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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoite Groult
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Hintern in der Hose, die ihm vermutlich die Geschlechtsteile einklemmte, schlug die Beine übereinander und wieder auseinander und konnte sich nicht entscheiden, welches er über das andere legen sollte. Um ganz und gar unerträglich zu sein, hätte er nur noch ständig zu wiederholen brauchen: Maman, ist es noch weit?… Maman, wann kommen wir endlich an! Aber seine große feste Hand lag auf meinem Schenkel wie ein Versprechen. Und Gauvain hält immer seine Versprechen. Jedoch wollte sich jener verläßliche Burgfriede nicht einstellen, der es uns bei den früheren Begegnungen ermöglicht hatte, unseren jeweiligen Alltag von der ersten Sekunde an zu vergessen. Er fühlte sich so matt, daß er fast soweit war, sein Bedürfnis nach Liebe einzugestehen, und daß eine zärtliche Geste genügte, ihm die Tränen in die Augen zu jagen. Er schlief nicht mehr mit mir, wie man ein Festmahl gierig verschlingt, wie man in schöner Ungeduld aufstampft oder wie man atmet, sondern vielmehr, wie man sich ins Wasser stürzt, wie man sich rächt, wie man sich besäuft. Und mit einer Art Besessenheit versuchte er, mir seine Qual verständlich zu machen, sich von etwas zu befreien, was ihn erstickte. Das Wort »Depression« hatte noch nie zu seinem Vokabular gehört, also auch nicht zu seinem Leben. Und der Ausdruck »Weltschmerz« schien zu Recht lächerlich. Da er nicht von »existentieller Angst« sprechen konnte, sagte er immer wieder: »Ich bin nicht auf dem Damm.«
    Die neue Arbeit war viel härter als vor Mauretanien oder an der Elfenbeinküste, und die kurzen Aufenthalte an Land waren viel weniger lustig als in Afrika, wo er so viele Bekannte getroffen hatte, Bretonen, Basken oder Vendéer. Und diese Inseln der Lebensfreude, wo sich niemand ein Bein ausreißen wollte, ließen ihn allmählich an den Entscheidungen, die er getroffen hatte, zweifeln. Im übrigen waren es dort immer dreißig Tage auf See, dreißig Tage »Dienst«, wie er sagte, zusammen mit dreißig »Nationalfranzosen« und drei Schwarzen, die zu dritt nicht die Arbeit eines bretonischen Schiffsjungen leisteten.
    Zum erstenmal in seinem Leben waren seine Gewißheiten ins Wanken geraten. Das war es, was ihn so matt machte. Ohne seine Gewißheiten konnte er nicht leben, und er war nicht in der Lage, sie zu ändern. Tagsüber, wenn wir unsere burgundischen Schnecken oder unsere Frikassees mit Waldpilzen schlemmten, in dieser Gegend, die vor gastronomischen Sternen nur so strotzt, kam er immer wieder auf seine Probleme zu sprechen, es war wie eine Obsession. Desgleichen nachts, nachdem wir uns geliebt hatten und er keinen Schlaf finden konnte.
    Ich entdeckte seinen Stolz. Er konnte es schlecht ertragen, in seinem Beruf nicht mehr so geachtet zu sein wie früher. Man konnte von ihm verlangen, daß er wegen einer in Seenot geratenen Yacht sein Leben aufs Spiel setzte, man durfte aber nicht von ihm verlangen, das in Frage zu stellen, was in seinen Augen seinen Beruf von anderen unterschied.
    »Die Seychellois lachen sich kaputt, verstehst du, wenn die uns schuften sehen. Die sagen, das ist der nackte Wahnsinn, von so weit herzukommen, um eine derartige Arbeit zu machen, mit Schiffen, die Millionen kosten, und das Ganze, um den Franzosen Thunfisch in der Dose zu schicken, wo die doch sowieso alles zu fressen haben! Weißt du, was das kostet, ein Thunfischtrawler, wie wir welche haben?«
    Nein, ich weiß nicht, was das kostet, und um zwei Uhr früh will ich es auch nicht unbedingt erfahren, und außerdem ist es unsere erste gemeinsame Nacht, und ich möchte schlafen oder vögeln oder ein bißchen zärtliches Zeug reden, aber nicht erfahren, was ein Thunfisch-Tiefkühlschiff kostet, das in Mahé im Hafen liegt. Zumal die Lage es erfordert, daß ich entsetzt antworte: »Nein! Unglaublich!«, wenn er mir, nicht ohne Stolz, eine Anzahl von Millionen nennen wird, die so oder so, bei Tag oder bei Nacht, mein Vorstellungsvermögen übersteigt.
    »Da kannst du dir ja vorstellen: Für den Chef ist das die Dauerpanik. Nicht die Arbeit macht dich kaputt, sondern die Angst. Außerdem bist du ja verantwortlich für eine elektronische Ausrüstung und ein unglaublich kompliziertes Material ‒ du hast keine Vorstellung, wie teuer das alles ist. Wenn was kaputtgeht oder eine Panne passiert, ist es eine Katastrophe. Jeder Tag, wo das Ding stillsteht, kostet die Reederei Unsummen. Natürlich ist es auch für die Mannschaft ein reiner Verlust. Nix kann man auf diesen Idioteninseln

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