Satans-Krone
Ruck gab und die Tür nach innen drückte. Dabei entstanden fürchterliche Geräusche. Ein Ächzen oder Knartzen. Zudem schleifte die alte Tür noch über den Boden, und vor dem Mann öffnete sich ein halbdunkles Loch.
Er trat über die Schwelle. Es gab keinen Flur oder Vorraum. Schon nach einem Schritt blieb er stehen, schaute sich um und holte eine Taschenlampe aus der rechten Hosentasche. Seine Hand zitterte. Der Strahl ebenfalls, der suchend wie ein langer heller Finger durch den einzigen Raum der Hütte strich.
Viel Mobiliar gab es dort nicht. Eine Bank, ein Tisch, ein ziemlich primitiver Kamin. Ein Fußboden, der aufgerissen war und entsprechende Löcher zeigte. Bewohnt sah die Hütte nicht aus.
Der Mann ließ sich Zeit. Er hatte seinen Atem beruhigen können, es war nur noch ein Schnaufen zu hören, auch ein Beweis, wie sehr er unter dem Stress litt. Der Strahl hatte die Hütte zweimal durchwandert. Beim drittenmal ging der Eindringling vor. Sein rechter Fuß wurde hart und hörbar aufgesetzt, und der rechte Arm bewegte sich wieder, bis der Lampenstrahl ein bestimmtes Ziel gefunden hatte.
Es war eine Kiste, eine Truhe, wie auch immer. Jedenfalls lag darauf eine dicke Staubschicht, die in Wölkchen in die Höhe quoll, als der Mann mit der flachen Hand darüber hinwegstrich.
Er hatte sein Ziel mit drei Schritten erreicht, stand gebückt davor und atmete wieder heftiger. Er war noch unruhiger geworden, aber er bekam seine Furcht in den Griff. Die Truhe besaß einen Deckel. Mit einer Hand versuchte der Mann, ihn hochzuheben, was ihm nicht gelang. So klemmte er die Lampe in seinen Hosengürtel und packte dann zu. Der Deckel schwang hoch.
Der Mann lachte. Es war ein hartes und zugleich triumphierendes Lachen. Sehr hastig nahm der die Lampe wieder an sich und strahlte in die Kiste hinein. Dabei bewegte er auch seinen Arm leicht von rechts nach links, um auch nur jede Ecke auszuleuchten.
Er war zufrieden, das deutete sein Nicken an. Schließlich legte er die Taschenlampe wieder zur Seite, um beide Hände frei zu haben. Er griff in die Truhe. Dabei flüsterte er Sätze vor sich hin, die rauh und unheimlich klingend aus seiner Kehle drangen. Er zitterte leicht, ließ den Gegenstand jedoch nicht fallen, den er aus der Truhe geholt hatte. Er trug ihn auf beiden Händen, obwohl er nicht zu erkennen war, denn er wurde von einer Decke verborgen.
Sehr langsam drehte er sich um. Er ging durch den Lichtschein auf den schiefen Tisch zu und stellte den Gegenstand dort ab. Danach ging er zurück und holte die Lampe. Die legte er so auf den Tisch, dass ihr Strahl den Gegenstand anleuchtete. Erst dann griff er mit spitzen Fingern nach der Decke und lupfte sie hoch. Er zog sie behutsam zur Seite, wie jemand, der auf keinen Fall etwas zerstören will.
Ein Schrei. Er hatte es geschafft. Er starrte auf den Gegenstand, den die Decke freigegeben hatte. Es war eine Krone!
Sie lag unbeweglich auf dem Tisch. Sie war so groß, dass sie auch auf den Kopf eines Menschen passte. Sie besaß zwei Ränder. Dazwischen zeichneten sich halbe Ringe ab, die Unter- und Oberseite der beiden Ränder zusammenhielten.
Auf dem oberen Rand wuchsen sechs rauten- und zugleich sternförmige Gebilde hoch, die in ihrem Innern eigentlich Lücken aufgewiesen hätten. Nicht bei dieser Krone. Hier waren sie gefüllt mit auf den Kopf gestellten Vierecken, die ebenfalls rautenförmig aussahen. Der Mann strich mit den Fingern leicht über die Füllungen hinweg, als wollte er sie liebkosen.
Er lachte jetzt anders. Beinahe wie ein Kind, das sich über ein besonderes Weihnachtsgeschenk freut.
So ähnlich musste es ihm ergehen, denn er war endlich am Ziel seiner Wünsche.
Beide Hände legte er um die Krone. Es sah so aus, als wollte er sie anheben, das tat er jedoch noch nicht. Er genoss es, das Metall anfassen zu können, und auf seinem Gesicht, das er jetzt zur Seite gedreht hatte, zeichnete sich der Triumph ab. Die Augen schimmerten, die Zunge huschte aus dem Mund und umspielte die Lippen. Der laute Atem strömte der Krone entgegen, die noch auf dem Tisch stand, von den Händen des Mannes umfasst. Es dauerte eine Weile, bis er sie anhob. Dabei drehte er sich um und stand schließlich mit dem Rücken zum Tisch.
Der Schweiß hatte sein Gesicht genässt. Die Augen standen ebenso weit offen wie der Mund. Der Dieb staunte die Krone an. Dabei gelang es ihm nicht, das Zittern seiner Arme und Hände zu unterdrücken. So hatte er Mühe, den doch schweren Gegenstand
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