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Salve Papa

Salve Papa

Titel: Salve Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wladimir Kaminer
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und erschreckte erst alle Kinder auf dem Schulhof, dann zeigte er die Spinne Marie-Luise und sagte, sie brauche keine Angst zu haben, solange er alles unter Kontrolle habe. Jetzt sind sie ein richtiges Paar.

Die Schreibkatze
    Die Idee, unserem intelligenten Hauskater Fjodor die Möglichkeit zu geben, stellvertretend für alle Katzen der Stadt eine Kolumne zu verfassen, diesen Gedanken hatten wir schon lange. Die Chefredakteure des deutschen Feuilletons riefen bereits an: »Wann schreibt nun der Kater?«, fragten sie besorgt. Fjodor war ein idealer Kandidat für den ersten Katzenkolumnisten: Er sieht ziemlich durchgeknallt aus, hat einen Bart und ist dem berühmten russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewski ähnlich. Er hat längst meinen Schreibtisch zu seinem Lieblingssitz auserkoren und setzt sich immer genau dazwischen: zwischen Mensch und Monitor. Wenn der Mensch eine Pause macht, um in der Küche eine Zigarette zu rauchen oder aufs Klo zu gehen, springt Fjodor heimlich auf der Tastatur herum. Ich habe ihn zwar noch nie dabei erwischt, aber schon öfter seine Ergüsse auf dem Monitor gelesen. Keine Frage, der Kater ist nicht dumm und hat bestimmt einiges zu erzählen. Er kann nur nicht richtig tippen. Auch seine Sprache ist karg. Mühsam haben wir innerhalb eines Jahres diese Katzensprache gelernt, in dem wir ihm ständig Fragen stellten. Es war wie ein endloses Katzen-Quiz mit kiloweise Katzenfutter, das es zu gewinnen galt. Nun wissen wir aber Bescheid. Wer denkt, hinter dem ständigen Miauen ließen sich Berge von Intellekt entdecken, der wird enttäuscht sein. Einmal »Miau« heißt »Nein!«, zweimal »Vielleicht später …«, und dreimal »Miau« hintereinander bedeutet so viel wie »Na klar!«.
    Ich dachte, vielleicht kann mir der Kater seine Kolumne diktieren, wie es sein berühmter Namensvetter, der Schriftsteller Dostojewski, oft tat. Er war ein temperamentvoller Mensch; seine Gedanken flossen schneller, als seine Hand sich bewegen konnte. Wenn er eine neue Idee zu einem Roman hatte, flogen die verschmierten Blätter nur so durch die Wohnung. Sie wurden von seiner Sekretärin sorgfältig gesammelt und abgetippt. Später verzichtete Dostojewski gänzlich auf die Blätter und diktierte nur noch; die Sekretärin tippte, und so ging es viel schneller. Der freie Lauf seiner Phantasie war durch nichts mehr zu bremsen, er sprach und stotterte und stotterte und sprach. Doch die Sekretärin war noch schneller. Sie hatte den ersten und den zweiten Preis beim Schnelltipp-Wettbewerb gewonnen. »Und wie weiter?«, fragte sie gelangweilt. Das machte den Schriftsteller wahnsinnig. Er gab aber nicht auf, sondern lernte die Gebärdensprache, um sich beim Diktieren zu behelfen. Er diktierte und diktierte und heiratete schließlich die Sekretärin, damit er auch nachts diktieren konnte. Aus diesem Bündnis entstanden dreißig Bücher und vier Kinder.
    Also setzte ich mir den Kater auf den Schoß und sagte: »Erzähl mal! Ich werde für dich tippen.«
    Er wurde auf einmal ganz bescheiden. »Nein«, miaute er, »vielleicht später.«
    Dann schloss er seine blauen Augen und erstarrte. In dieser Pose verbringt der Kater die meiste Zeit seines Lebens. Nur manchmal, wenn er merkt, dass die Wohnungstür offen ist, rennt er im Galopp ins Treppenhaus und die Treppe hoch Richtung Dachgeschoss, denn dort im vierten Stock wohnt eine dicke sterilisierte Tussi, die ihm seinen armen Katzenkopf total verdreht hat. Sie macht aber nie auf.
    »Komm sofort runter, Fjodor!«, rufe ich ins Treppenhaus.
    »Nein«, miaut er, »vielleicht später.«
    »Dann komme ich jetzt hoch!«, rufe ich beschwörend.
    »Na klar!«, antwortet er.
    Manchmal im Sommer, wenn er auf dem Balkon in seinem Klappstuhl schläft, zuckt er und grabscht mit den Pfoten, als würde er ganz schnell etwas eintippen – einen Liebesroman oder eine Novelle, ein Gedicht an die dicke sterilisierte Tussi aus dem vierten Stock. Dabei ist er noch leidenschaftlicher als sein Namensvetter und schneller als dessen Sekretärin. Im Traum ist Fjodor ein großer Dichter. Wenn er aufwacht, ist er ein riesengroßer Kater, eine Burmakatze mit schickem Fell und runden blauen Augen.
    »Guten Morgen, Kollege«, sage ich dann zu ihm. »Lust auf Wurst?«
    »Nein«, sagt er. »Vielleicht später.«
    »Na klar.«
     

Der Flaschenfisch
    In letzter Zeit merke ich immer öfter, dass in unserer Wohnung außer den Kindern, meiner Frau, den Katzen und meiner Schwiegermutter auch noch ganz andere

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