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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Kapitel 1
    Im Jahre Fünf der Herrschaft des Pharao Tutenchamun
    Sieben Leichname konnten jetzt aus dem Natron herausgenommen werden, und Priester Raneb lag viel daran, daß seine Kundin als erste bandagiert wurde. Der Witwer der Fürstin Shapu hatte Raneb ein Gefäß aus Bronze überreicht, um sicherzustellen, daß die Einbalsamierung seiner Frau reibungslos verlief. Raneb wußte, wie nachlässig die Bandagierer wurden, nachdem sie bereits den ganzen Tag die Toten mit harzgetränktem Leinen verbunden hatten. Fürstin Shapu sollte als erste versorgt werden.
    Raneb winkte seine Truppe aus Wasserträgern, Feuerheizern, Bandagierern und Quacksalbern zusammen und eilte dann einen Weg entlang, der von Bergen aus Natron gesäumt wurde, dem Salz, das zum Austrocknen eines Leichnams benutzt wurde. Weiter hinten bahnten sich Priester und Arbeiter ihren Weg zu den Hütten, in denen frische Leichname darauf warteten, in einer Lauge aus Natron und Wasser gereinigt zu werden.
    Als Raneb das Trockenzelt betrat, las er zunächst eine Papyrusrolle, auf der die Namen der Toten, ebenso wie das Datum der rituellen Waschung und der Dehydrierung sowie der Name des für den betreffenden Leichnam zuständigen Priesterlesers vermerkt waren. Vor ihm stand eine doppelte Reihe von Einbalsamierungstischen aus Alabaster, auf denen sich das Natron türmte. Die Oberfläche eines jeden Tisches war nach innen gewölbt, damit sich die Körperflüssigkeit der Toten in Trichtern sammeln konnte, um anschließend in die steinernen Becken an den beiden Enden eines jeden Tisches abzufließen.
    Raneb schritt den Mittelgang hinab, seine Assistenten im Schlepptau. Er murmelte vor sich hin.
    »Thuya, Sohn des Penno, Fürstin Hathor.« Raneb hielt inne und sah sich ein Schildchen an, das an einem der Tische befestigt war.
    »Prinz Seti.« Er schüttelte den Kopf und ging zum nächsten Tisch weiter. »Ah! Fürstin Shapu, Priesterin der … Priesterin der … Oh ja, Priesterin der Göttin Isis.«
    Raneb rollte sein Papyrus zusammen und wandte sich an die hinter ihm stehenden Männer. Einer von ihnen gähnte.
    »Schließ deinen Mund«, sagte Raneb. »Zeige Ehrfurcht vor der Arbeit des Anubis. Du siehst aus, als ob wir dich neben Fürstin Shapu ins Natron legen sollten.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Priesterleser Raneb.«
    Raneb grunzte und deutete dann auf den Tisch mit Natron. »Das hier ist der richtige.« Er zog eine weitere Papyrusrolle aus seinem Gürtel. »Nein, du Narr, fang nicht an zu schaufeln, bevor ich fertig bin. Laß mich zuerst das Gebet finden. Hier ist es ja.«
    Raneb warf einem der Bandagierer, der unruhig mit den Füßen scharrte, einen scharfen Blick zu. Der Mann stand still und senkte den Blick zu Boden.
    »Oh immerwährender Gott, der du gestorben und wiederauferstanden bist, Gott Osiris, Herrscher über das Reich der Toten…«
    Raneb nickte dem Bandagierer, der den Namen Pashed trug, zu, ohne die Liturgie zu unterbrechen. Der Mann trat an den Natrontisch heran. In seiner Hand hielt er eine hölzerne Schaufel. Sie sank in die Kristalle und stieß sogleich auf einen festen Gegenstand. Raneb hob die Augenbrauen, setzte die Zeremonie jedoch fort. Er hätte schwören können, daß man die Fürstin Shapu viel tiefer vergraben hatte.
    Pashed stieß sanft gegen das Hindernis, zuckte die Achseln und begann, das Natron von einem der Beine abzukratzen. Eine dicke, bleiche Wade wurde sichtbar. Pashed hielt inne, und Raneb vergaß, mit der Rezitation fortzufahren. Wenn ein Körper vierzig Tage in Natron gelegen hatte, so war er fast schwarz, die Arme und Beine waren so sehr geschrumpft, daß sie aussahen wie Brennholz.
    Raneb ließ das Papyrus wieder zusammenrollen und gab einen Laut von sich, der wie der Schrei eines Schakals klang, den man seiner Beute beraubt hat. »Beim Leiden der Isis! Wer hat einen Fremden auf meiner Fürstin Shapu abgeladen? Du da, und du, steht hier nicht herum und haltet Maulaffen feil, schafft diesen Eindringling da heraus. Seine Säfte werden sich mit denen der Fürstin vermischen.«
    Raneb begann, um den Natrontisch herumzuschreiten. »Ich bin all diese Fehler und diese Nachlässigkeit so leid. Der Hüter der Geheimnisse wird von diesem Vorgang erfahren.«
    Pashed und seine Gefährten kletterten auf eine der Tischecken und begannen zu schaufeln. Ein Paar Füße wurden sichtbar. Etwas verfärbtes Natron rieselte davon herunter und gab den Anblick eines befleckten Gewandes frei. Pashed rümpfte die Nase, als er den

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