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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Fenster. Bevor wir über die Verwendung oder Aufteilung des Schatzes befinden, soll euch Herr von Hagelstein erzählen, weshalb es ihn seinerzeit in die Fremde trieb. Im Spiegel eines anderen Lebens, mögt ihr euch selbst erkennen und klug werden.“
    Die Jungritter warfen sich einen verdutzten Blick zu, wobei Sancha froh war, dass es bei diesem blieb; am Ende hätte sie, nach dem Holzhacken, auch noch die Peitsche bemühen müssen.

    „Nun, wenn es zum Frieden und zum besseren Kennenlernen beiträgt, will ich mein Schicksal vor euch ausbreiten“, sagte der Narr, und er erzählte ihnen von der Lateinschule, dem Böhmen, von seinem Lotterleben auf den Straßen Bambergs und vom Dichter Freidank. Er kam auch auf den Schwindler Fritzo Rübsam zu sprechen, doch erst als er von Mätzli berichtete, seiner großen Liebe, merkten die Jungen auf.
    „Und was befand sich in dem Bündel, das Euch Rübsam zusteckte?“, fragte Olivier.
    „Ich komme noch darauf zu sprechen. Mit einem unguten Gefühl im Bauch ritt ich zum Teufelstein, zu Graf Bodo. Mätzli hatte mir beim Abschied zugeflüstert, dass sie ein Jahr lang bei Bodos Gemahlin in Diensten gewesen sei. Eine gütige Frau sollte sie sein, die Adelheid, Tochter eines vermögenden Markgrafen. Das Paar hatte zwei kleine Söhne ...
    Doch als ich dort ankam, zog mich der Graf sogleich in seine Kammer und eröffnete mir ohne Umschweife, dass er die Liebe zu einer anderen Frau entdeckt hätte. So heiß und innig sei er entbrannt, dass er diese ... heiraten wolle.“
    Zufrieden bemerkte Sancha das dünne Lächeln, mit dem Falk sie bedachte. Begriff er nun, was er angerichtet hatte, mit Grazide und Petronilla?
    Der Narr biss sich auf die Unterlippe, dann räusperte er sich. „Auf meine erschrockene Frage, wie das denn angehe und welche Rolle ich bei diesem Unterfangen zu spielen hätte, druckste Bodo eine Weile herum. Dann erklärte er mir frei von der Leber weg, Fritzo Rübsam sei ihm seit langem einen Dienst schuldig. Obendrein habe er ihm im voraus Gold gegeben. Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, wie der Dienst aussehen sollte, den nun ich an Rübsams Stelle zu verrichten hatte.“
    Entgeistert starrten die Jungen Hagelstein an.
    „´So erwürgt sie bei Nacht oder brecht ihr das Genick, wenn das Gift nicht ausreicht, das Ihr mitgebracht habt`, riet mir der Graf", fuhr der Narr leise fort, und er beschrieb Bodo als einen Mann, der in keinster Weise wie der Teufel ausgesehen hätte, nach dem seine Burg benannt war, sondern ein angenehmes Wesen und ein fein gezeichnetes Gesicht besessen hätte.
    „So befanden sich also giftige Kräuter in jenem Bündel?“, fragte Olivier wie getrieben.
    Hagelstein nickte. „Zeiland ...“
    Der wissende Blick, den sich nun Olivier und Damian zuwarfen, irritierte wiederum Sancha. Gab es da etwas, das ihr entgangen war?
    „Nun, Graf Bodo zwang mich an jenem Tag, ihm zu schwören, niemals einer menschlichen Seele von dieser Sache zu erzählen. Im anderen Fall würde er mich zu finden wissen, wo immer ich mich auf Erden aufhielte ... Heiße und kalte Schauer liefen mir über den Rücken und ich befürchtete, dass mir dieser Auftrag das Genick brechen würde, denn wenn ich ihn ablehnte, blieb ich ja noch immer Mitwisser um die geplante Schandtat. Graf Bodo und Fritzo Rübsam würden mich schon um ihrer eigenen Sicherheit willen verfolgen und töten müssen.“
    „Aber warum habt ihr das üble Vorhaben nicht zur Anzeige gebracht?“
    „Wer hätte mir denn Glauben geschenkt? Erstmals kam mir der Verdacht, dass hinter Rübsams Verbot, mich Mätzli zu nähern, mehr steckte. Zu oft hatte er mich nämlich mit seiner Tochter allein gelassen. Warum wohl?“
    „Es lag in seiner Absicht, dass Ihr Euch in sie verliebt, um Euch gefügig zu machen“, meinte Olivier.
    „Um mich in der Hand zu haben ...“, murmelte gedankenverloren der Narr.
    Sancha nickte zufrieden. Die Parallelen zum Mord in Linas lagen klar auf der Hand. Die Templer waren ähnlich raffiniert vorgegangen. Und Falk war tatsächlich nur noch wenige Meilen von Linas entfernt gewesen, als Pons zuschlug. Das Rad des Schicksals jedoch hatte den Templern abermals einen Strich durch die Rechnung gemacht: Falks Ross hatte plötzlich gelahmt und er war mit den Jungrittern im „Wilden Raben“ untergeschlüpft, wo er schon einmal genächtigt hatte. Und dort hatte er sich die halbe Nacht um eine Gebärende und ihren fünfjährigen Jungen gekümmert, der vom Maultier gefallen und sich das

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