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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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dieser dumme Wettereinbruch! Obendrein ritten die drei ohne jeden Schutz. Auf ihre Veranlassung! Keine Soldaten, keine Mitwisser, hatte sie Falk beim Abschied vor der Zugbrücke noch einmal eingeschärft. Und obwohl ihr Befehl dumm und leichtfertig gewesen war, hatte er genickt.
    Doch danach war etwas geschehen, das ihr seit dem Besuch des Bayle schwer zu denken gab: Falk, bereits das Ross am Zügel, war vor ihr auf die Knie gesunken und hatte um Petronillas Hand angehalten. „Sie ist das Liebste, was sich mein Geist ausdenken kann“, hatte er gesagt – und das nur wenige Meilen von Grazide Guilho entfernt, die seinen Ring trug. Was für ein Heuchler er doch war! Ein neuerliches " Huuu – Kwitt " ließ Sancha zusammenfahren. Ein letzter Gruß der Toten an Falk? Nun, diesen würde sie ihm ausrichten, so wahr sie Sancha hieß!
    Sie seufzte schwer. Wer würde der nächste sein, der sie verließ? Am Ende gar Roç, weil sie ihm noch immer kein Kind geboren hatte? Was bliebe ihr dann noch? Ein Leben als Stiftsdame im Kloster? Bei Gott, ein vergeudetes Leben!
    Unwillig stampfte Sancha auf dem Boden auf. Ihre Füße steckten in Fellstiefeln, waren aber eiskalt. Doch erst als Gala beunruhigt nach ihr rief, stieg sie die Wendeltreppe hinab. Ach, Miraval, ach, Liebe ...

9.

    „Wilhelms Enkel! Freude ist doch der beste Arzt“, rief Aniort von Pecaire beim Willkommen aus und befahl, die Festtafel direkt vor seinem Bettgemach aufzubauen. Als es Nacht wurde, trugen der Knecht, seine Frau und Gala, die den beiden half, Platten mit Wildbret und kleinen, in Wein gedünsteten Birnen herein – ja, sogar zwei Krähen, in einer süßen Brühe gesotten.
    Damian schnitt das Fleisch auf und legte vor. Olivier schenkte ein. So hatten sie es bei Hofe gelernt. Alle aßen mit gutem Appetit – bis auf Hagelstein und Pecaire, die beide bleich wie der Schnee auf den Feldern waren und jegliche Speise zurückwiesen.
    „Aber es hieß, Ihr begehrtet besonders das zarte Krähenfleisch, Sénher?“, fragte Damian besorgt den Kastellan.
    Doch der Alte, der sich bei ihrer Ankunft noch so gefreut hatte, schüttelte jetzt müde den Kopf, griff nach der Hand des Jungen und zog ihn zu sich heran. „Es sind die Anzeichen des Todes“, raunte er ihm zu. „Als mich dein Großvater Wilhelm zum letzten Mal besuchte, kurz vor seinem Ende ...“
    „Er war noch einmal bei Euch?“
    Pecaire nickte. „Um für sein Seelenheil zu beten, unten, im Zelt Gottes ...“
    Damian fasste sich rasch. Er hatte sich unterwegs gut vorbereitet und hakte nach: „Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her“, deklamierte er , „die sprach: ´Siehe da, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein!`“
    Sichtlich gerührt wischte sich Pecaire eine Träne aus den Augenwinkeln. „Du hast tüchtig gelernt, mein Junge. Das wird sich nun auszahlen. Ja, das Zelt Gottes. Sieh dir unsere Kapelle in aller Ruhe an, Damian - morgen, wenn der Sturm sich gelegt hat. In aller Ruhe, hörst du!“
    Damian, angetan von der Güte und Freundlichkeit des Kastellans, nickte. Er fühlte sich erleichtert. Hagelstein hatte nicht gelogen. Das Tor war kein Hirngespinst, die Mutter keine Lügnerin. Aber vermutlich würde bald er, Damian, als Lügner dastehen!
    „Trinkt zur Stärkung wenigstens einen Schluck vom warmen Würzwein, Sénher“, drängte er. „Ich hebe Euch den Kopf an und führe Euch den Becher an den Mund!“
    Doch Pecaire lehnte abermals ab. „Später! Zuvor will ich dir etwas schenken.“ Mit Fingern, die knorrigen Weinstöcken glichen, zog er die Zobelmütze vom Kopf und sah ihm beschwörend in die Augen. „Hier, sie stammt aus Byzanz und ist mit Zobel und goldenen Litzen wohl versehen!“
    Damian überwältigt, dass der Alte ihn bereits am ersten Abend so reich beschenkte, strich über das dunkle, glänzende Fell. Der Rubin schimmerte wie der Wein im Becher. Doch als er das Knie beugte, um sich zu bedanken, stöhnte Pecaire plötzlich auf. Er schnitt eine Grimasse und betastete unruhig seinen jetzt kahlen Schädel. Speichelfäden flossen ihm aus dem Mund - der Damian mit einem Mal seltsam schief vorkam.
    „Rubin“, mühte sich Pecaire zu sagen, stieß aber noch ein anderes Wort aus, sogar mehrmals, von dem Damian indes immer nur die Endsilbe verstand: „ ... lomo“.
    Beunruhigt traten Doña Sancha und Olivier ans Bett. „Herr von

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