SB 119 – Der Terraner
Superintelligenz in der Regel nicht darüber im Klaren sind, wer sie steuert. Es kommt vor, dass Seth-Apophis einen Helfer überhaupt nicht einsetzt, weil keine Notwendigkeit dazu besteht. Ein solches Wesen stirbt, ohne jemals erfahren zu haben, dass es ein potenzieller Sklave von Seth-Apophis war. Das System, das Seth-Apophis bei der Rekrutierung von Helfern benutzt, ist ebenfalls noch ein Geheimnis. Es kommt vor, dass ich oft nicht weiß, wer der Feind ist und wie er aussieht. Erst wenn er von Seth-Apophis aktiviert wird, erscheint er auf der Bildfläche, aber dann ist es oft zu spät zum Eingreifen. Dieser Umstand wird das größte Problem der Kosmischen Hanse sein. Hinzu kommt, dass die Wesen im Dienst von Seth-Apophis nicht schlecht oder negativ sind. Das bedeutet, dass sie gefunden und gerettet werden müssen.« ES fügte mit Nachdruck hinzu: »Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen sich in einer solchen Einschätzung des Gegners schwertun, aber nur bei einem derartigen Vorgehen haben wir Aussicht auf Erfolg.«
Rhodan ahnte, dass er die Aufgabe, die ES der Menschheit aufbürdete, noch immer nicht in ihrem vollen Umfang verstand.
ES meldete sich erneut. »Unser Ziel kann nicht sein, Seth-Apophis zu besiegen oder gar zu vernichten. Diese Superintelligenz befindet sich in einer verzweifelten Lage. Ich werde dir erklären, wie es dazu kommen konnte. Es ist unwahrscheinlich, dass wir das Schicksal von Seth-Apophis günstig beeinflussen können, aber genau das haben wir vor.«
Wir?, echote Rhodan.
»Die Kosmokraten stehen auf unserer Seite«, erläuterte das Geisteswesen. »Sie sind dabei, eine Pufferzone zwischen den Mächtigkeitsballungen von Seth-Apophis und der meinen aufzubauen. Im Limbus, dem Niemandsland zwischen unseren Herrschaftsgebieten, soll eine dritte Kraft entstehen, die einen direkten Zusammenprall zwischen Seth-Apophis und mir verhindern könnte.«
Wer sind die Kosmokraten?, erkundigte sich Rhodan. Was haben sie mit Atlan gemacht?
»Dein arkonidischer Freund ist nicht tot.« ES wich der Frage aus. »Um die Kosmokraten zu verstehen, müsstest du auf einer höheren Stufe stehen als eine Superintelligenz. Es kommt darauf an, dass du dir ein Bild von der Entwicklung des Lebens in diesem Universum machst. Du kennst das Modell der Zwiebel, bei der jede Schale analog für einen weiteren Schritt in der Evolution steht. Das Zentrum der Zwiebel ist gleichbedeutend mit dem Urzustand des Universums, den wir uns nur als absolutes Nichts vorstellen können. Die erste Schale der Zwiebel entspricht chaotischer Energieentfaltung, aus der sich allmählich tote Materie bildet, der Schritt hin zur zweiten Schale. Schale Nummer drei sind die einfachsten organischen Verbindungen. Es geht weiter von einfachen Lebensformen bis hin zum Auftreten der ersten Intelligenz. Jede Evolutionsstufe bringt uns eine Schalendicke weiter zu den äußeren Schichten unseres Zwiebelmodells. Die Entwicklung der Raumfahrt bedeutet einen neuen Fortschritt auf diesem Weg. Das Konzil der Sieben befand sich, auch wenn es negativ einzuschätzen war, lange Zeit in seiner Entwicklung eine Stufe über der Menschheit. Doch nun sind die Menschen in die nächste Schale vorgestoßen. Die Kosmische Hanse bringt sie entwicklungsmäßig auf einen vergleichbaren Stand mit Institutionen wie dem Konzil.«
ES machte eine Pause. Wie um Atem zu holen – dieser Vergleich drängte sich Rhodan auf.
»Die meisten Existenzformen bleiben an dieser Stelle hängen«, setzte ES nach einer Weile seinen Bericht fort. »In der Regel zerstören sie sich selbst, weil die ethische Entwicklung nicht mit den anderen Bereichen Schritt hält. Das Konzil der Sieben musste schließlich scheitern, weil es sich nur mit seiner räumlichen Expansion befasste und diese außerdem gewaltsam vorantrieb.«
Was kommt danach? Was geschieht mit Existenzformen, die die nächste Zwiebelschale erreichen?
»Du kennst die Antwort, Perry Rhodan.«
Ja, gab er erschauernd zu. Die weitere Entwicklung führt zum Aufbau von Mächtigkeitsballungen. Superintelligenzen entstehen.
»So ist es.«
Das würde bedeuten ... dass die Menschheit ... Rhodan wagte nicht, diesen Gedanken zu Ende zu führen.
»Jede Entwicklung dieser Art erstreckt sich in der Regel über lange Zeiträume, und man weiß nie, wohin sie tatsächlich führt«, schränkte ES ein.
Rhodan fühlte sich ernüchtert. Er hatte den Eindruck, dass ES ihn in seiner Euphorie bremsen wollte.
»Ich spüre, wie sehr dich das alles
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