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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Als sie in die Werkstatt traten, machte Brandauer Licht. Das Erste, was den beiden Männern in die Augen fiel, war eine weiße Gestalt, die sich hinter den Blasebalg niedergekauert hatte, um sich dort zu verstecken. Jedenfalls war es ein Lehrjunge, der hier auf verbotenen Wegen von dem Meister überrascht wurde, den er wohl bereits zu Hause gewähnt hatte. Der Schmied zog ihn hervor, und nun zeigte es sich, daß der Bursche nur mit Hemd und Unterhose bekleidet war.
    »Was thust Du hier, Thomas?«
    »Ich – ich – ich weiß es selper nicht, Meister Prandauer.«
    »So!« Er leuchtete in den Winkel, wo der Bursche gesteckt hatte, und brachte eine noch glimmende Cigarre zum Vorschein. »Was ist das?«
    »Das? Hm, das ist vielleicht gar eine Ampalema!«
    »Du hast geraucht?«
    »Nur ein ganz kleines Pischen, Herr Meister.«
    »Und warum hier?«
    »Dropen kann ich nicht in der Kammer; da könnte ich pei dem Opergesellen schöne Ohrfeigen pesehen!«
    »Verdient hättest Du sie!« lachte Brandauer, der dem Lehrjungen nicht ungewogen zu sein schien. »Aber da sie einmal brennt, so magst Du sie fortrauchen. Dabei aber sorgst Du für diesen Mann, den ich Dir übergebe, bis ich nachher wiederkomme.«
    »Ganz zu Pefehl, mein pester Meister Prandauer!« schmunzelte der Junge und folgte den beiden Leuten in die Stube, wo der Schmied einen Kleiderschrank öffnete.
    »Hier, ziehe Dich um, und laß Dir dann von Thomas zu essen und zu trinken geben. Er mag so vorsichtig wie möglich sein, daß Niemand aufgeweckt wird. Jetzt gehe ich nach dem Gehege.«
    Nach einigen weiteren Bemerkungen verließ er das Haus. Katombo sah sich von dem Lehrburschen aus das Beste bedient, der, als sich der Zigeuner umgekleidet hatte und mit Essen fertig war, hinaus in die Werkstatt ging und mit einer Cigarre zurückkehrte.
    »Willst Du Dir auch eine anprennen?« frug er.
    »Ja.«
    »Da hast Du sie; aper rauche sie mit Verstand; es ist nicht etwa plos Cupa oder Hapanna, sondern die peste Ampalema. Ich hape sie von meinem Pruder Palduin, der ist Kenner, zwei Stück für drei Pfennige!«
    Damit hatte die Unterhaltung ein Ende, denn der Lehrling hatte keine Lust, sich den Hochgenuß seiner Ambalema durch unnützes Reden zu beeinträchtigen, und Katombo war zu sehr mit seinen Gedanken und Gefühlen beschäftigt, als daß er ein Bedürfniß nach einem Gespräche empfunden hätte.
    So vergingen beinahe zwei Stunden, ehe Brandauer zurückkehrte. Er schickte den Jungen zur Ruhe und gab dann kurzen Bericht.
    »Ich habe sie nicht getroffen.«
    »Warum? Der Ort ist auch bei Nacht leicht zu finden.«
    »Weil sie überhaupt nicht mehr da sind. Ich traf ganz unerwartet auf einen Militärposten, der mich anrief. Ich gab an, daß ich mich verirrt hätte, und frug nach dem Grunde, daß Posten ausgestellt seien. Er erzählte mir, daß einer der Zigeuner einen Mann erstochen habe und entflohen sei; nun ist das ganze Gehege besetzt, um ihn zu fangen, sobald er zurückkehrt. Die andern Zigeuner aber sind sofort unter militärischer Bedeckung transportirt worden, wohin, das wußte er nicht.«
    »So werde ich morgen nachforschen!«
    »Das überlaß nur mir. Für jetzt bist Du bei mir in Sicherheit. Ich übergebe Dir ein Zimmer, welches kein Mensch betreten darf als der Lehrling, der Dich bedienen wird. Er ist treu und verschwiegen. Das Uebrige wird sich später finden.«

Elftes Kapitel
Paroli
    Es war am Abende. Ein feiner, dichter Regen fiel vom Himmel nieder, so daß auf den Straßen der Residenz nur Diejenigen verkehrten, welche die Nothwendigkeit aus ihren Wohnungen trieb. Der Posten, welcher vor dem Polizeigebäude auf und ab patrouillirte, hatte sich fest in seinen Mantel gehüllt und murmelte zuweilen ein zorniges Kraftwort über das unfreundliche Wetter, dem er sich in Folge seiner dienstlichen Obliegenheiten preisgeben mußte.
    Ein hochgewachsener Mann, der einen weiten Gummirock mit Kapuze trug, kam die Straße heraufgeschritten und trat durch das Portal in das Gebäude. Der diensthabende Polizist im Flure desselben trat ihm einen Schritt entgegen.
    »Was wünschen Sie?«
    »Ist der Inspektor zu Hause?«
    »Der Herr Inspektor, wollen Sie wohl sagen! Er ist zwar da, aber nicht mehr zu sprechen.«
    Statt aller Antwort drehte sich der Mann um und schritt auf die Treppe zu. Der Polizist eilte ihm nach und faßte ihn am Arme.
    »Ich sagte, daß der Herr Inspektor nicht zu sprechen sei.«
    Der Andere schlug jetzt die Kapuze zurück und frug:
    »Kennen Sie mich?«
    Der Beamte

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