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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Ehemann und Vater gewesen ist, sondern vor allem weil sein Tod vermutlich die Folge eines feigen, skrupellosen Anschlags war.« Einige Jäger brummten einvernehmlich. Der Jagdherr ergriff wieder das Wort.
    »Am liebsten würde jeder von uns jetzt nach Hause gehen, um in seiner Trauer und Wut allein sein zu können. Trotzdem bitte ich euch, weiter auszuharren, um anschließend der Polizei zur Verfügung zu stehen. Ich denke, das sind wir Richard schuldig. So laßt uns nun eine Gedenkminute halten für unseren guten Jagdgefährten Richard Waltermann, der viel zu früh -«
    Noch während sich die Männer in Pose brachten, hörte man ein Motorgeräusch. Ein roter Kombi kämpfte sich den schneebedeckten Feldweg herauf in unsere Richtung. Neben den vielen grünen Wagen, die von den Jägern am Wegrand geparkt worden waren, leuchtete er wie ein Osterei. Knapp dahinter folgten zwei silberne Autos, ein dunkelblaues und zum guten Schluß ein großes schwarzes.
    »Na endlich, die Kripo ist im Anmarsch«, murmelte ich.
    Als sich am ersten Auto die Wagentür öffnete, rutschte mir ein bißchen das Herz in die Hose. Marlene Oberste. Nun ja, man konnte nicht immer Glück haben. Auch wenn man andauernd Leichen fand, hatte man keinen Einfluß darauf, wer die Ermittlungen leitete.

3
    Der Anruf kam, als Max gerade einen Bericht verfaßte. Im Moment hatte er den Eindruck, daß das seine Hauptaufgabe war: Berichte tippen. Sein Streifenkollege drückte sich davor, wo er nur konnte. Ihm selbst ging die Sache flott von der Hand. Aber langsam kamen auch ihm die Berichte zu den Ohren heraus: Einbrüche, Handtaschenraub, Prügeleien – irgendwie immer das gleiche. Max freute sich daher, als das Telefon schellte.
    »Marlene Oberste am Apparat« Max wußte sofort, wer am Apparat war. Die Hauptkommissarin aus Hagen. Er hatte sie vor ein paar Jahren kennengelernt, als er ein Praktikum bei der dortigen Kripo absolviert hatte.
    »Herr Schneidt, ich hätte da einen Auftrag für Sie.«
    Max stutzte. So etwas war noch nie vorgekommen. Wenn irgend jemand etwas von ihm wollte, dann war das in der Regel sein Vorgesetzter – und dessen Aufträge beschränkten sich auf Sondereinsätze, wenn beim Fußball ein Revierderby drohte.
    »Es hat einen Mordfall gegeben, in einem Waldstück in der Nähe eines Dorfes namens Wulfringhausen.«
    »Ach.« Max war ehrlich überrascht. Das Dorf lag zwanzig Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt. In dieser Region waren Morde nicht eben an der Tagesordnung.
    »Ein Jäger ist in unmittelbarer Nähe seines Hochsitzes mit einer Schrotflinte ins Jenseits befördert worden. Und jetzt eine nicht minder erstaunliche Nachricht: Wissen Sie, wer den Toten gefunden hat?«
    Max überlegte. Er überlegte angestrengt, und plötzlich stieg ein merkwürdiger Verdacht in ihm hoch.
    »Nein!«
    »Doch!« Oberste machte eine Kunstpause, »Ihr alter Kumpel Vincent Jakobs, der damals im Krankenhaus mit von der Partie war, als dieser Chefarzt tot aufgefunden wurde.«
    »Aber das ist das ist praktisch -.«
    »Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Aber deshalb rufe ich nicht an. Allem Anschein nach geht der Mordfall auf die Rechnung sogenannter Tierschützer, die es sich zum Ziel gemacht haben, durch Zerstörung von Hochsitzen einer möglichst großen Menge von Tieren das Leben zu retten.«
    »Ist es zu einer Auseinandersetzung gekommen zwischen Jägern und Jagdgegnern?«
    »Viel können wir zum Ablauf noch nicht sagen. Nur soviel, daß der Jäger durch einen Schrotbeschuß aus geringer Distanz ums Leben kam. Was bedauerlich ist. Denn bei Schrot läßt sich bekanntermaßen nicht bestimmen, aus welcher Waffe geschossen wurde.«
    »Wann ist die Sache passiert?«
    »Der Mord passierte gestern Nachmittag. Die Pathologie will sich noch nicht genau festlegen, schätzt aber auf etwa IG Uhr. Das paßt ganz gut denn gegen halb vier hat das Opfer sein Büro verlassen. Gefunden wurde der Mann dann heute morgen während einer Treibjagd.«
    »Von Vincent Jakobs.«
    »Von Vincent Jakobs. Ich habe ihn gefragt, ob das zu seinen Hobbys gehört.«
    »Auf Treibjagden zu gehen?«
    »Nein. Leichen zu finden.«
    »Er wird nicht gerade erfreut gewesen sein, wieder auf einen Toten zu stoßen.«
    »Nun, das Thema können Sie ja noch in Ruhe mit ihm besprechen. Jetzt aber weiter zur Sachlage. Am Hochsitz, neben dem der Jäger aufgefunden worden ist wurde eine Aufschrift angebracht: Jäger sind Mörder stand dort in roten Lettern. Das ist einer der Sprüche, die entsprechende

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