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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dachte, Du holtest Katombo!«
    »Katombo? Wie kommst Du auf diesen Gedanken?«
    »Hast Du mir nicht versprochen, ihn frei zu geben, wenn ich Dir Deinen Willen thue, Dich hier zu besuchen.«
    »Versprochen habe ich es eigentlich nicht. Es ist sehr schwer, ihn der Hand des Richters zu entziehen.«
    »Dir ist Alles möglich«
    »Vielleicht.«
    »So gib ihn frei!«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Welche ist es?«
    »Laßt erst sehen! Katombo ist kein geborener Zigeuner, wie ich nun sicher weiß. Wer sind seine Eltern?«
    »Ich weiß es nicht. Die Vajdzina fand ihn im Walde.«
    »War der Vajda dabei, als sie ihn fand?«
    »Nein, er war damals in Süderland.«
    »Der Vajda und die Vajdzina sind so offen mit einander, daß sie kein Geheimniß gegen einander haben?«
    »Die Vajdzina ist die Königin des Stammes; sie braucht ihrem Manne nichts zu sagen, was er nicht wissen soll.«
    Sie ahnte nicht, daß sie mit diesem Ausspruche ihrem Vater das Leben rettete.
    »Weißt Du, daß ich soeben mit der Vajdzina gesprochen habe?«
    »Jetzt?«
    »Ja. Sie hat Dir gesagt, daß sie kommen werde.«
    »Sie sagte es.«
    Er zog eine Schnur hervor, an welcher ein kleiner, lederner Wickel hing. Er hatte sie vorhin der Leiche vom Halse genommen, ehe er diese in das Wasser warf.
    »Hier sendet sie Dir dies Zeichen. Du sollst bei mir bleiben, bis sie kommt, um Dich abzuholen.«
    »Bei Dir? Ich kam doch nur für eine Stunde!«
    Er zog sie an sich und strich ihr mit der Hand liebkosend über das Haar.
    »Hast Du mich wirklich lieb, Zarba?«
    »Ja.«
    »Und mußt Du der Vajdzina in Allem gehorchen?«
    »Ja.«
    »So wirst Du bei mir bleiben; sie befiehlt es Dir. Denn nur unter dieser Bedingung kann ich Katombo retten und den Andern, der ihm gegen mich beistand.«
    Sie blickte verwirrt vor sich nieder. Der Gehorsam gegen die Vajdzina und die Liebe stritten gegen das Gefühl mädchenhafter Scham und Zurückhaltung in ihrem Innern.
    »Und was soll ich hier?«
    Er drückte sie noch inniger an sich und küßte sie wiederholt auf die schwellenden Lippen.
    »Meine Gebieterin sollst Du sein, meine Braut, mein Weibchen.«
    Er sprach weiter zu ihr und immer weiter. Seine Stimme hatte jenen einschmeichelnden Klang, welcher selbst ein erfahreneres Mädchen, als Zarba war, zu bethören vermag. Er erzählte ihr von der Pracht und Herrlichkeit, die ihrer wartete und umstrickte sie mit so glanzvollen Schilderungen und Versprechungen, daß ihr Widerstand immer schwächer wurde, bis sie endlich frug:»Hat die Vajdzina wirklich befohlen, daß ich bleibe?«
    »Wirklich! Ich habe Dir ja zur Beglaubigung ihr Zeichen gebracht.«
    »Es ist ihr Talisman, den sie noch niemals aus den Händen gegeben hat; ich glaube Dir und werde bleiben, bis sie kommt. Aber nun gibst Du auch Katombo frei?«
    »Ja.«
    »Jetzt gleich?«
    »Sofort. Ich werde den Befehl geben, ihn zu entlassen.«
    Er erhob sich. Sie hielt ihn zurück. Hatte trotz alledem der Zweifel seine warnenden Stimme in ihr erhoben?
    »Ich muß dabei sein; ich muß mich überzeugen, daß er wirklich gehen darf!«
    Er lächelte.
    »Du lieber, kleiner Unglaube! Ich muß Dir Deinen Willen thun, um Dich ganz und gar zu beruhigen und zu überzeugen. Aber ist es Dir denn lieb, daß Katombo Dich sieht?«
    »Nein, aber er soll erfahren, daß ich bei Dir bleibe, um ihn zu retten.«
    Der Herzog trat hinaus auf den Korridor und von da in ein Zimmer, in welchem zwei Männer auf sein Erscheinen gewartet zu haben schienen. Sie trugen seine Livrée und waren wohl seine Vertrauten.
    »Holt den Zigeuner! Ich werde Euch befehlen, ihn sofort frei zu geben, dennoch aber nehmt ihr ihn unten wieder fest und bringt ihn in den Keller zurück. Sorgt dafür, daß der ganze Vorgang keine Zeugen findet!«
    Er kehrte zu Zarba zurück, der man es ansah, daß sie dem Erscheinen ihres bisherigen Geliebten doch nicht ohne Bangen entgegen sah. Nach einiger Zeit wurde die Thür geöffnet und einer der Männer trat ein.
    »Befehlen Excellenz den Gefangenen?«
    »Herein mit ihm!«
    Katombo trat ein. Sein erster Blick fiel auf das Mädchen.
    »Zarba!« Er fuhr zurück, als habe er ein Gespenst erblickt. »Was thust Du hier?«
    »Ich habe um Gnade für Dich gebeten.«
    »Zu dieser Stunde! Ich brauche keine Gnade; ich will nur Gerechtigkeit.«
    »Nenne es wie Du willst, Gnade oder Gerechtigkeit,« fiel der Herzog ein. »Ich will Dir Deinen Wunsch erfüllen, Du bist frei. Nehmt ihm die Fesseln und geht!«
    Die Diener gehorchten dem Befehle und verließen das

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