Satans-Krone
zu halten, aber er wollte ihn auch nicht loslassen.
Dann brach es aus ihm hervor. Er musste sich Luft verschaffen, und er musste einfach reden. »Endlich… endlich… der Weg hat sich gelohnt. Ich habe sie. Ich habe sie gefunden. Ich werde mächtig sein. Ich bin die Macht. Ich werde so sein wie er. Ich habe die Krone. Ich habe seine Krone. Ich habe sein Erbe.«
Beim Sprechen war ihm Speichel aus dem Mund getropft und auch gesprüht. Er konnte nicht mehr an sich halten, wusste nicht, wohin mit seiner Freude und stellte die Krone sicherheitshalber wieder auf den Tisch. Er hatte sich auch bewegt und Staub vom Boden in die Höhe gewirbelt. Die Wolken zogen träge durch die Hütte und sahen manchmal so aus wie dünner Rauch.
Er wischte seine Hände ab, die der Schweiß nass und glatt gemacht hatte. Dann drehte er sich wieder um und kümmerte sich erneut um die Krone.
Es passierte das gleiche. Das behutsame Anlegen der Hände, das vorsichtige Anheben, aber diesmal drängte es den Mann, das Ziel zu erreichen. Er hob die Krone höher und führte sie dabei auch an seinem Gesicht vorbei. Er wollte sie auf seinen Kopf setzen und sich selbst zum Helden krönen.
»Ich werde sein Nachfolger werden!« flüsterte er. »Ich werde ebenso mächtig sein wie The Great Beast . Ich allein bin würdig, ja, denn ich habe dich gefunden.« In der nächsten Sekunde hob er die Krone noch höher an, so dass sie über seinem Kopf schwebte. Noch hielt er sie mit beiden Händen fest, das blieb auch so, als er sie senkte.
Wieder ging er sehr behutsam zu Werke. Er wollte auf keinen Fall etwas falsch machen, und er wollte auch nicht, dass die Krone von seinem Kopf rutschte und zu Boden fiel, denn da konnte sie eventuell zerstört werden oder irgendwelche Macken bekommen.
Es klappte. Er brauchte sie nur nach unten zu senken. Ein kleines Stück, dann saß sie auf seinem Kopf. Die Krone passte!
Der Mann ließ sie jetzt los. Seine Arme sanken nach unten, und aus seinem Mund drang ein tiefes, wohlig klingendes Stöhnen. Er fühlte sich wie jemand, der am Ziel seiner Wünsche angelangt war. Die Krone saß auf seinem Kopf, als wäre sie nur für ihn hergestellt worden, und der Mann wuchs über sich selbst hinaus. Er hob die Schultern an und drehte dabei seinen Kopf, als suchte er einen bestimmten Platz, der ihm würdig genug erschien, einen Thron zum Beispiel.
Den gab es in der Hütte nicht. Der Mann blieb auch nicht stehen. Er nahm die Krone nicht ab. Er wollte sie behalten, und er wollte mit ihr auf dem Kopf gehen.
Seine ersten Schritte wirkten noch etwas unsicher. Er bekam das Zittern in den Knien nicht weg. Tief holte er Luft und stieß sie ebenso geräuschvoll wieder aus. Wie ein Mensch, der unter einem großen Druck litt oder unter Zwang stand. Mit jedem Schritt verbesserte sich sein Gang. Er wurde sicherer. Er wusste genau, wo er hinwollte. Er übte den königlichen Gang. Hin zur Wand, sich drehen, wieder zurück. Es klappte immer besser. Und auf seinem Gesicht malte sich der große Triumph ab.
Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es erwischte den Mann mitten in der Bewegung. Plötzlich blieb er stehen. Er stand auch nicht normal, sondern steif, und er bewegte sich um keinen Millimeter. Er wirkte wie eine Kerze, die jemand in den Raum gestellt hatte. Nichts geschah. Die Krone schien ihn versteinert zu haben.
Bis das Zucken über sein Gesicht lief. Zuerst nur harmlos, als wollte er durch irgendwelche Muskelbewegungen ein Insekt von seiner Haut verscheuchen.
Das Zucken aber blieb. Es verstärkte sich. Das Gesicht verlor sämtlichen Hochmut, und das erste Anzeichen der Angst malte sich in den Zügen ab.
Der Mann öffnete seinen Mund. Schrecklich stöhnte er auf, als hätte er alle Last der Welt zu tragen.
Der Mund blieb nicht mehr das, was er war. Er hatte sich derartig stark verzerrt, dass aus dem unteren Teil des Gesichts schon eine Grimasse geworden war. Schweiß rann über seine Haut, und erst jetzt schien der Mann zu merken, dass mit der Krone etwas nicht stimmte.
Er riss seine Arme hoch. Mit dem nächsten Griff hielt er die Krone umfasst. Er brauchte sie nur kurz anzuheben, um sie von seinem Kopf zerren zu können. Es klappte nicht. Die Krone blieb sitzen. Wie ein Gegenstand, der eine Einheit mit dem Kopf des Mannes bildete.
Der Dieb schrie. Ein fürchterlicher Schrei wehte durch die Hütte, während die Krone auch weiterhin wie festgeleimt auf dem Kopf saß und sich trotz des Griffs um keinen Deut bewegte.
Schmerzen durchrasten den
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