Saphar - Das gefrorene Portal (German Edition)
hier und jetzt.“
Aeris versuchte so ruhig wie m öglich zu bleiben, aber sie wusste, dass dies nicht helfen würde, Faryll irgendwie von etwas anderem zu überzeugen. Aber sie hatte ihrer Wächterin ihr Wort gegeben, nichts zu erzählen. Sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, zumindest noch nicht.
„ Es tut mir leid, ich kann es dir nicht sagen. Auch wenn ich es noch so gern wollen würde. Es geht einfach nicht.“ Der Junge schüttelte verständnislos seinen Kopf.
„ Wahnsinn. Die ganze Zeit war ich für dich da, hab deine Tränen getrocknet als dir Avodia so sehr gefehlt hat. Jetzt ist sie aufgetaucht, einfach so nach drei Jahren und plötzlich redest du nicht mehr mit mir. Finde ich klasse.“
Er drehte seinen Kopf in alle Richtungen, um wom öglich Avodia noch einmal irgendwo zu entdecken, aber erfolglos.
„ Mir reicht es für heute. Ich geh nach Hause. Komm, lass uns hier verschwinden. Allein lass ich dich hier keinesfalls zurück.“ Obwohl er sich von Aeris vor den Kopf gestoßen fühlte, würde er sie niemals allein irgendwo zurücklassen. Schon gar nicht an einem Ort der solch schrecklichen Erinnerungen beherbergt, wie dieser.
„ Es tut mir wirklich leid.“ Sie stand auf und folgte dem Jungen, der schon in langsamen Schritten voran lief. „Nein, dir muss nichts leidtun. Keiner ist verpflichtet Versprechungen zu brechen nur um die Neugier des anderen zu stillen. Mir tut es leid, dass ich mich dir gegenüber so verhalten habe. Egal was ihr beide besprochen habt, eines Tages wirst du es mir ja so oder so erzählen.“
Er zwinkerte dem M ädchen zu und legte seinen Arm freundschaftlich um ihre Schultern. Sie liefen langsam den Weg zurück ins Dorf. Beide konnten sich daran erinnern, wie sie damals den Weg schneller gerannt waren, als ihre Beine sie eigentlich tragen konnten. Beide konnten wieder jene Angst spüren, die sie damals schon verspürt hatten als sie sich, wie gejagte fühlten. Faryll war häufiger seit den Ereignissen damals wieder am See gewesen. Er hatte beobachtet, wie nach und nach wieder Normalität dort einkehrte. Wie das Wasser wieder zurückkam und der Schlamm allmählich wieder verschwand. Aeris allerdings wagte bisher nie den Schritt zurück in diese Gegend. Für sie war dies ein Ort, der Albträume in ihr weckte und sie immer wieder an Avodia denken ließ. Doch heute war der Tag gekommen gewesen sich den inneren Ängsten zu stellen. Und es hatte etwas Gutes am Ende gehabt, sie ist ihrer Wächterin endlich nach so langer Zeit wieder begegnet. In Gedanken versunken wurde sie schließlich leicht von Faryll in die Rippen geschubst. „Aufwachen Mylady, oder denkst du gerade an mich und träumst von mir?“
Ein neckendes L ächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und ließ Aeris laut lachen.
„ Jede Nacht träume ich von dir, nur leider sind es Albträume.“
Seine Mundwinkel klappten nach unten und ein etwas gespielter finsterer Blick machte sich in seinem Gesicht bemerkbar.
„Ach komm schon. Jetzt spiele nicht den verletzten kleinen Jungen. Ich hol dir ein Eis, wenn wir wieder im Dorf sind.“ Sie lachte und tänzelte vor dem Jungen herum und streckte ihm die Zunge dabei heraus.
„ Du kleine Zicke. Na warte.“ Er lief ihr hinterher und versuchte sie zu greifen, aber sie war einfach zu schnell für ihn. Nach ein paar Minuten erreichten die beiden schließlich wieder das Dorf.
„ Ich werde mal nach Hause gehen und meinem Vater etwas zur Hand gehen. Ich hab ihm versprochen, heute das Abendessen zuzubereiten.“
Faryll schmunzelte. „Aua. Armer Gwen. Sein armer Magen.“ Er grinste noch einmal und verabschiedete sich schließlich von ihr. Auch er hatte versprochen, seiner Mutter etwas zu Hand zu gehen.
Als das M ädchen schließlich zu Hause ankam, saß ihr Vater hinterm Haus auf ihrer alten Holzbank und blickte in den Himmel. „Hallo Papa, ich bin wieder zu Hause.“
Gwen g ähnte müde und strich sich durch sein mittlerweile völlig ergrautes Haar.
„ Du bist schon daheim mein Kind?“ Sie lächelte ihrem Vater zu und setzte sich neben ihn.
„ Aber ja Papa. Ich hab dir doch versprochen dich heute zu bekochen, oder hast du es etwa vergessen?“ Der Mann schaute zu seiner Tochter herüber und blickte in ihre Augen.
„ Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher, weißt du das? Sie hatte auch diesen Ton, wenn sie der Meinung war, ich hätte etwas vergessen. Aber niemals hätte ich etwas vergessen können, was mit ihr zu tun hatte. Genauso, wie ich niemals
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