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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Angelegenheit gefroren, was den Anblick nicht eben erträglicher machte.
    »Das ist –«, er wandte sich zu Elmar um, »das ist Waltermanns Richard.«
    »Waltermann? Richard Waltermann?« Elmar schaute entsetzt und ging zögernd weiter. »Der das Sägewerk hat? In Wulfringhausen?«
    Georg nickte.
    »Der die Tochter geheiratet hat? Die Tochter von dem Schauerte? Dem ursprünglich die Firma gehörte?«
    Georg nickte wieder. Ich kannte das Spiel schon. Sauerländisches Familienquiz nannte ich das. So etwas konnte länger dauern. Aber wir standen hier immerhin vor einer Leiche.
    »Richard Waltermann«, murmelte Elmar wie benebelt.
    »Den hat jemand erschossen«, unterbrach Georg abrupt. »Und zwar mit Schrot«
    »Schaut mal nach oben!« Ich deutete auf den Hochsitz, unter dem die Leiche lag. Elmar ging einen Schritt zurück und hielt sich die Hand vor die Augen. Der helle Schnee und der weiß-graue Himmel machten das Schauen nicht so einfach. An den Hochsitz war mit roter Farbe etwas drangeschmiert. Jäger sind Mörder stand da.
    Elmar starrte auf die Schrift. »Das gibt’s doch gar nicht!«
    Auch Georg war wie paralysiert. Seine Haut war nicht nur blaß, sie war weiß wie eine Wand. Eine Weile sagte keiner von uns etwas. Dann einigten wir uns, daß ich allein bei dem Toten blieb, während die anderen mit Süffel losgingen und die restlichen Jäger informierten.
    Es dauerte noch zwanzig Minuten, bis zwei Polizisten kamen. Ein Mann und eine Frau, die leider nicht allzu viel Erfahrung mit eingefrorenen Jägern hatten. Immerhin ließen sie sich davon überzeugen, daß ich nicht weiter vor Ort warten mußte, sondern mich zu den Teilnehmern der Treibjagd gesellen durfte. Ich hinterließ Namen und Adresse und folgte dem Duft des Lagerfeuers, das man inzwischen angezündet hatte. Die Jäger und Treiber standen rund um das prasselnde Feuer. Ein paar hatten sich auf ihrem Sitzstock niedergelassen. Zwei hatten ein Brötchen und eine Mettwurst in der Hand. Also war nicht allen der Appetit vergangen. Ich stutzte einen Augenblick. Befand sich der Mörder unter diesen Männern? Dann verwarf ich den Gedanken. Zum einen war das Opfer nicht während der Treibjagd erschossen worden. Zum anderen deutete die Parole am Hochsitz nicht gerade auf einen Jagdkollegen hin. Als ich in die Runde trat, wurde es plötzlich unglaublich still.
    »Die Polizei ist jetzt da«, sagte ich, weil ich das Gefühl hatte, man erwarte das von mir. Natürlich mußten das alle mitgekriegt haben, der Polizeiwagen war schließlich an der Jagdgesellschaft vorbeigefahren.
    »Ich glaub’ das einfach nicht«, sagte einer der Jäger. Ein kleiner, pummeliger Mann um die Sechzig mit fast bodenlangem Lodenmantel. »Waltermanns Richard, tot unterm Hochsitz.«
    Elmar und Georg schienen die anderen im Detail informiert zu haben. Auch über die Parole am Hochsitz.
    »Scheiß Umweltschützer«, meinte nämlich jetzt ein Jäger mit Fellkappe und Bundeswehrparka. »Ich sag’s ja immer: Die gehen über Leichen.«
    »Warten wir erst mal ab, was hinter der ganzen Sache steckt«, Elmar hatte sich zusammen mit Georg auf einem gefällten Baumstamm niedergelassen. »Schließlich ist hier vorher noch nie jemand von Tierschützern belästigt worden, oder?«
    »Aber selbstverständlich«, konterte der Fellmützenträger, »denk an die Hubertusjagd in Voßwinkel vorletztes Jahr. Diese Chaoten, die mit Trillerpfeifen durch den Wald gerannt sind. Außerdem gab es Hochsitzbeschädigungen in der Nähe von Olpe. Zerstörte Futterkrippen in Attendorn und Meschede. Und ich garantiere euch: Das ist erst der Anfang gewesen. Da sind linke Spinner am Werk! Die wollen die Jagd abschaffen. Die wollen uns als Tierquäler an die Wand stellen. Auch wenn ihr’s nicht wahrhaben wollt: Es herrscht Krieg zwischen Jägern und diesen Terroristen. Es herrscht Krieg.« Der Sprecher schaute sich nach Zustimmung heischend um, aber der erwartete Zuspruch blieb aus. Keiner sagte etwas, was den Typ mit der Fellmütze aber nicht abhielt weiterzureden. »Und jetzt haben sie den Richard abgeknallt. Das muß man sich mal vorstellen! Wahrscheinlich hat Richard einen von denen erwischt, wie er da an seinem Hochsitz rumgepinselt hat. Er hat ihn zur Rede gestellt – und zack hat der geschossen.«
    »Ich denke, man sollte zunächst mal die polizeilichen Untersuchungen abwarten«, unterbrach ich die Spekulationen. »Womöglich zeigt sich ein ganz anderer Hintergrund. Jäger sind Mörder. Vielleicht ist das eine Finte, um die

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