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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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    »Süffel, hierher! Hierher, aber sofort!« Der Köter hörte einfach nicht. Es war zum Heulen. Jetzt war ich extra mit auf diese Treibjagd gekommen, nur um dem Hund etwas zu bieten, und wie dankte er es mir? Mit Ungehorsam! Mit Respektlosigkeit! Mit wildem Davonstürzen! Dieses Vieh hatte keinen Schimmer, in welche Richtung die Jagd vonstatten ging! Oder machte es sich etwa einen Spaß daraus, in die entgegengesetzte Richtung zu stürmen?
    »Süffel, hier!«
    In 50 Metern Entfernung konnte ich gerade noch sein wuscheliges Hinterteil im Schnee verschwinden sehen. Es gab keinen Ausweg, ich mußte hinterher.
    Zugegeben, es war eine Schnapsidee gewesen, mit auf diese Treibjagd zu gehen, wobei das mit dem Schnaps fast wörtlich zu verstehen ist. Hätten mein Freund Elmar und ich nicht am Abend vorher zwei Flaschen Rotwein zusammen geleert, dann würde ich jetzt sicher nicht durch Schnee und Unterholz stolpern. In der Ferne hörte ich das »hopp, hopp«, mit dem die Treiber in einer Linie den Wald durchkämmten. Das dritte Waldstück schon, das an diesem Morgen bejagt wurde. Und natürlich hätten Süffel und ich wieder dabei sein sollen. Statt dessen kämpfte ich mich nun durch ein paar Brombeersträucher, die mich komplett mit Schnee einpuderten. Na endlich, ein Weg tat sich vor mir auf. Hatte ich mich doch noch herausgekämpft! Fragte sich nur, wo Süffel abgeblieben war.
    »Dahin ist er abgezischt!« Die Stimme kam von links. Ein Jäger in meinem Alter stand dort mit der Flinte im Anschlag. Er hieß Georg, wenn ich das vorhin richtig mitbekommen hatte. Ein netter, bodenständiger Kerl, an dem mir vor allem seine Hose mit mindestens 24 Taschen aufgefallen war.
    Dieser Georg schaute mich aufmunternd an. Dankbar lächelte ich zurück, vor allem, weil er mich nicht für ein Wildschwein gehalten hatte! Immerhin hatte laut Zeitungsbericht vor kurzem sogar eine friedlich grasende Milchkuh ihr Leben gelassen, weil der ansitzende Jäger einen Rehbock vermutet hatte.
    »Ist das dein Hund?« fragte Georg jetzt und zeigte in die Richtung, in die Süffel soeben abgehauen war.
    »Nicht so richtig«, ich klopfte mir den Schnee von der Hose. »Er gehört unserem Nachbarn und wohnt nur vorübergehend für ein paar Wochen bei uns. Zumindest, falls ich ihn heute noch mal wiederkriege.«
    Plötzlich fiel ein Schuß, dann noch einer. Hoffentlich hatte niemand auf Süffel gezielt! Allerdings waren die Schüsse aus einer anderen Richtung gekommen.
    »Na, endlich«, sagte Georg. »Wurde aber auch Zeit, daß die Jagd richtig losgeht.«
    »Sind wohl nicht so ergiebig, die Jagden hier in der Region, was?«
    »Das ist von Ortschaft zu Ortschaft unterschiedlich. Aber wenn man Pech hat -«, Georg schnaubte. »Vor drei Wochen war ich auf einer Jagd mit mehr als achtzehn Jägern. Und was wurde zur Strecke gebracht? Ein einziger Rehbock! Das muß man sich mal vorstellen!«
    »Na, immerhin«, meinte ich ironisch.
    »Der Witz ist«, ergänzte mein grünes Gegenüber, »der Bock ist in Panik vor einen Baum gerannt. Den hat nicht mal jemand erschossen.«
    Mein Gott, erste Formen tierischen Suizids. Besorgt sah ich mich nach Süffel um.
    »Nicht umsonst gibt es da so eine bitterböse Scherzfrage«, setzte Georg fort, obwohl ich langsam unruhig wurde. »Was ist schlimmer als eine Treibjagd im Sauerland?« Er wartete einen Augenblick, bevor er die Antwort gab. »Zwei Treibjagden im Sauerland.«
    »Na, dann Waidmannsheil!« Ich grinste, während ich weiterstapfte. »Ich suche inzwischen den Hund!«
    Das war leichter gesagt als getan. Von Süffel gab es nicht mehr die geringste Spur. Ich hatte zu lange gequatscht Innerlich kochte ich. Schon am frühen Morgen hatte sich der Hund als ganz und gar jagduntauglich erwiesen. Spätestens beim Anblasen hätte mir das klarsein müssen. Eigentlich war es eher ein getragener Moment gewesen. Acht Jäger hatten ihre Hörner dabei gehabt die Hunde hatten gejault, was das Zeug hielt und mein Jägerherz hätte sicher freudig gehüpft, wenn ich denn eins gehabt hätte. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Füße auch durchaus noch in einem ungefrorenen Zustand gewesen, meine Finger noch beweglich und meine Motivation im grünen Bereich, was bei einer Jagd immer wichtig ist, auch wenn man nur als Treiber dabei ist Zumindest die Sache mit der Motivation änderte sich dann ziemlich schnell. Ich sagte, die Hunde jaulten während des Jagdhornsignals. Ich müßte sagen, alle jaulten – außer Süffel. Der nämlich pinkelte während

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