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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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aufgeben, ja, das kenne ich an dir!“, empörte sich Olivier hinter ihm. Er drückte seine Fackel Hagelstein in die Hand und begann das Wandstück abzuklopfen, hinter dem sich gewachsener Fels befand.
    Der Narr, das Gesicht erneut zum Spott verzogen, fuhr indes mit dem Schaben fort, wobei er, nachdem er nun die Fackel trug, die entscheidende Entdeckung macht. „Donner und Blitz!“, rief er, „kommt her!“
    Als sie hinzutraten, hatte er bereits eine stattliche Anzahl heller und dunkler Bodenfliesen freigelegt.
    „Ein Schachbrett?“, fragte Olivier mit heiserer Stimme.
    „Ein Rechteck. Es liegt genau in der Mitte der Kapelle. Zweiundvierzig Fliesen, auf denen sich überall kleine Ranken, Blätter und Dornen befinden.“
    „Myrrhe?“, fragte Sancha, die schwarzen Brauen gereizt zusammengezogen. „Das gesuchte Tor befindet sich unter unseren Füßen?“
    „Es muss so sein, Herrin!“, antwortete Hagelstein kühl.
    „Aber wir können doch nicht den halben Fußboden herausreißen!“
    „Nein!“, sagte Damian unvermittelt und mehr zu sich selbst. Er ließ Galas Hand los und starrte die anderen wie entgeistert an. „Nein ...“, wiederholte er, „das gibt`s doch nicht!“
    „Was hast du?“, rief die Gräfin.
    Er bückte sich und zeichnete mit dem Finger ein Kreuz in den Staub. Dann fügte er zwei Zahlen hinzu: Römische Zahlen.

    „Erinnert ihr euch an das goldene Kruzifix, mein Erkennungszeichen?“, fragte er, als er sich wieder aufrichtete. „Der Herr von Pecaire bedeutete mir bei meiner Ankunft, ich würde es bald brauchen. Aber ich Dummkopf dachte nur daran, es ihm nach seinem Tod in die Hände zu legen.“ Er wies auf die Zeichnung im Staub. „Diese Zahlen, eine Neun und eine Zwölf – ich habe das schon in Toulouse festgestellt - sind in die kleinen Hände des corporis eingeritzt. Wir können es uns drüben im Brunnenhaus ansehen.“
    „Und warum hast du das für dich behalten?“, fragte Olivier konsterniert.
    „Weil ich dachte, es sei ein Meisterzeichen - wie sie auch die Steinmetze kennen. Aber jetzt, im Nachhinein, fallen mir weitere Besonderheiten ein: In der Dornenkrone befinden sich Blätter. Vielleicht ein Hinweis auf die Myrrhe? Des weiteren weist die rechte Hand Christi nach oben, zum Himmel. Die linke ist jedoch nach unten gerichtet. Nie zuvor sah ich ein solches Kruzifix.“
    „Himmel und Hölle? Licht und Dunkel? Schwarze und weiße Bodenplatten? Ha!“ Olivier strahlte. „Das deutet für mich darauf hin, dass der Herr von Pecaire ...“
    „Olivier von Termes!“, fiel ihm die Gräfin ungnädig ins Wort. „Der Herr von Pecaire war rechtgläubig!“
    „Aber, mit Verlaub, Herrin, ich fresse einen Besen, wenn das nur ein Zufall ist! Die Katharer ...“
    „Schweig. Kein Wort mehr darüber! Die Katharer lieben Jesu, verachten jedoch das Holz, an dem er starb.“
    „Zweiundvierzig Steinplatten, ein Kruzifix und zwei Zahlen“, resümierte Hagelstein. „Was willst du damit anfangen, Damian? Ich glaube nicht, dass hier ein Zusammenhang besteht.“
    „Aber es sind einundzwanzig helle und einundzwanzig dunkle Fliesen“, beharrte Damian. „Das 21. Kapitel der Apokalypse. Und Neun und Zwölf ergeben ebenfalls einundzwanzig, nicht wahr?“
    „Das stimmt schon“, warf die Gräfin ein, „doch die 21 ist bekanntlich die Zahl der Vollendung.“
    „Oder die Anzahl aller Punkte auf dem Würfel, Herrin“, ergänzte Olivier süffisant.
    „Ich rede mit Damian!“, fuhr ihn Sancha an.
    „Ich überlege noch, Herrin“, antwortete Damian rasch. „Angenommen das Kreuz, also der Pfahl und der Querbalken … nun, ich meine die Stelle, wo sich beide treffen … der Schnittpunkt sozusagen“, stotterte er vor Aufregung. Er deutete auf seine Zeichnung. „Ich schätze, wir müssen ihn herausfinden, den Schnittpunkt!“
    „Und wir wollen wir das machen?“
    Damian durchmaß das Rechteck. „Wenn wir – gedanklich - den Pfahl des Kreuzes durch die Mitte legen“, führte er aus, „befinden sich auf jeder Seite einundzwanzig Fliesen, also sieben Reihen zu jeweils drei Fliesen. Die rechte Hand des Gekreuzigten wies zum Himmel. Daher müssen wir mit der ersten Platte links oben beginnen. Sie ist hell, ergo ist sie der Himmel. Dann zählen wir neun Platten ab. Anschließend machen wir dasselbe auf der gegenüberliegenden Seite, nur dass wir dieses Mal ganz unten mit der ersten dunklen Fliese beginnen, der Hölle. Auf dieser Seite zählen wir zwölf Platten ab.“
    Gesagt, getan … Der gesuchte

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