Savoir-vivre mit Hindernissen
ähnliches ins Telefon zu rufen, wenn ich die direkte Durchwahl von Martin bei Solution Partner anrufe. Gut, dass ich auch heute gewartet habe, bis sich jemand am anderen Ende der Leitung meldet. Seine Assistentin, Julia, 27 Jahre jung und bildhübsch, sagt, dass Herr Seibert noch in einer Besprechung steckt. Ob es wichtig ist und sie stören soll. Nein, soll sie nicht. Ich schreibe ihm eine SMS.
Sind gut gelandet. Hier ist schon Frühling. Habe ein zauberhaftes Zimmer bei Christopher mit Blick in den Garten. Werden heute Abend Nicoles Köstlichkeiten genießen. Leider ohne dich!!! Kuss!! Vielleicht bis später. Lotte
Das Abendessen findet nicht wie üblich im Restaurant, sondern im kleinen Salon statt. Die Wirtsleute haben eine Tafel für acht Personen gedeckt und servieren die Gänge persönlich . Anja und ich sitzen den beiden freiwilligen Bewährungshelfern vom Nachmittag gegenüber und ich halte es für eine gute Idee, uns den Anwesenden mit richtigem Namen vorzustellen.
»Friedrich Kapellmann« sagt der Anzugträger und stellt seinen Begleiter als Jan Degenhardt vor. Das Ehepaar zu meiner rechten Seite sind Birte und Tim Meister aus Köln. Sie machen Fahrradurlaub und gönnen sich in dieser Auberge eine Auszeit, bis es morgen weiter in Richtung Italien gehen soll. Die älteren Schneiders zu meiner Linken haben bei Christopher überwintert. Sie bleiben nur noch eine Woche.
»Dann beginnt die Nebensaison und wir müssen«, sagt Herr Schneider und reibt Daumen und Zeigefinger gegeneinander.
»Ja«, stimmt Anja ihnen zu. »Das ist hier wirklich ein recht teures Pflaster. Bei den Immobilienpreisen wird einem ja geradezu schwindelig.« Kapellmann schenkt den Wein aus und wir prosten uns alle zu. Birthe berichtet von ihren anstrengenden Etappen, die hinter ihr liegen und Frau Schneider erklärt, welche Sehenswürdigkeiten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen dürfen. Endlich gibt es Essen. Das Kaninchengericht ist genauso köstlich, wie der Duft, der mir bereits seit Stunden den Mund wässrig gemacht hat. »Wunderbar«, schwärme ich und auch Anja ist begeistert. Auch Schneiders und die beiden Fahrrad Reisenden loben Nicoles Kochkünste. Nur Kapellmann nicht. Er meint, er hätte schon besseres Lapin aux Vin stehenlassen.
»Dann lassen Sie heute mal eine Mahlzeit aus und zehren von Ihren Reserven. Die sind ja offensichtlich im Überfluss vorhanden«, faucht Anja ihn an.
»Sie haben Recht. Das bisschen, was es hier zu essen gibt, kann ich auch trinken. Nicole! Noch eine Karaffe Wein bitte.« Auch nach dem zweiten Glas Wein und einem Absacker nach dem Dessert werden Kapellmann und sein schweigender Begleiter mir nicht sympathischer. Wir bedanken uns bei den Wirtsleuten für den netten Abend und verabschieden uns. Zum Frühstück werden wir uns alle wiedersehen.
»Was für ein unausstehlicher Fettsack«, schimpft Anja und ich muss ihr diesmal vollkommen zustimmen.
Obwohl ich bei geschlossenem Fenster geschlafen habe, hatte ich in der Nacht nicht eine einzige Schwitzattacke. Ausgeruht und in bester Laune klopfe ich bei Anja an die Tür und hole sie zum petit déjeuner ab. Ich warne sie bereits auf dem Weg ins Erdgeschoss vor.
»Erwarte kein umfangreiches Buffet, wie es bei dir in der Alten Mühle üblich ist. In Frankreich gehört zum Frühstück ein Kaffee, vielleicht ein Croissant oder eine andere Backware, ein Stück Butter und Marmelade. Mit Glück gibt es einen Saft, aber das war’s.« Völlig in Ordnung, findet sie. Aber diese Einstellung scheint der feiste Kapellmann nicht mit ihr zu teilen. Er fragt, wo die Aufschnittplatten und der Käse stehen. Und ob es kein Vollkornbrot gibt. Er hätte besser im Schwarzwald Urlaub gemacht, denke ich und grüße nur kurz in die Runde. Christopher bietet ihm an, Eier zuzubereiten. Und Kapellmann bestellt sich vier.
»Rühreier, aber nicht so trocken. Allerdings glibbern sollen sie auch nicht mehr.« Ich flehe Anja an, sich zurückzuhalten. An guten Tagen hätte sie ihm in ihrem Lokal angeboten, sich die Eier selbst zuzubereiten. An schlechten Tagen, hätte sie den Meckerpott gleich im hohen Bogen vor die Tür gesetzt.
Für einen ausgiebigen Plausch fehlt uns die Zeit. In einer halben Stunde sind wir mit der Immobilienmaklerin verabredet. Wir verabschieden die Radler und wünschen ihnen trockenes Wetter auf ihrer Tour und machen uns auf den Weg.
Madame Joulivez erwartet uns bereits vor dem ersten Objekt. Eine 240 qm
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