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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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gerechte Richter eingesetzt hat.“
    „Hör mal, Freundchen“, sagte Odo ebenso leise und packte plötzlich den Hausherrn am Bart. „Beschmutze mir nicht den Namen des Königs! Sonst lernst du gleich einen Richter kennen, den er hier eingesetzt hat. Und dann könnte es dir passieren, dass du selber hängst … da oben, an deinem eigenen Dachbalken!“
    Bozo war so betroffen, dass er im ersten Augenblick fast erstarrte.
    „Was fällt Euch ein?“, stieß er dann hervor, wobei er versuchte, den Bart aus Odos Faust zu zerren.
    „Erkennst du mich nicht? Sieh mich an!“
    Der Wirt riss die Augen auf und zwinkerte vor Überraschung.
    „Seid Ihr es, Herr Odo?“
    „Ich bin es, du hast ein gutes Gedächtnis. Aber auch ich habe eins!“ zischte Odo, indem er den Bart noch fester packte.
    „Verzeiht, ich habe Euch nicht erkannt“, stammelte Bozo. „Lasst mich doch los! Was werft Ihr mir vor?“
    „Dass du dir das Richteramt anmaßt.“
    „Das ist nicht wahr, ich bin befugt …“
    „Und dass du Leute verurteilst, die nichts getan haben.“
    „Nichts getan? Und die Goldstücke?“
    „Die würden sie kaum gezeigt haben, wenn sie sie in der Nähe gestohlen hätten. Erinnere dich! Bist du etwa auf den Pferden, die du früher im Marstall gestohlen hast, unter den Augen des Königs spazieren geritten?“
    „Ich hätte unserm Herrn König Pferde … Wie kommt Ihr darauf, Herr Odo?“
    „Weil ich mal eines von deinem Helfershelfer gekauft habe. Was mich teuer zu stehen kam. Den Namen Gozbert habe ich gerade gehört. Ist es derselbe?“
    „Er ist es …“
    „Das wird ja ein frohes Wiedersehen!“
    „Gewiss, aber lasst bitte meinen Bart los. Wie stehe ich vor meinen Leuten da … und vor diesem Pack?“
    Odo tat ihm jetzt den Gefallen.
    Den Wortwechsel hatte außer mir niemand mitbekommen. Aber natürlich hatten alle gesehen, wie demütigend der Gast den Hausherrn behandelt hatte. Die Gaukler begriffen, dass ihre Sache noch nicht aussichtslos war. Sie warfen Tullius ermunternde Blicke zu. Und obwohl seine Arme an den Körper gefesselt waren, stieß der magere Kerl einen Knecht, der ihn festhielt, beiseite und stützte vor uns auf die Knie.
    „Hohe Herren, Erbarmen! Wir sind unschuldig, alle! Haben Mancusen und Solidi ehrlich verdient! Graf Volz hat offene Hand … ist barmherzig … sieht kleine Kinder … arme Tiere … die müssen verhungern, weil Gaukler hier niemand will sehen. Wir waren glücklich, wollten nach Hause … nach Pompaelo. Konnten Hybris nicht zügeln, haben hohe Herren belästigt. Mögen hohe Herren verzeihen! Erbarmen, Gnade …“
    In diesem Augenblick war aus einer Ecke des Raums ein mehrstimmiger Seufzer zu vernehmen. Dort stand ein Zwerg mit dem Äffchen auf dem Arm, dessen Gliedmaßen leblos herab baumelten. Gerade eben war es verendet. Zweifellos war es der Liebling der Truppe gewesen. Nicht nur die Kinder schluchzten erbärmlich. Diese Spielleute waren ja alle im Herzen Kinder geblieben. Sie vergaßen in diesem Augenblick ihr großes Unglück über dem kleinen, umringten den Zwerg mit dem toten Tier, streichelten und küssten es, jammerten, stöhnten. Sogar den Gefesselten liefen Tränen über die Wangen.
    Tullius wäre nicht der vollendete Gaukler und schlaue Anführer dieses Haufens gewesen, wenn er das unvermeidliche Ende des Äffchens, das freilich im günstigsten Augenblick eintrat, nicht ausgenutzt hätte. Er gab den Vorsänger bei dem Klagechor, des Heulens und Flehens war kein Ende. Er erreichte, was ohnehin unsere Absicht war. Odo verfügte, ihm und den anderen die Fesseln abzunehmen. Dann gebot er ihnen, sich in ihre Ecke zurückzuziehen und sich still zu verhalten. Sie gehorchten, nun ängstlich darauf bedacht, nicht noch einmal Ärger zu erregen. Nur ab und zu waren noch Seufzer und Schluchzer zu hören.
    Bozo wagte keinen Einwand. Den Groll, den er wegen der schnöden Behandlung empfinden musste, verbarg er mit dem Geschick eines Mannes, der sich Ehre nicht leisten kann. Er legte sogar eifrig mit Hand an, um die Gaukler, die er gerade verurteilt hatte, von ihren Fesseln zu befreien. Dabei schielte er immer wieder zu Odo hin, die Wiederbegegnung war ihm sichtlich unangenehm. Sogar bei dem schwachen Licht war zu sehen, dass sich sein schlechtes Gewissen verflüssigte und ihm in Schweißtropfen auf der Stirn stand.
    Übrigens hatte Odo ihn bereits draußen erkannt, als er das Boot am Ufer festmachte. Da mein Freund die Überraschungen liebt, hatte er den Augenblick des

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