Sandra die Detektivin in Jeans
gelegene Durchreiche und spähte in die Küche.
Doch Frau Siegmund richtete, am Küchentisch stehend, einen Bratenteller an, und Sandra schalt sich selbst übernervös, sie mußte sich geirrt haben. Auch der Gast am Zigarettenautomaten kehrte, nachdem er ein Päckchen Zigaretten gezogen hatte, zu seinem Tisch zurück, ohne Sandra weiter zu beachten.
Gegen acht Uhr kam Maria nach Hause.
Sandra rechnete mit ihr die Bestellungen anhand der abgegebenen Bons ab und übergab ihr das eingenommene Geld. Sie war sehr stolz, als sich herausstellte, daß sie für nahezu hundertfünfzig Mark Essen und Getränke serviert hatte.
Zu ihrer Überraschung zahlte Maria ihr 22,50 Mark anteilige Bedienungsprozente aus.
Sandra wußte vor Freude nicht, was sie dazu sagen sollte.
Maria, die sich in einer ungewohnt freundlichen Stimmung befand, meinte lächelnd: „Hat sich doch gelohnt, nicht? Vielleicht magst du mich öfter vertreten?“
Das brachte Sandra in die Wirklichkeit zurück. „Wäre nicht schlecht“, erwiderte sie unverbindlich und ging, um ihren Verdienst in ihre Geldbörse zu stecken.
Frau Siegmund blickte nicht auf, als Sandra in die Küche trat.
„Ich habe 150 Mark kassiert, Frau Siegmund“, berichtete ihr Sandra stolz.
„Ach, ja?“ erwiderte Frau Siegmund zerstreut und fuhr in ihrer Beschäftigung fort.
Doch als Sandra ihre Schultertasche in den ihr zugewiesenen Schrank zurückgehängt hatte und sich beim Zudrücken der Schranktür umwandte, fing sie einen merkwürdig nachdenklichen Blick auf, mit dem die Wirtin sie musterte.
Wieder beschlich Sandra das unbehagliche Gefühl, daß Frau Siegmund ihr Telefongespräch belauscht haben könnte.
Ihr Verdacht verstärkte sich, als die Wirtin weiterhin einsilbig ihre Arbeit verrichtete, während sie sich sonst mit Sandra unterhielt.
Um das ungemütliche Schweigen zu brechen, fragte Sandra schließlich: „Wie geht es Ihrem Mann heute, Frau Siegmund?“
Die Wirtin blickte auf und sagte überraschend scharf: „Wieso interessiert dich das immerzu?“
„Ich... Nur so“, stammelte Sandra, über die Zurechtweisung erschrocken.
„Du solltest dich lieber um deine Arbeit kümmern. Sieh dir mal die Radieschen an. Das nennst du sauber putzen?“ zankte die Wirtin.
In Sandras verlegen gemurmelte Entschuldigung platzte Ingo. „Ich dusche jetzt, und dann verschwinde ich“, sagte er eilig, hängte seine weiße Kellnerjacke an den Haken neben der Tür und stürmte nach oben.
„Was starrst du Ingo nach? Hier, die ,Anker’-Platte, und sag Maria, daß die Küche jetzt geschlossen ist. Sie soll keine Bestellungen mehr annehmen“, fuhr Frau Siegmund fort und hielt Sandra den Teller entgegen.
Sandra führte gehorsam die Anordnungen aus.
„Du kannst jetzt gehen“, sagte Frau Siegmund und fügte in freundlicherem Ton hinzu: „Wie kommst du denn nach Hause? Es wird bald dunkel. Willst du nicht lieber dein Fahrrad stehenlassen? Ich könnte dir ein Taxi rufen.“
„Nein, vielen Dank. Ein Freund holt mich mit dem Motorrad ab“, erwiderte Sandra, zog ihre weiße Kleiderschürze aus und hängte sie neben Ingos Jacke an den Kleiderhaken.
Sie nahm ihre Schultertasche aus dem Schrank und verabschiedete sich von Frau Siegmund.
Als Sandra auf die Straße hinaustrat, sah sie in der Nähe des Restaurants einen Mann am Steuer eines Autos sitzen. Er las eine Zeitung, und es sah aus, als wartete er auf jemanden.
Im Vorbeigehen warf Sandra einen Blick in den Wagen. Es durchfuhr sie wie ein Blitz, als ihre Augen sich mit denen des Mannes trafen. Sandra erkannte den Fahrer wieder, trotz der blauen Jeanskappe, die er jetzt trug.
Es war der Gast, von dem sie vermutet hatte, daß er ihr Telefongespräch mit Andrea zu belauschen versucht hatte.
Sandra wurde es heiß vor Angst. Sie nahm ihre Schultertasche in die Hand und fing an zu laufen.
Oliver wartete bereits auf sie.
„Ich muß schnell noch telefonieren!“ rief Sandra ihm zu. Sie stürzte in die Telefonzelle, wählte das Polizeipräsidium und ließ sich mit dem Büro von Oberinspektor Ruhwedel verbinden. Inspektor Panke war im Dienst und meldete sich.
„Ingo Baumann fährt gleich weg“, berichtete Sandra ihm aufgeregt.
„Von wo rufst du an?“ wollte Panke wissen.
„Von einer Telefonzelle nicht weit vom ,Anker’. Ich habe gerade Feierabend gemacht. Da wartet ein Typ im...“
Panke ließ sie nicht ausreden. „Fahr sofort nach Hause und überlasse alles andere der Funkstreife“, befahl er Sandra knapp.
Idiot! Das
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