Warum machst du dann weiter? Wir haben genug Gold. Du könntest ein Geschäft eröffnen.«
Er blieb stehen, wandte sich um und starrte zu mir auf. Sein Armstumpf zuckte erregt. »Es ist dein Geld, Jak! Du hast die Slacamänner bekämpft, nicht ich!«
»Sind wir nun Partner oder nicht?«
»Aber – in dieser Sache!«
»Glaubst du, daß du Froshak wiederfindest?«
»Ja, ja. Aber sag mir, was du für fair hältst.«
»Mache ich, Unmok – aber zunächst ...«
Die Pläne, die ich mit Unmok und Froshak hatte, waren Träume, die ihnen unmöglich vorkommen mußten. Ich wollte ihnen ihr weiteres Schicksal nicht aufzwingen, wollte mich nicht zum großen Einfluß auf ihren Lebensweg machen. Wenn sie mich nach Vallia begleiten wollten, mußten sie die Entscheidung selbst treffen. Auch ein Nein würde ich akzeptieren. Sie mußten ihr Leben selbst leben.
Belustigung überkam mich bei dem Gedanken an Noran und die jämmerliche Gestalt, die er abgab, und sein verzweifeltes
Weitere Kostenlose Bücher