Saphar - Das gefrorene Portal (German Edition)
lange genug gewartet.“
Seit dem Vorfall von damals am See waren beide nur ein einziges Mal wieder dort gewesen. Es war, nach dem Isa den Thron bestiegen hatte und alles langsam wieder zur Normalit ät zurückkehrte. Nun sind drei lange Jahre vergangen. Für Aeris und Faryll war damals der See der Grund für ihre Reise gewesen. Aber nun wurde es Zeit wieder an den Ort zurückzukehren, an dem alles begann. Und vielleicht half es dem Mädchen, über den Schmerz durch den Verlust von Avodia hinwegzukommen. Es war zumindest eine Möglichkeit und ein Versuch.
Gwen beobachtete seine Tochter aus dem Fenster. Er erinnerte sich zur ück, wie schwer es damals war, seine einzig geliebte Tochter gehen zu lassen, als sie entdeckt wurden. Noch heute spürt er den Schmerz in seiner Brust als er in seiner Gefangenschaft von der Hetzjagd auf seine Tochter und Faryll erfahren musste. Es war damals Lesat, der in die Gefangenen Zelle kam und ihm berichtete, wie viel Freude es ihm bereitet, hatte die beiden Kinder zu verfolgen. Es war eine furchtbare Zeit für ihn. Als er bemerkte, das Lesat nicht mehr kam, um ihm zu berichten und zu verhöhnen, wusste er das die beiden Kinder schlau genug waren ihm zu entkommen. Von da an betete er jeden Abend um Schutz für die beiden. Heute blickt er allerdings nicht mehr in diese Kinderaugen. Heute schaut er in Augen, die zuversichtlicher, stärker und entschlossener geworden sind. Nicht mehr in Augen eines kleinen Mädchens. Er blickte nun in die Augen einer heranwachsenden jungen Frau.
Und w ährend Gwen seinen Gedanken freien Lauf ließ, machten sich Aeris und Faryll auf dem Weg zum See. Sie liefen lange Zeit stumm nebenher. Das vorletzte Mal, als sie diesen Weg gegangen waren, hatte es ein unschönes Ende genommen. Ein Ende, welches damals ihr gesamtes Leben veränderte.
Schlie ßlich erreichten sie ihr Ziel und blickten auf einen kleinen See mit strahlend, blauem Wasser. Es befanden sich die schönsten Seerosen darauf und Enten schwammen elegant ihre Runden.
„ Das letzte Bild von dem See was ich im Kopf habe, war, als alles vertrocknet und voller Schlamm war.“ Faryll zeigte, während er sprach auf eine Stelle.
„ Dort stand der Baum, den wir auf diese Stellen fallen ließen.“ Aeris verfolgte seinen Finger und ihre Augen ruhten dort, wo auch sein Finger haltmachte. Aber nichts mehr war übrig geblieben. Die Jahre hatten alles verdeckt und wieder in ihre Richtigkeit gebracht. Einzig allein was übrig geblieben waren, war der Baumstamm und die Erinnerungen. Alles andere war verschwunden. Aeris und Faryll besuchen auch heute noch in regelmäßigen Abständen Juro sein Grab. Seine Geschichte damals berührte die beiden so sehr, dass sie ihm immer zwei Blumen Sträuße aufs Grab legten. Den zweiten für seine geliebte Tochter.
Nachdem beide schlie ßlich wieder aus ihren Erinnerungen und Gedanken erwachten, blickten sie sich um und waren froh das hier alles wieder so normal geworden war. Nun konnten sie endlich die Gedanken von dem vielen Schlamm, und dem brennenden Baum restlos aus ihren Gedanken verbannen. In der Hoffnung, nie mehr etwas von ihnen zu sehen. Aeris ihr Blick wanderte über den gesamten See und drum herum, als sie weiter hinten auf der rechten Seite zwischen den Bäumen eine Gestalt erkannte. Sie wollte gerade Faryll davon in Kenntnis setzen, als sie erschrocken zusammenzuckte. Sie kam an diesen Ort zurück um eventuell Frieden zu finden, um sie zu vergessen. Zu vergessen, wie sehr sie ihr fehlte.
„ Avodia.“ Faryll drehte sich verdutzt um und schaute in das starre Gesicht des Mädchens.
„ Avodia? Was meinst du?“ Sie blickte an ihm vorbei, schüttelte ihren Kopf und zeigte auf eine Stelle zwischen den Bäumen. Dort stand sie tatsächlich. Umgeben von einem sanften Licht und zartem Nebel. Ihr Äußeres glich einem Engel. Komplett in Weiß, nicht in fester Materie, sondern sie schien mehr aus dem Licht entstanden zu sein.
„ Sie ist hier? Nach all den Jahren ist sie zurückgekehrt?“ Zum ersten Mal sah Faryll die Wächterin von Aeris. Zuvor hatte er nur von ihr gehört. Nach dem ersten Zusammentreffen mit Lesat hatte er zum ersten Mal von Avodia erfahren. Vorher hielt Aeris es vor ihm geheim. Das Mädchen schloss für einen kurzen Moment ihre Augen und atmete kurz und tief ein.
„ Warte hier. Ich will mit ihr reden. Ich will wissen, wo sie so lange gewesen war und warum sie nichts von sich hören lassen hat. Ich will wissen, warum sie mich drei Jahre lang im
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