Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut
diesen Kelch informieren: Es geht hier um einen Mordfall, und in diesem wird die Polizei ermitteln. Ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, sich als Privatdetektiv zu betätigen.«
Herwig Römer lächelte ein hintergründiges Lächeln, das Rainer nicht überzeugte. »Meine Frau ist zur Zeit im Ausland und ich bin mit meinen beiden Kindern alleine. Pfingsten steht bevor und ich muss alle Gottesdienste halten. Glauben Sie mir, ich hätte gar keine Zeit, mich über Gebühr mit anderer Leute Angelegenheiten zu befassen.«
»Ich traue diesem Mann nicht«, bemerkte Rainer, als er wieder in sein Büro zurückkehrte, wo Eva gerade in eine Mitteilung vertieft über seinem Faxgerät hing. »Warum hast du ihm die Bilder gegeben?«
»Meinst du, er ist in seine eigene Kirche eingebrochen, hat das Abendmahlszeug gestohlen und dann dem Kronauer in Ellingen ein Messer in den Hals gerammt?«, fragte sie belustigt zurück.
»Das meine ich nicht«, erwiderte er zähneknirschend. »Aber ich glaube, der wird uns noch ins Gehege kommen mit seiner rein privaten Neugier. Warum bist du überhaupt mit ihm per du?«
»Wir sind zusammen in die Schule gegangen, der Römer und ich. Wir stammen aus demselben Dorf und kennen dieselben Leute. Ich konnte ihm das mit den Bildern nicht gut abschlagen.« Als sie Rainers ungläubig verärgerte Miene sah, fügte sie mit einem Schulterzucken hinzu: »Der Mann ist ein großer Denker, Kollege. Bis der alle seine Gedanken ausgewertet hat, ist unser Fall längst abgeschlossen.«
Dann trugen sie zusammen, was sie an Informationen über den toten Dietmar Kronauer hatten. Die Kollegen waren in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen und hatten sowohl ein Foto des Mannes zu Lebzeiten beschafft als auch etliche Daten über ihn zusammengetragen. Er musste zu Fuß zur Ruine gekommen sein, und er hatte nicht nur keine Papiere, sondern auch kein Handy bei sich gehabt. »Außer, der Mörder hat es mitgenommen«, sinnierte Eva. »Dann hätten wir ihn sofort«.
»Er hat alleine gelebt«, murmelte Rainer. »Allerdings für zwei Kinder an verschiedene Frauen Alimente gezahlt – alle Achtung, der ist ja ganz schön zur Sache gegangen.«
»Sind da Konflikte denkbar?«
»Hm – er hat wohl regelmäßig gezahlt, aber nur für eines der Kinder Besuchsrecht gehabt. Allerdings sitzt die eine Frau in Köln, die andere in einem Kaff in Niedersachsen.«
Das sah nicht eben nach einer vielversprechenden Spur aus. »Wir müssen uns mit denen in Verbindung setzen«, seufzte Eva. »Sie müssen zumindest informiert werden. Weiter – irgendwelche Beziehungen hier in der Gegend? Er hat in Nürnberg gelebt, oder? Was hat er in Ellingen zu suchen gehabt?«
»Weiter wissen wir noch nichts über sein Privatleben. Aber er war doch Journalist. Vielleicht hat er hier was recherchiert.«
»Die Presse wird Tag und Nacht bei uns auf der Matte stehen, wenn die erfahren, dass ein Zeitungsmann ermordet wurde«, stöhnte Eva. »Da wird sich unsere Pressestelle was einfallen lassen müssen. Okay, wir sollten herausfinden, woran er zurzeit gearbeitet hat. Vielleicht hat das ja wirklich was damit zu tun. Weiter – wir sind sicher, dass er ermordet wurde, oder?«
»Davon können wir ausgehen, würde ich sagen«, grinste Rainer. »Ich hab noch nie von jemandem gehört, der sich selbst ein Messer von hinten in den Hals gestoßen hätte.«
»Messer, ja?«
»Soweit wir bisher wissen. Küchenmesser, Brotmesser, so was in der Art. Schnittwunden auf den Armen … wahrscheinlich erst nach dem Tod zugefügt.«
»Hm. Was auch immer uns das sagen will … Was ist mit dem Typen, der die Leiche gefunden hat?«
Ihr Kollege verzog das Gesicht. »Du kannst ihn ja noch mal sprechen, aber wenn du keine speziellen Fragen hast, würde ich mir die Mühe sparen. Ausländer mit ziemlich schlechten Deutschkenntnissen, der frühmorgens seinen Hund ausgeführt hat. Wir haben seine Handynummer und vergleichen natürlich, ob er sich vielleicht schon in der Nacht in der Gegend aufgehalten hat, das wäre dann verdächtig. Aber bislang …« Er zuckte die Schultern. »Das Gespräch mit ihm hat mich an diesen Witz erinnert: Ein notdürftig Deutsch sprechender Ausländer kommt völlig aufgelöst auf die Wache. ›Ich, ich habe meine Frau geamselt!‹ Der Beamte, ein älterer Mann, lächelt jovial und klopft ihm auf die Schulter. ›Nun, nun, ich nehme doch an, Sie sind mit der Frau verheiratet oder leben mit ihr zusammen, oder? Dann ist das kein Fall für uns. Gehen Sie
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