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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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und unverschämt, dass man sich fragte, was dahinter steckte. Es musste dafür einen Grund geben.
    Durch einen Zwischenfall wurden wir klüger.
    Die hereinstürmenden Gaukler hatten die Männer unseres Wachtrupps zunächst erheitert. Einfache Burschen, die sie waren, hatten die drei sich mit den Ellbogen angestoßen und über den Zwerg, den Buckel, den kranken Affen gelacht. Doch bald fühlten sie sich belästigt. Dass sich solche Geschöpfe an ihre Seite drängten, johlten, plärrten, sich kratzten und ihnen ins Gesicht lachten, kränkte ihre Würde. Dass die Kerle und ihre Weiber vor aller Augen Hosen und Röcke fallen ließen, verletzte ihr Sittlichkeitsgefühl.
    Ihre Mienen verfinsterten sich. Sie blickten zu Fulk hinüber, ihrem Anführer. Der saß etwas abseits auf einem Hocker und nahm von Zeit zu Zeit aus seinem altertümlichen Trinkhorn einen Schluck Bier. Äußerlich gab er sich gelassen, doch sah man auch ihm die verhaltene Wut an. Aber er wagte nichts zu tun, solange Odo und ich zu allem schwiegen.
    Odo ging schließlich hinaus, um nach den Pferden zu sehen. Ich tat so, als bemerkte ich nichts. Die Spielleute kamen aus unserem Mandatsgebiet, von der anderen Seite der Weser. Wozu sie durch Strenge einschüchtern, dachte ich. Je ungezwungener sie sich fühlten, desto mehr erfuhr man vielleicht von ihnen. Trotz des spärlichen Lichts zog ich mein kleines breviarium hervor und murmelte ein Gebet zur Vesper.
    Plötzlich heulte jemand auf.
    Tullius hatte einem der Gaukler eine Kelle Suppe ins Gesicht geschüttet. Dabei hatte auch einer unserer Männer, der in der Nähe saß, ein paar Spritzer der heißen Flüssigkeit abbekommen. Nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er sprang auf die Beine und zog sein Kurzschwert. Die flache Klinge sauste auf Tullius´ Schulter herab. Der Gaukler kreischte vor Schmerz. Doch gleich besann er sich seiner Geschicklichkeit. Rasch duckte er sich und der zweite Streich ging daneben. Er traf den kupfernen Suppenkessel, der unter Gepolter vom Herd kippte. Der Rest der Suppe versickerte im häckselbestreuten Boden.
    Nun waren die Elemente entfesselt. Das Geschrei seiner Leute ermunterte Tullius. Mit einem gewaltigen Hüpfer war er im Rücken seines Angreifers. Er reckte sich hoch zu dessen Ohr, sperrte sein Froschmaul auf und quakte etwas hinein, halb Rülpser, halb Hohnlachen.
    Unser Mann fuhr herum und hob wieder das Schwert. Tullius sprang zwei Schritte zurück. Er starrte gebannt auf den erhobenen Arm mit der Waffe, und plötzlich begann er zu zittern. Die Hände, die Schultern, der Kopf, die Beine … alles geriet in Bewegung. Unser Mann erschrak. War der Mensch krank? Er wagte nun nicht mehr zuzuschlagen, der Arm mit dem Schwert sank herab.
    Doch das Zittern hörte nicht auf, es wurde schlimmer und ging in Schütteln über. Gleichzeitig in ein heftiges Würgen. Der Gaukler schnitt schreckliche Grimassen und schien sich erbrechen zu wollen. Feuerrot war sein Kopf, er presste die Hände auf das Gesicht. Die Augen traten ihm aus den Höhlen.
    Jetzt rang er die Arme und riss das Maul auf. Er formte die Lippen zu einem „O“. Man sah in der Tiefe des Schlunds etwas blinken. Noch ein letzter Schüttelkrampf und es kam herauf und füllte das kreisrunde Loch aus.
    Es war ein Goldstück. Ein byzantinischer Solidus!
    Die Gaukler bogen sich vor Vergnügen. Unsere drei Wachmänner glotzten verblüfft. Nur Fulk in seiner Ecke grinste verächtlich. Er war viel herumgekommen und kannte den Trick.
    Einmal eröffnet, ging die Vorstellung weiter. Tullius umkreiste unsere Männer mit stelzenden Schritten. Er ruckte mit dem Kopf wie ein Huhn und schlug mit den Armen, als seien es Flügel. Unverhofft blieb er stehen und riss erschrocken die Augen auf. Mit einem Sprung war er auf dem Tisch und begann, aufgeregt zu gackern. Nun bückte er sich und hob den Pelz. Seine magere, ungewaschene, nackte Kehrseite kam zum Vorschein. Und da zog er auch schon, immerfort gackernd, aus deren Mitte ein zweites Goldstück hervor. Und gleich darauf noch ein drittes.
    Diesmal waren es Mancusen. Arabische Denare!
    Die Gesellschaft geriet außer Rand und Band. Tullius schied abwechselnd vorn und hinten Goldstücke aus. Jedes Mal erhob sich unter den Gauklern Jubelgeschrei.
    Waren die Münzen echt? Und wenn … wie viele waren es? Das ließ sich schwer feststellen, weil Tullius sie immer gleich wieder in seinem Pelz verschwinden ließ. Doch hatte ich mindestens sechs gezählt.. Sollte es möglich sein, dass diese

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