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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoite Groult
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reparieren, es ist allen scheißegal, und niemand kann auch nur mit einem Schraubenschlüssel umgehen. Dort ist einer so unfähig wie der andere. Im Endeffekt stehen wir als die Verrückten da!«
    »Und vielleicht seid ihr es ja auch gewissermaßen?« »Vielleicht, ja. Aber ich könnt' gar nicht anders sein, das ist der Mist. Und im übrigen könnt' ich den Beruf nicht wechseln, selbst wenn ich es wollte: Ich kann ja nix anderes.«
    Ich sage ihm, daß er es doch kann und daß ich das, was er tut, mag, und noch mehr die Art, wie er es tut. Und ich schlüpfe ein wenig in die Rolle der naiven Bécassine * , die unfähig ist, sich das harte Leben des Mannes vorzustellen, und nur eines im Sinn hat: sich beschmusen zu lassen. Im allgemeinen besänftigt ihn diese Art von Verhalten. Vielleicht auch diese Art von Frau? Er braucht jetzt Oberflächlichkeit. Mademoiselle Solange Dandillot und der Sträfling der Grande Bleue ** schlafen miteinander, endlich.
    In meiner Kindheit hatte ich mich nicht ohne Demut mit Andrée Hacquebaut** verglichen, die vor der Tür des geliebten Herrn auf dem Fußabstreifer lag, in jener Zeit, als Montherlant die jungen Mädchen souverän in zwei Kategorien einteilte: Den hübschen sprach er jegliche Intelligenz ab, um sie besser verachten zu können, den intelligenten sprach er die Schönheit ab, um sie besser in die Finsternis verstoßen zu können, weit weg von seinem ach so göttlichen Penis.
    Mit Gauvain konnte ich beide Rollen spielen. Aber heute hat Solange ihren Auftritt und rauscht durch die Gegend und plappert, damit er das Meer vergißt. Schön war's, es dauert nicht lange, und schon schippern wir wieder auf seinem Indischen Ozean, dessen Wellen an den Fundamenten des burgundischen Hôtel de la Poste hochlecken!
    * Bécassine: 1. Sumpfschnepfe. 2. Dummes Huhn. 3. Hauptfigur einer berühmten Kinderbuchreihe, dümmliches Bauernmädchen in bretonischer Tracht, das stets in alle Fettnäpfchen tritt. (Anm. d. Übs.)
** Romanfiguren in Les jeunes filles von Henry de Montherant (1896-1971). (Anm. d. Übs.)
    »Das Schlimmste«, fährt Gauvain fort, an seinen letzten Satz anknüpfend, als ob die Liebe nur eine kurze Pause gewesen wäre, »das Schlimmste ist, daß das alles nichts mehr mit der Fischerei zu tun hat. Das ist ein anderer Beruf. Du kannst von Glück reden, wenn du den Fisch noch siehst. Kaum ist er gefangen, schon ist er ausgenommen und tiefgefroren. Und du, du arbeitest wie in der Fabrik. Demnächst fischen wir den Thunfisch schon in der Dose…«
    Der Thunfisch hängt Solange Dandillot zum Hals raus. Diese blöden Viecher sind schon mit ins Auto gestiegen, sie haben sie zum Essen und auf den Ausflug begleitet, jetzt liegen sie auch noch mit im Bett! Da gibt es keinen anderen Ausweg mehr, als sich in Lozerechs Arme zu legen und hie und da einen Kurzkommentar abzugeben; von Schlafen kann nicht die Rede sein. Aber wie könnte man Fragen stellen, die nicht unpassend sind? Man glaubt hartnäckig, man könnte auf ein solches Leben unsere Kriterien von Komfort, Gesundheit und Wohlstand anwenden, und dabei sind die gewöhnlichsten Gegenstände, ein Bett etwa oder ein Bücherregal, die man zu kennen glaubt, auf einem Schiff kein Bett und kein Bücherregal mehr. An Bord ist alles verfälscht durch den monströsen Parameter Ozean. »Aber ich erinnere mich, wenn du früher vom Trawlen vor Irland sprachst, klagtest du: Es ist die Hölle! In den Tropen kann das doch nicht so anstrengend sein, oder? Ihr habt doch zumindest Duschen.«
    »Es ist schlimmer als die Hölle, gewissermaßen.«
    Er nennt keine Details. Das wäre uferlos, er läßt es lieber sein.
»Niemand kann das beschreiben!« murmelt er nur, und das Schweigen, das folgt, ist mit Bildern angereichert, die man in keine Sprache übersetzen kann. Ich nutze feige die Gelegenheit, um die Taue loszumachen und einzudösen. Aber Gauvain ist noch nicht fertig. Er fährt fort mit seinem Monolog, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen an die Decke geheftet, ein Schenkel quer über meinem, um mir klarzumachen, daß sein Körper bei mir ist, auch wenn sein Geist in die Ferne schweift.
»Gegen das Wetter dort unten kann man nicht viel sagen, das ist richtig. Aber das hat mir auch nie was ausgemacht. Wenigstens war ich ein Seemann. Jetzt fängst du aber keinen Fisch mehr, sondern Geldscheine. Nicht der Boß kommandiert, sondern die Maschine. Als ob ich zum Fabrikarbeiter geworden wäre!«
»Ein Fabrikarbeiter, der auf hoher See bei Wind und

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