Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Schultermäntelchen aus weißer Fehwamme -, unverzüglich ins Zelt des Feldherrn bringen und forderte von Montfort zum Erzbistum auch noch das gleichnamige Herzogtum Narbonne.
Montfort, müde und erschöpft, denn er war erst tags zuvor aus der Gascogne zurückgekehrt, erbleichte. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, donnerte er los: „Mit welchem Recht erwarten Eure Erzbischöfliche Gnaden von mir, dass ich auf meine wertvollste Eroberung verzichte? Ich werde der zukünftige Herzog dieser Stadt sein, nicht Ihr. Schließlich setze ich für Rom seit Jahren täglich mein Leben aufs Spiel. Und wenn Ihr glaubt, dass ich mich, gleich Innozenz, zu Eurem Liebediener mache, so täuscht Ihr Euch.“
„Ihr wollt täglich Euer Leben aufs Spiel gesetzt haben, Graf?“, entgegnete ihm Amaury mit säuerlicher Miene. „Wenn es sich so verhielte, wäre Toulouse längst unser, nähme kein Hund mehr ein Stück Brot aus der Hand des verfluchten Raymond! Lasst Euch sagen, dass die Sache Jesu Christi“ - nun sang er wieder - „in diesem Gebiet so lange keinen Erfolg haben wird, bis einer von uns Predigern für die Verteidigung des Glaubens stirbt. Ach, möchte nur ich - nach Peter von Castelnau, diesem heiligen Mann, diesem Märtyrer des Glaubens - der zweite sein, der den Schwertstreich der Verfolger empfängt!“
Du elender Pharisäer , dachte Montfort bei sich, während sich seine Augen zu Schlitzen verengten. Er wusste natürlich, auf wen Amaury anspielte: Castelnaus Ermordung vor vier Jahren hatte den Ausschlag für den Kreuzzug gegen die Katharer gegeben. Doch zugleich waren Gerüchte aufgekommen, dass nicht etwa Raymond von Toulouse hinter dem feigen Mord steckte, wie Rom behauptete, sondern der vom Ehrgeiz zerfressene und nachtragende Arnaud Amaury selbst. Und das hatte seinen Grund: Peter von Castelnau war kurz vor seinem Tod Zeuge eines Ordals gewesen, eines Gottesurteils, das Amaury inszeniert hatte, und bei dem das Buch der Katharer verbrannte, während die Bibel der Römischen aus dem Feuer sprang und den Balken der Decke ansengte. Amaury hatte von Castelnau verlangt, dieses Wunder öffentlich zu bezeugen. Doch Castelnau und der andere Zeuge hatten abgelehnt. Es sei viel zu schnell gegangen, hatten sie gemeint ...
„Bei allem Respekt“, wetterte Montfort, „niemand hindert Euch daran, Euch Eurer prächtigen Gewänder zu entledigen, Eure Stiefel auszuziehen und Euch kühn wie ich, dem nur wenige tapfere Ritter zur Seite stehen, in die eisigen Fluten der Garonne zu stürzen.“
„Mit mir möge nach Gottes Willen geschehen“, antwortete ihm Amaury spürbar beleidigt und mit bigottem Augenaufschlag, dann ging er erneut zum Angriff über: „Ihr hättet nur wenige tapfere Ritter?“, höhnte er. „Darf man fragen, mit wem ihr dann Toulouse belagert? Doch statt zuzuschlagen, statt die Stadt endlich in die Zange zu nehmen, seid Ihr - der Kopf des Heeres – bei Nacht und Nebel davongeritten, hinein, mitten hinei-iin in die Gascogne, wo man noch nie einen Ketzer zu Gesicht bekam.“ Amaury fasste sich mit einer dramatischen Geste an den Kopf.
Montfort hielt eisern an sich. „Es ist Euch doch bekannt: Kein Eid, kein Vasall! Die dort ansässigen Barone und Grundherren haben mir den Treueid geleistet und erbaten sich nun ihre Länder als Lehen von mir. Obendrein habe ich ohne einen Schwertstreich innerhalb weniger Tage das Land des Grafen von Comminges erworben, der persönlich - Ihr wisst auch das genau - noch immer verstockt ist und dem ketzerischen Toulouse die Treue hält. Und zuletzt war Muret zu keiner Zeit verwaist, mein Bruder Guido ist hier."
Der Streit indes nahm weiter an Schärfe zu; bis ins laute Gebrüll hinein steigerten sich die beiden. Sie schenkten sich nichts. Als Amaury das Herzogliche Fell der Stadt Narbonne endgültig davonschwimmen sah, drohte er damit, das Heer zu verlassen. „Da ziehe ich doch besser mit einer großen Streitmacht nach Spanien“, zischte er, „um die Könige von Aragón, Kastilien und Navarra in ihrem Kampf gegen die Almohaden zu stärken, als einem Verstockten wie Euch weiter die Treue zu halten!“
„ Alors , dann marschiert am besten noch heute los, Ehrwürdiger!“, gab Montfort zurück, „und nehmt gleich all meine Ritter und Soldaten mit!“. Mit diesen Worten ließ er Amaury stehen, stürzte zum Zelt hinaus, um seinen Bruder aufzusuchen.
Bereits am Abend seines Eintreffens hatte Montfort all seine Sorgen auf seinen Bruder Guido geworfen. Selbst über das Tor der
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