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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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allerdings nicht hieß, dass sie keine Bedrohung war, und er hielt sie ziemlich fest, während er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Hastig blickte er sich in dem Raum um und stellte fest, dass alles dunkel war. Es war, als hätte sie jemanden seiner Spezies erwartet. Er konnte überall Lampen und Strahler erkennen, was bedeutete, dass sie üblicherweise nicht im Dunkeln lebte. Es konnte also Zufall sein. Wie war er hierhergekommen? Woher konnte eine Menschenfrau wissen, wer er war? Woher wusste sie, dass er ein Schattenbewohner war und dass schon die kleinste Berührung mit Licht ihn ernsthaft verletzen und ihn schließlich in ein Häuflein Asche verwandeln würde?
    Seine Kraft und seine Gesundheit waren so heimtückisch schnell geschwunden, dass die rasche Wiederherstellung belebend und stärkend war. Er spürte, wie sein Körper mit jeder Sekunde seine natürliche Kraft zurückerlangte.
    Doch er lag immer noch mit gefesselten Händen und Füßen in einer fremden Umgebung mit potenziellen Lichtquellen und wurde in Schach gehalten von dieser Menschenfrau, deren Art berühmt war für ihren Wunsch, anderen Wesen, die sie nicht verstanden, zu knuffen und zu stupsen und Spielchen mit ihnen zu spielen.
    »Was ist das für ein Ort? Wo bin ich?«
    Sagan erkannte seine Stimme kaum wieder, so krächzend drangen die Worte aus seiner Kehle. Er hielt sie mit den gefesselten Händen am Arm fest und zog sie auf seine Beine. Sogar ziemlich nah an seinen Schoß, jetzt, wo er aufrecht dasaß.
    »Ich heiße Valera. Das hier ist mein Zuhause. Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun, ich will nur helfen.«
    Das würde er dann noch sehen. Er war immer noch zu verwirrt, um seine dritte Kraft, die Telepathie, zum Einsatz zu bringen, die es ihm erlaubt hätte, ihre Gedanken zu lesen, doch so schnell wie er sich erholte, würde er bald erfahren, was ihre wahren Gedanken und Absichten waren. Im Augenblick müsste er allerdings auf die harte Tour herausfinden, ob er ihr glauben konnte.
    Tatsächlich benutzte er seine telepathischen Kräfte selten, denn es war auch eine irritierende Fähigkeit. Sie verführte ihn zu schnell dazu, dem, was man ihm erzählte, zu misstrauen, und diejenigen, die mit ihm sprachen, für unehrlich zu halten. Als Priester, als ein Mann der Götter, der sein Volk in vielerlei Hinsicht lenkte, konnte er es sich nicht erlauben, so wenig Vertrauen zu haben. Doch für einen Bußpriester und Überbringer von Bestrafung und Verdammnis für diejenigen, die schwer gesündigt hatten, war es ein unschätzbares Werkzeug, während er sie durch die Sphären jagte, in denen sie sich zu verstecken versuchten. Jedenfalls war er es gewohnt, alle seine Kräfte und Sinne einzusetzen, um den Lauf der Dinge zu bestimmen.
    Und trotz seines tief sitzenden Misstrauens gegenüber ihrer Gattung glaubte er, dass sie ihm nicht sofort etwas antun wollte.
    »Wie bin ich hierhergekommen? Warum hast du mich gefesselt?«
    »Ich habe dich nicht gefesselt«, entgegnete Valera. »Du bist so hier angekommen. Wenn du mich aufstehen lässt, kann ich dich losbinden.«
    Sagan erkannte, dass er keine Wahl hatte. Auch wenn seine Kräfte noch so sehr wuchsen, war er doch nicht in der Lage, sich aus den Fesseln zu befreien. Zögernd ließ er sie los und schaute argwöhnisch zu, wie sie von ihm herunterkletterte und aufstand. Sie trat über ihn hinweg und ging rasch in einen Küchenbereich, der aus warmem und wunderschön gearbeitetem Holz bestand und der für jemanden ausgestattet war, der gern Zeit am Herd verbrachte. Die Kupferpfannen und die Pfannen aus Gusseisen, die von einem Gestell über der Mittelinsel hingen, verrieten, dass sie Wert auf Qualität legte.
    Sie kochte gern.
    Dieses harmlose kleine Detail hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf seine gereizten Nerven. Und als er sich schnell in ihrem Zuhause umsah, fand er auch alles andere entspannend und anheimelnd, mit den warm glänzenden Fußböden und handgefertigten Möbeln. Es gab auch gemütlich wirkende Decken auf den Sofas und einen Korb voller leicht verschlissener Quilts, in dem der Länge nach eine onyxfarbene Katze lag, und ihm wurde klar, dass das hier ein richtiges Zuhause war und nicht irgendein Versteck für einen Schattenbewohner.
    »Bist du allein hier?«, fragte er. Ihr Schritt verlangsamte sich, und sie blickte ihn misstrauisch an. Wie es schien, war sie ihm gegenüber ebenfalls argwöhnisch.
    »Nur ich, du und die Katzen«, antworte sie mit kühner Ehrlichkeit. »Was

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