Sandra die Detektivin in Jeans
daran?“ sagte Maria spöttisch.
„Es war eine Mädchenstimme. Sie erkundigte sich, ob Sandra schon was rausbekommen hätte. Und dann redeten sie von Polizei, und daß jemand beschattet wird und Torsten bald freikäme ..
Maria war zunächst blaß geworden. Bei den letzten Worten ihrer Mutter sprang sie auf. „Was erzählst du da? Das ist ja...!“
„Jetzt findest du es also auch merkwürdig, nicht?“
„Merkwürdig?“ schrie Maria ihre Mutter an. „Das ist ungeheuerlich! Weshalb hast du mir das nicht früher erzählt? Und du hast dich nicht verhört?“
„Bestimmt nicht. Sie sprachen deutlich von Polizei, und daß heute abend jemand dran sei. Weißt du denn, was das bedeutet?“
„Ich fürchte, ja! Aber eigentlich ist das unmöglich! Woher kann Sandra wissen...?“ Maria griff sich an den Kopf. „Und wenn sie Ingo tatsächlich verpfiffen hat...?“
„Ich verstehe nicht...“
„Natürlich verstehst du nicht! Du hast nie etwas verstanden. Du hast ja nicht einmal eine Ahnung, was dein Sohn nachts treibt. Dich interessieren nur deine eigenen Angelegenheiten. Wie‚s dem lieben Gerd geht, das ist dir wichtig. Seit er sich hier eingenistet hat, sind wir dir egal!“
„Maria...!“
Maria unterbrach sie. „Was hast du noch gehört?“
„Gehört nichts. Aber in Sandras Schürze fand ich einen Zettel.“ Frau Siegmund zog ihn aus ihrer Schürzentasche. „Da stehen zwei Namen drauf: Meik Felten und Ricki Normann... Sind das nicht Ingos Freunde?“
Maria entriß ihrer Mutter den Zettel, las die Namen und stürzte ins Lokal. Sie knipste das Licht an und suchte im Telefonbuch nach den Nummern der beiden Jungen. Doch sie wußte nicht, wo sie wohnten oder wie ihre Väter mit Vornamen hießen. Es waren mehrere Normann und Felten aufgeführt.
„Ist ja sowieso zu spät!“ stöhnte sie und schlug das Telefonbuch zu.
„Sag mir endlich, was mit Ingo ist!“ verlangte ihre Mutter, die ihr nachgeeilt war, energisch.
„Er zapft nachts Benzin aus fremden Autos und verkauft es an einen Hehler. Und heute wird er dabei vermutlich von der Polizei hochgenommen. Das ist mit ihm los!“
Frau Siegmund konnte das Ungeheuerliche nicht fassen. Sie hielt sich an der Telefonbox fest. „Ingo...? Unser Ingo...?“
„Ja, unser Ingo!“ erwiderte Maria gehässig. „Weißt du auch, warum er das tut? Weil er vor fünf Monaten mit besoffenem Kopf einen Leihwagen zu Schrott gefahren hat. Der Leihwagenhändler ist ein Schlitzohr. Er hat Ingo versprochen, ihn nicht anzuzeigen. Aber Ingo mußte ihm ein Schuldgeständnis und Wechsel im Wert von zwanzigtausend Mark unterschreiben.“
„Mein Gott! Weshalb hat er sich nicht an mich gewandt?“
„Damit du es Siegmund erzähltest? Der hätte doch sofort verlangt, daß Ingo sich der Polizei stellt, falls er ihn nicht gleich selbst angezeigt hätte!“
Maria trommelte vor Wut mit den Fäusten gegen die Wand. „Wenn Ingo geschnappt wird, dann passiert was! Dann passiert was, das schwöre ich dir!“
„Bist du denn sicher, daß Sandra ihn der Polizei verraten hat? Woher kann sie denn wissen, was Ingo nachts treibt?“
„Vielleicht hat der Trottel es ihr selbst erzählt, um sie zu beeindrucken. Wenn Jungen verknallt sind, spielen sie sich gern auf. Vielleicht hat er vor ihr damit angegeben. Ich habe die beiden ein paarmal dabei erwischt, wie sie miteinander tuschelten.“
Maria lief nervös in der Gaststube auf und ab. „Wenn ich Ingo nur warnen könnte! Aber ich weiß ja nicht einmal, wohin er gefahren ist“, sagte sie erregt. „Es muß außerhalb der Stadt sein, wo sie das Benzin klauen, sonst kämen nicht immer so viele Kilometer auf dem Tacho zusammen. Auf dem Land gehen die Leute früh schlafen, die Straßen sind nachts leer, und es sind auch kaum Polizeistreifen unterwegs. Aber, wo genau ist er? Ich würde mit einem Taxi hinfahren...“
„Daß der Junge uns das auch noch antun muß!“ Frau Siegmund wischte sich über die Augen. „Vielleicht hatte das Gespräch auch eine ganz andere Bedeutung? Wenn die beiden etwas miteinander haben, dann wird Sandra Ingo doch nicht an die Polizei verraten“, wandte sie verzweifelt ein.
„Ich habe Sandra einmal dabei erwischt, wie sie sich an unserem Schreibtisch zu schaffen machte“, sagte Maria. „Wäre sie nicht rot geworden, als ich hereinkam, hätte ich mir nichts dabei gedacht, schließlich muß sie oben saubermachen.“ Sie unterbrach sich. „Still! Schlug da nicht eben eine Autotür zu?“ Maria lief zu einem der
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