Sautanz (German Edition)
Segel geborgen, und das Boot lag sicher.
Hilde sah aus wie ein Wassermann. Schlammig graues Wasser rann aus ihren Haaren, Wasserpflanzen hingen ihr von den Schultern, und der Geruch, der an ihr haftete, erinnerte entfernt an die Zeiten der Plumpsklos. Sie raffte Handtuch, Shampoo, Duschgel und ein Bündel Kleider in einem Nylonsack an sich und rannte Richtung Duschen.
Als sie zehn Minuten später sauber und frisch duftend auf das Boot zurückkehrte, hatte sich das Unwetter verzogen, und die ersten Sonnenstrahlen blinzelten zwischen den Wolken hervor.
Peter, Lupo und Dorli hatten in der Zwischenzeit das Schiff gereinigt und alles, was sich selbstständig gemacht hatte, wieder an seinen Platz gestaut. Jetzt saßen sie mit einem Glas Ruster Rotwein in der Hand in der Plicht und lästerten über Hilde, die ein Schlammbad genommen hatte.
»Na ja, typischer Fall von schlechtem Timing«, ätzte Hilde in Richtung Peter.
»Eher von Patschertsein «, kam die Retourkutsche.
»Aber ihr habt ja keine Ahnung, wie toll der Gatsch für die Haut ist. Der reinste Jungbrunnen!« Hilde trat zu Peter und schubste ihn näher zur Bordwand.
» Hö! Bei mir wirkt das nimmer.« Lachend wehrte er seine Frau ab. »Aber Hilde hat recht. Wären wir später losgesegelt, könnten wir jetzt ganz friedlich reinkommen. Nur weiß man das vorher nie. Manchmal wird der Sturm ärger, und dann ist es wirklich scheiße da draußen.«
»Ich bin froh, dass wir im Hafen sind und nicht ich baden gegangen bin.« Lupo nippte an seinem Glas. »Und entweder sind deine Pillen gegen Seekrankheit super, oder ich hab keine Zeit zum Schlechtwerden gehabt.«
»Vielleicht machen dir auch die richtigen Wellen gar nix, nur die kurzen, rollenden, wie gestern Vormittag. Die vertragen viele Leute nicht.«
»Danke für euer tief empfundenes Mitgefühl!« Hilde warf einen grimmigen Blick in die Runde. »Ihr könntet mir wenigstens auch was zu trinken geben.«
»Ach mein Hildchen, komm, sei wieder friedlich!« Peter nahm ihr die ausgewaschenen Kleider aus der Hand und hängte sie zum Trocknen über die Reling.
Als Hilde ihr Glas in der Hand hielt und den anderen zuprostete, grinste sie schon über ihre Ungeschicklichkeit. »Das letzte Mal ist mir das passiert, als ich mit Peter das erste Mal auf dem See war. Kannst dich erinnern?«
Peter lachte über das ganze Gesicht. » No na . War ein gottvoller Anblick. Vor allem eine sehr kunstvolle Einlage, denn es war absolut windstill.«
»Na das hättest jetzt nicht unbedingt verraten müssen!« Hilde versetzte ihrem Peter einen leichten Schlag mit der Faust. »Sind eigentlich die Segel schon trocken?«, fragte sie. »Denn falls ja, dann sollten wir sie einpacken und uns in die Hütte zurückziehen. Bevor die Gelsen kommen.«
Die Hütte war ein Pfahlbau aus Holz, der ein wenig abseits der Hafeneinfahrt lag. Dahinter das Schilf, davor der See. Ein schmaler Holzsteg führte von der Marina durch das Schilf. Das Blockhaus war geräumig, und die Terrasse davor, die sich die Besitzer mit den Nachbarn teilten, maß sicher an die zweihundert Quadratmeter, wenn nicht mehr.
»Wow! Wie kommt man zu so einer Hütte hier?«, fragte Dorli.
Peter stellte das Gepäck ab. »Indem man kluge Eltern hat, die sofort zugriffen, als vor fünfzig Jahren hier die ersten Hütten gebaut und verpachtet wurden.«
Kurze Zeit später waren auch die Nachbarn eingetroffen. Sie saßen auf der Terrasse, in einem Kugelgrill brutzelten Schweinsripperln und Folienkartoffeln. Sie beobachteten, wie routiniert oder hilflos sich die Segler anstellten, die jetzt in den Hafen zurückkehrten. Der Sturm war zwar abgeflaut, aber der Wind war immer noch stark und böig und die Wellen ruppig.
»Da kann man lernen, wie man es nicht macht.« Peter deutete auf ein großes Boot, das neu und teuer aussah. »Der hätt sich besser ein kleines Bötchen zum Lernen kaufen sollen. Vermutlich hat er zu viel Tiefgang und schrammt immer wieder über den Seeboden. Hoffentlich schlägt er nicht leck, bevor er im Hafen ist, sonst muss die Wasserrettung ausrücken.«
Wie aufs Stichwort drehten sich die Gespräche danach wieder um den Toten vom See.
Plötzlich klopfte jemand dröhnend an die Tür.
»Ist offen!«, riefen Peter und Hilde im Chor. Herein kam ein großer, braun gebrannter Mann.
»Servus, Beat«, begrüßte ihn Peter. »Was treibt dich denn in unsere bescheidene Hütte? Ich dachte, ihr würdet heute Wein lesen in den Hügeln.«
»Grüazi mit’nand.« Beat hob die
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